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Haut

Haut

Titel: Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Hayder
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werden, die Fasern der Kofferraumauskleidung von der Leiche zu entfernen und Lucy dann an den Straßenrand zu legen. Sie konnte nicht länger warten.
    Sie ging nach oben, holte einen uralten Bodenventilator aus einem der mit Gerumpel vollgestopften Schlafzimmer und schleppte ihn hinunter in die Garage. Sie stöpselte ihn ein, schloss die Tür zweimal ab und legte dann den Riegel vor. Sie nahm Schlüsselbund und Jacke und verließ das Haus. Ein kleiner Renault Clio stand in der Einfahrt. Nach dem Besuch bei Thom hatte sie ihn gemietet. Er war glänzend blau und roch nach Polstereiniger und Polierwachs - ganz anders als der Focus. Es machte beinahe Spaß, ihn zu fahren.
    Im Stützpunkt in Almondsbury war es still. Der Geruch, der in den letzten zwei Tagen Versteck mit ihnen gespielt hatte, war verschwunden. Welch eine Überraschung. Jetzt roch es hier wie in einer Zahnarztpraxis. Auf ihrem Schreibtisch lag eine Mitteilung von Wellard: Die Sicherheitsabteilung habe die Nabelschnur abgeholt und werde sich melden, wenn die Untersuchung abgeschlossen sei. Das bedeutete, es würde ewig dauern. Es bedeutete auch, dass man sie nicht über die Umstände des Unfalls befragen würde - zum Beispiel danach, wie tief sie getaucht war. An jedem anderen Tag hätte das ihre Laune verbessert.
    Sie arbeitete schnell und lautlos. Aus dem Lager holte sie Galoschen, Handschuhe und drei gelbe Tyvek-Bio-Schutzanzüge. Im Spind mit der Ausrüstung für Leichenbergungen lagen geflochtene Gurte; sie nahm drei davon, zusätzlich zwei Plastikplanen und eine Handvoll Kabelbinder, stopfte alles in eine große Tasche und ging damit zum Wagen. Sie drehte das Radio auf volle Lautstärke, fuhr hinaus auf die Ringstraße, hielt bei mehreren Supermärkten und beim Threshers-Getränkegroßmarkt in Longwell Green an, um Beutel mit Eis zu besorgen. In einem Smile Store in Hanham entdeckte sie zehn pinkfarbene und grüne Eisschalen, mit denen man Eiswürfel in Form von Kreuz, Pik, Herz und Karo produzieren konnte. Sie kaufte alle zehn und bezahlte sie bar.
    Thom ging immer noch nicht ans Telefon.
    Es war elf, als sie nach Hause zurückkehrte. Sie suchte den Kies nach Fußspuren ab - aus reiner Gewohnheit: Ihre Nachbarn, die Oscars, spazierten immer wieder lässig über das Grundstück, als wäre es ihres. Der Garten der Marleys hatte früher zum Haus der Oscars gehört, und sie machten kein Hehl daraus, dass sie ihn zurückkaufen wollten, um wieder Zugang zum Tal zu haben. Es war ein riesiger, weitläufiger Garten, viel zu groß, als dass Flea ihn hätte pflegen können, und irgendwo da unten in der Wildnis stand ein großes Problem: ein Zierbau, den einer der jungen Männer aus dem Herrenhaus im neunzehnten Jahrhundert hatte errichten lassen. Jetzt war er kurz vor dem Einstürzen. Von der Baubehörde war jemand mit einem gelben Schutzhelm gekommen, hatte ihn inspiziert und dann erklärt, er verstoße gegen sämtliche Gesetze der Physik und sei gefährlich. Deshalb müsse er entweder instand gesetzt oder abgerissen werden. Aber Flea würde nicht klein beigeben. Der Garten war Mums Stolz und ihre Freude gewesen. Sie würde ihn nicht verkaufen, ganz gleich, wie lästig er wurde.
    Es gab keine Fußspuren. Alles war so wie zuvor. Sie ließ den Clio in der Einfahrt stehen und ging ins Haus. Schon in der Diele schlug ihr der Geruch aus der Garage entgegen. Wie um alles in der Welt hatte sie es nur geschafft, in den letzten zwei Tagen an dem Focus vorbeizugehen und die verdammte Kiste sogar zu fahren, ohne etwas zu merken?
    Sie brachte die Eisbeutel in die Garage, trug alles andere ins Wohnzimmer und zog sich bis auf die Unterwäsche aus. Der Tyvek-Anzug war dicker als die Schutzanzüge bei der Spurensicherung, und es war heiß darin. Sie zerrte ihn über die Schultern, knotete ihr wildes Haar zusammen und zog die Kapuze hoch. Dann hielt sie sich am Sofa fest, hob nacheinander die Füße und schob sie in die Stiefel, wie sie sonst ihre Flossen anzog. Die Atemmaske ließ sie unter dem Kinn baumeln. Sie holte sich eine Flasche Wasser aus der Küche und setzte sie an die Lippen, während sie mit schwerfälligen Schritten zur Garage tappte.
    »Okay.« Sie schlug die Tür hinter sich zu. »Dann wollen wir dich versorgen.«
    Die Leiche musste gekühlt werden. Die Nächte waren immer noch kalt, und zwei Tage lang war es auch tagsüber kühl gewesen; also musste sie den Verwesungsprozess auf das Tempo drosseln, mit dem er unter freiem Himmel fortschreiten würde. Sie

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