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Haus der bösen Lust (German Edition)

Haus der bösen Lust (German Edition)

Titel: Haus der bösen Lust (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Lee
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Sünden, sie deckt sie also mühelos ab. Man muss nur im Gegenzug etwas tun.«
    Collier hätte es am liebsten unter dem Tisch auf dem Fußboden mit ihr getrieben. In meinem Fall, dachte er, müsste Gottes Vergebung ZWEI Millionen Mal größer als meine Sünden sein . Plötzlich schien ihm seine Falschheit so handfest zu sein wie der Stuhl, auf dem er saß. Falls Menschen wirklich eine Aura besaßen, wäre seine vor Lust rabenschwarz gewesen. Sag etwas, du Trottel ... »Im Gegenzug etwas tun? Was zum Beispiel? Die Kirche besuchen? Für wohltätige Zwecke spenden?«
    »Nein, nein. Schon etwas, das tiefer reicht«, erwiderte Dominique. Sie knabberte an gewürzten Bambussprossen und eingelegten Radieschen. »Das ist etwas zwischen jedem Einzelnen und Gott. Aber es ist, als verwende man seine Kreditkarte. Irgendwann muss man bezahlen. Und eine Bankrotterklärung gilt nicht.«
    Collier fand ihre Analogien interessant. Er wollte sich einnehmend geben, wollte sich für ihre Anliegen erwärmen, doch an ihm nagte blanke Lust. Dann ereilte ihn eine Erkenntnis in abgewandelter Form ihrer eigenen Worte: Meine Lust ist eine Million Mal größer als mein Verlangen nach Vergebung ...
    Jedes Mal, wenn sein Blick über ihren Busen wanderte, stieß ihn das Kreuz wie einen Vampir ab.
    »Aber genug davon«, meinte sie strahlend. »Da kommt unser Essen.«
    Die Kellnerin servierte ihnen duftende, dampfende Vorspeisen. Sie hatten zusätzlich Tintenfisch in einer scharlachroten, scharfen Soße bestellt. »Seien Sie damit vorsichtig.« Dominique deutete mit einem Essstäbchen auf das Tintenfischgericht. »Das steckt Sie regelrecht in Brand.«
    Collier stand bereits in Flammen durch die in seiner Psyche hochkochende Lust, wodurch er sich nur noch mehr wie ein Heuchler, noch verachtenswerter fühlte. Sie könnte einen falschen Fuffziger wie mich mühelos in einer Menschenmenge erkennen , dachte er. Das Schlimmste, was ich tun kann, ist zu heucheln ... Er kostete ein Stück süßliches, gegrilltes Rindfleisch. »Das Bibimbap ist köstlich.«
    »Das ist Bulgogi .«
    »Oh, natürlich. Ist schon eine Weile her bei mir.« Das Bibimbap sah wie ein Allerlei aus Grünzeug und Fleisch aus, das in einer Brühe schwamm und von einem halb gekochten Ei gekrönt wurde. Er probierte stattdessen den Tintenfisch, der sich als zart erwies, lecker und ...
    »Wow, das ist wirklich ...« Er leerte in einem Zug sein gesamtes Wasserglas.
    »Ich hab Ihnen ja gesagt, dass es scharf ist. Empfiehlt sich, es mit etwas Reis zu essen.«
    Danach folgte Collier beim Essen ihrem Beispiel.
    »Wie war Ihr Lunch mit dem ehrwürdigen J. G. Sute?«
    »Höre ich da Sarkasmus heraus?«, fragte er, nachdem sich das Brennen in seinem Mund gelegt hatte.
    »Nur ein bisschen«, antwortete sie lachend. »Er ist auf seine Weise eine Legende – fragen Sie ihn ruhig. Außerdem ist er wirklich ein sehr netter Mann, und er weiß mehr als jeder andere über die Bedeutung dieser Gegend während des Bürgerkriegs.«
    »Seine Kenntnisse über die Region scheinen tatsächlich sehr umfangreich zu sein«, meinte Collier. »Allerdings habe ich ihn weniger über den Bürgerkrieg gefragt, sondern mehr über ...«
    »Über das Haus«, vermutete Dominique. »Und die Legenden. Die verfluchten Felder, die ermordeten Sklaven. Das Haus des Bösen, über Harwood Gast und seine Eisenbahn in die Hölle.«
    »Sute hat mir erzählt, dass die Strecke von Gast mit eigenen Mitteln gebaut wurde.«
    »Mitteln, die sich übrigens nie erschöpften«, ergänzte Dominique.
    Collier erinnerte sich. »Oh ja, richtig, darüber hat er auch gesprochen. Aber wie hat er seine Männer dann bezahlt? Es waren doch nicht alle Sklaven.«
    »Nein. Den weißen Arbeitern seiner Mannschaft bezahlte er ein kleines Vermögen, auch die Sklaven waren gut gekleidet, gut ausgerüstet und wurden gut versorgt – alles dank Gasts Geld.«
    »Wie hat er also all das Material gekauft? Die Schienen, die Schwellen, die Nägel, die Werkzeuge, die Versorgungswagen?«
    »Das weiß niemand.« Dominique lächelte. »Manch einer behauptet, Gast hätte seine Seele dem Teufel verkauft.«
    Das Wort brachte ihn auf etwas. »Sie haben gesagt, dass es den Teufel wirklich gibt.«
    »M-hm.«
    »Wenn es den Teufel also wirklich gibt, dann verkaufen ihm vielleicht wirklich Menschen ihre Seelen.«
    »Menschen verkaufen dem Teufel in der Tat tagtäglich ihre Seelen, meist für erheblich weniger als Gast.«
    Collier stellte fest, dass das Essen erheblich weniger markant

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