Heartbreaker - Chartbreaker
ich mit ihm Schluss gemacht hatte, nicht nur zu einem Song verarbeitet, er spielte sie auch noch in dem Video bis ins kleinste Detail nach.
»Das ist haargenau die Szene, wie wir miteinander Schluss gemacht haben!«, brüllte ich Victoria an. »Guck dir das an! Genau so war es! Und diese bescheuerte Caitlin McGregor tut so, als wäre sie ich.«
»Was hast du gegen sie?«
»Sie hat einen Drogenentzug gemacht!«
»Menschen sind nun mal nicht perfekt, Audrey.«
»Gleich drei Mal! Was sollen die Leute jetzt über mich denken?«
Ich schaute Victoria entsetzt an und starrte dann wieder auf den Fernseher. Caitlin und Evan führten gerade einen hochdramatischen Dialog, den ich bestens kannte, und Evan hatte seinen Hundeblick aufgesetzt. »Das ist das lahmste Video, das ich jemals gesehen habe«, verkündete ich.
»Coole Einstellung«, sagte Victoria, als die Kamera knapp neben »Audrey« auf Evan gerichtet war. Er sah süß und schutzlos aus, ganz der liebe, brave Junge, der von seiner herzlosen, bösen Freundin sitzen gelassen wird.
»Guck dir das mal an!«, rief ich empört und zeigte wieder auf den Bildschirm. »Guck dir das an! Genau so war es!«
»Caitlin hat überhaupt keine Ähnlichkeit mit dir, Aud. Entspann dich!«
»Sie trägt Armstulpen! Das ist Rufmord! Oder … oder irgendwas, das genauso schlimm und auf alle Fälle verboten ist!«
»Audrey« saß inzwischen auf Evans Bett und sah so gelangweilt aus, als würde sie jeden Tag mit jemandem Schluss machen. »Und dann das erst!«, sagte ich zu Victoria. »So fies war ich wirklich nicht!«
»Warte mal, ist das nicht dein T-Shirt?«, kam von ihr als Antwort.
Ich sah genau hin. »Audrey« trug ein weißes T-Shirt, das an den Schultern mit Sicherheitsnadeln zusammengehalten war. »Ja, das ist es! Ganz genau! Ich hab es angehabt, als ich mit ihm Schluss gemacht habe!«, stöhnte ich. » Ohmeingott! Ich hab es selber gemacht! Es gibt es nur ein einziges Exemplar davon! Evan! Das ist doch nicht dein Ernst? Meinen Geburtstag hast du vergessen, aber wie mein T-Shirt ausgesehen hat, als ich Schluss gemacht hab, das weißt du noch?«
»Kein Wunder«, sagte Victoria. »Ist ja auch ein T-Shirt, das man in Erinnerung behält.«
Wir guckten das Video geschockt und schweigend weiter an. Um genau zu sein, ich guckte geschockt und schweigend das Video an; Victoria machte andauernd fachkundige Kommentare über irgendwelche Kameraeinstellungen und was ihr sonst noch so auffiel, während ich vor der ganzen Nation um meinen guten Ruf gebracht wurde.
Mal wieder.
Das Video endete damit, dass »Audrey« die Treppe hinunterging, während Evan im Türrahmen seines Zimmers stand, »Audrey, wait!« stammelte und sein Bestes tat, tödlich verletzt auszusehen. Die falsche Audrey aber ging kaltblütig zur Haustür hinaus, wo im Auto ein rothaariger Junge auf sie wartete. Er warf ihr einen verschwörerischen Blick zu, küsste sie, dann fuhren beide davon.
Ich kriegte dreißig Sekunden lang keine Luft, so unglaublich sauer und empört war ich.
Danach ging ich wie ein eingesperrter Tiger in unserem Wohnzimmer auf und ab, fuchtelte mit der Fernbedienung herum und musste mich sehr zusammenreißen, mit ihr nicht nach dem Bildschirm zu werfen. »Sind die grade irgendwo auf Tour?«, fragte ich. »Denn egal, wo sie sind, ich fliege hin. Und wenn es der letzte Albtraum von Touristenfalle ist, ich fliege
hin und mach ihn fertig. Nicht nur Evan. Den verdammten Regisseur dieses Videos auch. Und MTV.«
Victoria saß auf der Couch und sah mir zu, wie ich herumtobte. »Aud -«
»Weißt du was! Jetzt hab ich’s! So mach ich das! Mein Vater hat einen Rechtsanwalt und ich werde Evan verklagen! Ich werde ihn verklagen, ich werde das Plattenlabel verklagen, ich werde die Band verklagen und ich werde diesen vollkommen unerträglichen bekifften Idioten von Manager verklagen!«
»Glaubst du nicht, dass du etwas überreagierst?«
»Machst du Witze?«, brüllte ich. »Ich bin die Ruhe selbst! Erst wenn ich jemand ein Auge ausgestochen habe, dann kannst du sagen, dass ich vielleicht etwas überreagiere!« Das Koffein entfaltete mächtig seine Wirkung.
»Im Ernst, Aud, du solltest ein bisschen runterkommen.«
»Dann sag ich dir jetzt mal was«, fuhr ich sie an. »Erstens. Jemandem zu sagen, dass er runterkommen soll, ist das absolut sicherste Mittel, um genau das zu verhindern. Zweitens: Geht’s noch? Ich soll runterkommen? Ich?! Nachdem ich monatelang durch die Hölle gegangen bin? Nachdem ich
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