Head over Heels - Band 1 (German Edition)
Chef.“
Später am Abend, ich habe gerade geduscht und es mir mit dem Laptop im Bett bequem gemacht. Da ich das Wohnzimmer meide, auch die Küche, das Esszimmer, eigentlich alle Räume, in denen ich Lisa begegnen könnte, verkrieche ich mich mittlerweile seit fünf Uhr. Wie ein Kind, das etwas angestellt hat, denke ich und fahre den PC hoch.
Auf der Heimfahrt habe ich mir Lisas Worte noch einmal durch den Kopf gehen lassen. In einem Punkt gebe ich ihr recht – ich brauche eine Veränderung. Und da die Sache mit Taylor und mir beendet ist und ich mir nicht vorstellen kann, weiterhin in unserer alten Wohnung zu leben, möchte ich die Zeit nützen und mir ein paar Wohnungen im Internet ansehen. Nachdem ich bei Google ein Stichwort eingegeben habe, erscheinen gefühlte hunderttausend Anzeigen. Ich entscheide mich für die erste – reines Bauchgefühl. Ich muss schmunzeln, wenn ich an dieses Wort denke.
Die erste Wohnung in diesem Katalog liegt nicht weit von hier, ist teilweise möbliert und im viktorianischen Stil gehalten. Sie gefällt mir, auch wenn der Preis recht hoch ist.
Als mein Handy klingelt, reißt es mich vom Bildschirm weg, auf dem gerade das Foto des schmalen Badezimmers auftaucht. Naomi. Scheiße, Samstag! „Hi, wie geht es dir?“
„Gut, danke. Ich wollte dich nur wegen Samstag fragen, wann du vorbeikommst. Ich dachte mir, wir trinken zuerst bei mir etwas und gehen dann gemeinsam zu der Party.“
Ich komme mir gemein vor, doch ich muss sie anlügen. Denn in dem Stadium der – sagen wir mal – Bekanntschaft, in der sich William und ich befinden, kann ich es mir nicht leisten, Londons größter Tratschtante davon zu erzählen. Sicher ist sie meine Freundin, und ja, ich würde für sie durchs Feuer laufen … aber William. Ich kann nur hoffen, dass sie mich, falls sie es eines Tages rauskriegt, nicht zerfleischt.
„Ach ja, Samstag. Naomi, es tut mir leid, aber ich habe ganz vergessen, dass Frank und Lisa mich bereits gebeten haben, auf Susi aufzupassen. Sie wollen ins Theater gehen“, füge ich schnell noch hinzu, um wenigstens einen Funken Wahrheit reinzupacken.
Naomi schnaubt enttäuscht. „Du bist mir ein Rätsel. Wie schaffst du es, deine eigenen Termine nie auf die Reihe zu kriegen, während du im Büro die Verlässlichkeit in Person bist?“
Ich gehe nicht weiter darauf ein. „Es tut mir leid. Gehst du trotzdem?“
Jetzt fängt es also an – ich verwandle mich in eine böse, listige, betrügerische Schlampe. Und das alles nur wegen dieses Mannes, der mich sicher ohne schlechtes Gewissen versetzen würde. „Glaub schon. Dann aber nächste Woche. Du musst raus und nicht babysitten, hast du mich verstanden?“
„Ja“, knurre ich. „Ich bin nicht bescheuert.“
„Manchmal denke ich das aber.“
„Danke ebenfalls.“
Wir lachen und ich lasse mich zurückfallen. Für eine Sekunde erwäge ich, Naomi um Rat zu fragen. Doch alleine das Wissen, dass sie nicht die Klappe halten kann, lässt mich schweigen. William würde mich erdolchen.
„Na gut, lass dir Frankie für ein paar volle Windeln entgehen. Bis Montag, dumme Ziege.“
Nein, denke ich grinsend, ich lasse mir Frankie nicht für Windeln, sondern für unseren Boss entgehen. „Bis Montag. Viel Spaß, Dumpfbacke.“
Naomi legt auf und ich widme mich weiter der Wohnungssuche. Ich entdecke sogar richtige Schnäppchen, wobei ich mir nie den Gedanken an etwas Schlimmes verkneifen kann. Eine Leiche im Keller, Schimmel, laute, barbarische Nachbarn ... irgendetwas musste doch sein! Bei meinem Umzug nach London hat mir mein Vater geholfen, eine Wohnung zu finden. Und er hat Ahnung davon, was ich von mir nicht behaupten kann.
Müde und nicht klüger als zuvor schließe ich die unzähligen Seiten, die ich geöffnet habe, da überkommt mich eine Idee. Vielmehr schalten sich meine Fühler ein. William – ich weiß so wenig über ihn. Von ihm selbst scheine ich allmählich mehr zu erfahren, aber im Internet existieren bestimmt unzählige Berichte und Fotos von ihm. Lediglich meinem jugendlichen Leichtsinn ist es zu verdanken, dass ich seinen Namen google.
Total unreif und hysterisch atme ich durch, ehe ich die Augen wieder öffne und die Ergebnisse betrachte. Das erste Fenster zeigt einen Artikel in einer Klatschzeitung, der über eine angebliche Affäre berichtet. Die Frau heißt Olivia Freight und ist die Tochter irgendeines reichen Vaters. Ich kenne sie nicht, doch bereits aufgrund ihres Aussehens kann ich sie in eine
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