Heartbreaker - Chartbreaker
Tag und Nacht von Fotografen verfolgt worden bin? Nachdem ich in dem Video vor allen Leuten bloßgestellt worden bin? Und mein neuer Freund dazu? Ich soll runterkommen? Großartige Idee. Runterkommen. Warum leg ich mich nicht hin und schlaf mal drüber? Dann sieht bestimmt alles gleich ganz anders aus. Oder nein, ich weiß was noch Besseres. Ich fahr ins Disneyland und dann ist die Welt wieder in Ordnung.«
Victorias Augen begannen, Blitze zu versprühen. Das kommt bei ihr häufig vor, aber ihre Blitze richten sich selten auf mich. »Wann kapierst du endlich, dass du kein normales, durchschnittliches Mädchen mehr bist?«, fragte sie. »Macht das bei dir irgendwann mal klick oder steckst du einfach weiter den Kopf in den Sand?«
Ich war total perplex. Victoria konnte einen immer wieder
überraschen, aber das war jetzt wirklich der Gipfel! »Aber ich bin normal und durchschnittlich!«, rief ich. Mir wäre zu dem Thema noch viel mehr eingefallen, aber Victoria unterbrach mich und deutete auf den Fernseher, wo mein Ebenbild gerade ein zweites Mal dem armen Evan das Herz brach.
»Nein, bist du nicht!«, brüllte sie. Wir hatten uns voreinander aufgebaut, und obwohl ich größer bin als sie, hatte ich plötzlich das Gefühl, dass sie mich weit überragte. »Guck dir das mal richtig an! Guck dich an! Das ist nicht durchschnittlich und normal! Verdammt, Audrey, jetzt begreif es doch endlich! Du bist umwerfend! Du bist fantastisch! Die ganze Welt liebt dich! Und du zeigst allen nur die kalte Schulter!«
»Ach ja?«, brüllte ich zurück. Am anderen Ende des Wohnzimmers verkroch sich Bendomolena unter einem Stuhl und stellte ihren Schwanz auf, wie sie es immer macht, wenn sie sich bedroht fühlt. »Sag mal, zu wem hältst du eigentlich? Zu mir oder zu den anderen?«
»Wovon redest du überhaupt?«
»Du weißt ganz genau, wovon ich rede. ›Audrey, ruf doch bei RPM Records an, damit wir uns ein paar Platten aussuchen können! Audrey, mach bei der Reality-Show mit, ich krieg dann jede Menge Sachen kostenlos! Audrey, willst du nicht bei dem Konzert backstage gehen? Du musst denen nur sagen, wer du bist!‹ So geht das die ganze Zeit - als würde dich nur noch das interessieren!«
»Wirfst du mir jetzt vor, dass ich gerne Spaß habe? Und zwar mit dir zusammen?«, brüllte sie zurück. Victoria schreit die Leute nur selten an, aber wenn sie es tut, dann könnte sie damit ein Erdbeben auslösen. »Ich versuch dir nur zu helfen, das Beste aus der Situation zu machen, wie man es als gute Freundin tut. Aber nein! Du willst lieber schmollen und zu Hause hocken und dich selbst bemitleiden!«
»Und was war das dann mit diesem Auto? Mit dem BMW?«, kreischte ich. »Das hast du für mich gemacht, ja? Tatsächlich? Ich hab allmählich das Gefühl, dass du nur deswegen
meine Freundin bist, weil du dann was kostenlos kriegst!«
Wenn Victoria gekonnt hätte, ich schwöre, dann hätte sie in diesem Augenblick mit den Blitzen aus ihren Augen ein großes Loch in unsere Wohnzimmerwand gelasert. »Sie haben mir das Auto zur Verfügung gestellt, ohne dass ich sie darum gebeten habe«, zischte sie. »Mein Gott, Audrey, wann hast du es eigentlich so gründlich verlernt, auch mal deinen Spaß zu haben? Vor einem halben Jahr warst du noch ganz anders drauf! Da wären wir jeden Abend zusammen auf ein Konzert gegangen! Tut mir leid, wenn ich nicht die ganze Zeit mit dir in einem dunklen Loch herumsitze und heule, wie schrecklich doch dein Leben ist, weil du plötzlich berühmt geworden bist! Nur weil du es nicht fertigbringst, dich auch mal zu amüsieren, heißt das noch lange nicht, dass wir anderen auch alle darauf verzichten müssen!«
»Immer wenn ich aus dem Haus gehe, macht jemand ein Foto von mir! Die hocken in jedem verdammten Busch! Letzte Woche hab ich mir eine neue Feuchtigkeitscreme gekauft und diese Woche wird darüber in drei Illustrierten berichtet!«
»Lass sie doch! Ist doch egal!«
»Nein, mir ist das nicht egal! Oder zählt das nicht mehr? Ist es für dich nicht mehr wichtig, was ich denke oder fühle?«
»Oh, doch! Natürlich! Das zählt! Das ist das Einzige, was zählt!«
»Was willst du denn damit sagen?«
»Die Nachricht des Tages, Audrey! Du redest immer nur über dich, und noch viel schlimmer, du jammerst dauernd nur! Du bist ein totaler Jammerlappen geworden!«
»Ich jammere nicht, es ist nur -«
Victoria griff nach ihrer Tasche und zwängte sich in die rosaroten Ballerinas, für die ich ihr vor zwei Jahren mal
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