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Heidelberger Wut

Heidelberger Wut

Titel: Heidelberger Wut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolgang Burger
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ekliges Insekt zerquetschen, »… ist eine Sache, die uns nicht betrifft.«
    Erst als ich die schwere, gepolsterte Tür hinter mir zuzog, wurde mir bewusst, dass er diesmal überhaupt nicht mit einer seiner Zigarren herumgespielt hatte.
     
    »Der Fall Ahrens wird geschlossen«, erklärte ich meiner Truppe bei der Morgenbesprechung. »Dafür werden wir unsere Aktivitäten verstärkt auf den Banküberfall konzentrieren.« Ich wandte mich an Vangelis. »Hilft es, wenn ich Ihnen weitere fünf Leute gebe?«
    Sie nickte konzentriert. »Viel habe ich zwar nicht mehr. Aber den einen oder anderen Hinweis gibt es schon noch, dem wir nachgehen sollten.«
    »Die DNA-Spuren an dem Handy?«
    »Da sind wir dran. Ich habe vor, in den nächsten Tagen Speichelproben von allen Personen in der Nachbarschaft zu nehmen.«
    »Und da wären immer noch diese Nachbarn, die in Urlaub sind«, warf Balke ein, »wie heißen die noch?«
    »Habereckl«, antwortete Vangelis, ohne eine Sekunde nachdenken zu müssen.
    Wir diskutierten kurz, wen ich ihr zur Verfügung stellen konnte, um die Soko aufzustocken. Natürlich war auch Runkel dabei.
    »Und machen Sie Druck dahinter«, wies ich Vangelis an. »Wir könnten einen Erfolg brauchen.«
    Sie bedachte mich mit einem ihrer Blicke, für die ich sie manchmal gerne in eine dieser alten Jahrmarkt-Kanonen gestopft und auf den Mond geschossen hätte. Zugegeben, sie war meine beste Mitarbeiterin. Sie würde ihren Job auch ohne meine Ratschläge richtig machen. Aber ich konnte sie trotzdem nicht leiden.
    Als das Stühlerücken begann, meldete sich mein Telefon. Seligmann.
    »Hier lungern auf einmal jede Menge Leute vor meinem Haus herum«, erklärte er aufgeregt. »Sogar ein Übertragungswagen vom Fernsehen steht da!«
    »Und was soll ich tun?«
    »Dafür sorgen, dass die verschwinden. Ich kann ja nicht mehr aus dem Haus!«
    »Hat jemand Ihr Grundstück betreten?«
    »Das fehlte noch!«
    »Dann bin ich leider machtlos. Die Straße ist öffentlicher Raum. Am besten, Sie halten sich versteckt, bis sich die Aufregung gelegt hat. Das wird erfahrungsgemäß nicht lange dauern.«
    »Ich muss irgendwann mal einkaufen!«
    »Lassen Sie sich was bringen. Vielleicht kann Ihre Nachbarin aushelfen?«
    Den Rest des Vormittags verbrachte ich in Besprechungen, die meine geplagte Sekretärin letzte Woche auf meinen Wunsch abgesagt und neu terminiert hatte. Anschließend hatte ich wie üblich das Gefühl, zu nichts nütze zu sein. Was würde denn geschehen, wenn ich einfach nicht mehr zur Arbeit erschien, fragte ich mich. Wenn ein Polizist im Streifendienst krankfeierte, dann blieb ein Platz in einem Polizeiauto leer, dann fehlte einer. Wenn ich verschwinden sollte, dann würde dies vorerst höchstens Sönnchen beunruhigen. Und ansonsten würde alles genauso weiterlaufen wie immer.
    Kurz vor Mittag kam ein schwitzender Paketbote mit fünf Kartons Meersburger Kerner.

22
    Nach dem Essen klopfte Balke an meine Tür. Heute klang sein Klopfen äußerst optimistisch.
    »Möchten Sie auch einen Kaffee?«
    »Gerne.«
    Er nahm Platz und strahlte mich an.
    »Ich warte.«
    »Worauf?«, fragte er schelmisch.
    »Dass Sie mir sagen, wie Brauns Geliebte heißt.«
    »Sein Neunhundertelfer steht abends ziemlich oft in der Nähe einer bestimmten Adresse in der Tinqueux-Allee in Leimen. Es ist ein Mietshaus der oberen Kategorie. Er parkt immer hinten, wo der Wagen von der Straße aus nicht gesehen werden kann. Ist ein verdammt umsichtiger Mann, unser Herr Braun.«
    »Der Name«, unterbrach ich ihn ungeduldig.
    »Céline Piaget. Verdammt hübsches Ding übrigens. Bis vor ein paar Monaten hat sie in der Vereinsgaststätte des Tennisclubs gekellnert. Aber jetzt hat sie das offenbar nicht mehr nötig, jetzt sieht man sie dort nur noch als Gast. Dafür wohnt sie auf einmal in einem noblen Appartement und kauft bei Prada und Gucci ein und fährt ein nigelnagelneues Fiat-Cabrio.«
    Ich sah zur Decke. »Wenn ich so über all das nachdenke, dann kommt mir ein ganz schrecklicher Gedanke …«
    »Seine Schussverletzung war nach drei Wochen schon wieder so gut wie verheilt. Da muss einer schon verdammtes Glück haben, dass es so einen glatten Durchschuss gibt.«
    »Oder der Schütze hat genau gewusst, wohin er zielen muss.«
    »Vielleicht hat er sogar selbst geschossen? Kann seine Frau bezeugen, dass es nicht so ist?«
    »Ich werde sie fragen.« Ich stieß die Luft durch die Zähne. »Keiner wusste besser als Braun, wann genug Geld im Tresor liegen

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