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Heartbreaker - Chartbreaker

Titel: Heartbreaker - Chartbreaker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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hin, irgendwann war es draußen dunkel, und die Mall belebte sich allmählich. Aus dem Kino nebenan strömten Pärchen und Familien. Nach den vielen Jungs zu schließen, die an sich gegenseitig Karatetricks ausprobierten, hatten die meisten von ihnen wohl einen Kung-Fu-Film gesehen. Der DJ im Radio machte seine Sache gut, er spielte Musik, die ganz angenehm nebenbei zu hören war. James befand sich an dem einen, ich mich am anderen Ende des Raums. Um Viertel vor neun, also genau fünfzehn Minuten, bevor wir zumachen, kam noch ein ganzer Schwung Eltern mit ihren Kindern herein. (Das ist auch so eine Grundregel: Immer kommen kurz
vor Schluss noch Leute rein. Als hätte sich die Welt gegen mich verschworen, um mich zu ärgern.) Alles in allem also ein ganz normaler Samstag - nichts Aufregendes, nichts Auffälliges, nichts Verrücktes.
    Wie ich solche normalen, langweiligen Samstage vermisse.
    Die Kinder und ihre Eltern trugen alle die gleichen hellblauen T-Shirts, auf denen vorne fett »JUGENDCHOR-WETTSINGEN« stand (was nur ein Beweis dafür ist, wie wenig diese Eltern ihre Kinder lieben, wenn sie sie tatsächlich in aller Öffentlichkeit ein solches T-Shirt tragen lassen). James, der in solchen Situationen regelrecht aufblüht, griff schon nach Waffeltüten mit Schokoüberzug, und ich hatte gerade den ersten Kunden gefragt, welche Eissorte er gerne kostenlos probieren würde (natürlich mit meinem schönsten ScooperDooper-Lächeln), als ich im Radio die Stimme meines Lieblings-DJs hörte, der immer diesen lässigen Ton draufhat.
    »Okay, Leute, jemand hat mir das gerade in die Hand gedrückt. Eine brandneue Single - sie kam Freitag bei uns rein. Eine Band von hier, nennen sich die Do-Gooders, hahaha. Ruft mich an und sagt mir, ob ihr es scheiße findet. Ich hab’s noch nicht gehört. Der Song heißt: ›Audrey, wait!‹«
    Mir fiel der Eisportionierer aus der Hand und mitsamt der Kugel Eis auf den Boden. Die Bass Drum hämmerte, die Melodie setzte ein, und obwohl ich das Lied nur ein Mal gehört hatte, kannte ich alles bereits auswendig.
    »You said your piece and now I’ve got to say mine! I had you and you strung me on the liiiiiinnnnneeeeee!«
    Als die Do-Gooders das Lied bei dem Konzert in der Jukebox das erste Mal gespielt hatten, hatte ich geglaubt, das sei der schlimmste Augenblick meines Lebens. Total falsch. Jetzt war der schlimmste Augenblick meines Lebens.
    »Erd-bee-re! Erd-bee-re!«, brüllten die Kinder um die Wette, nach einem harmonischen Chorgesang für das »Jugendchor-Wettsingen« hörte sich das nicht gerade an. Dass ich in der Zwischenzeit völlig ertaubt war, hatten sie nicht mitgekriegt.
Mein schönstes ScooperDooper-Lächeln hatte ich immer noch im Gesicht, gänzlich erstarrt, ich kriegte es einfach nicht weg.
    James blickte mich ganz merkwürdig an, reichte mir einen anderen Eisportionierer und sagte: »Mach einfach, denk jetzt nicht nach.«
    »Aber … hast du gehört, was da im Radio kommt?« Wie konnte er nur so ruhig bleiben! Das war unfassbar. »Weißt du, was das für ein Lied ist?«
    »Ähm, nein. Mach einfach, denk jetzt nicht nach.« Er wiederholte diesen Satz, als wäre er der Dalai Lama der Milcheistheke. War ihm überhaupt nicht klar, wie dramatisch das alles für mich war? Teilte er mir hier seine persönliche Lebensmaxime mit? Etwas, das nie falsch war, genauso wie die Frage: »Was kann ich für Sie tun?«
    Und damit drehte ich mich zu dem ersten Kind um, das an der Theke stand, und jagte ihm einen ziemlichen Schrecken ein. »Welche Sorte?«, presste ich zwischen den Zähnen hervor, während Evans Lied aus den Lautsprechern kam und mich mit seiner Melodie und seinen Worten überschwemmte.
    »Audrey, wait! Audrey, wait! Audrey, wait!« Es klang auch im Radio so gut, wie es in der Jukebox geklungen hatte. Verdammt gut.
    »Erd-bee-re! Erd-bee-re!«, skandierten die Kinder jetzt im Takt des Refrains, und ich kapierte plötzlich, warum manche Leute mit einem Gewehr an ihrem Arbeitsplatz auftauchen und völlig ausrasten. »Daddy, das ist ein schönes Lied da im Radio!«, sagte das kleinste Mädchen und klatschte dazu in die Hände. Die Zöpfe flogen ihr um den Kopf.
    »Ja, das ist es«, sagte ihr Vater.
    »You crucified my heart, took every part, and hung them out to drrrrryyyyyyy!«
    »Ich hab schon Besseres gehört«, meinte ich.
    »Wie bitte?«
    »Nichts. Wie viele Kugeln?«

    Drei Minuten und neunundvierzig Sekunden später (ja, ich habe mitgezählt) war das Lied vorbei und die

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