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Heidenmauer

Heidenmauer

Titel: Heidenmauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Maria Soedher
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welche, die reden jeden Tag mit ihrem Kaktus, und mit Viechern muss man reden, grad so wie mit Menschen auch. Außerdem weiß ich, dass du auch mit dem Esel reden tust. Aber mal was anderes, was ist eigentlich mit dem toten Schreiber, drunten an der Landtorbrücke?«
    »Tot ist er halt, der Schreiber, außerdem war es auf der Luitpoldschanze.«
    »War was mit den Mädchen?«, fragte Derdes und richtete den Blick zur Weide hin.
    »Wieso?«
    »Weil du so schlecht drauf bist.«
    »Nee. Da ist im Moment Ruhe, die bereiten sich, soweit ich weiß, auch auf so was Ähnliches wie eine Lebendkrippe vor – Songcontest. Aber mal was anderes, Albin – wo ich in dir schon mal das lebende Lindauer Familienadressbuch vor mir stehen habe, eine Frage – kennst du einen gewissen Rubacher?«
    Albin Derdes drehte sich zur Seite und sah Schielin an. »Auweh, auweh, auweh! Hot einer von dene Säckel was mit dem Umbringe zum tun!? Sag schon, oder!? Ja des wundert mich ja überhaupt nicht …«
    Schielin winkte ab. »Nein, jetzt hör doch auf. Du kennst also den Rubacher?«
    »Einen!? Drei! Und alles verreckte Hund. Der Hermann, der Ludwig und der Heinrich. Drei Brüder. Vom alten Rubacher die Bagasch. Aber aus dem Haus hat nichts Gescheides kommen können, des war von Anfang an klar.«
    So echauffiert hatte Schielin seinen Nachbarn selten gesehen. »Erzähl mal was über die Burschen!«, forderte er ihn auf.
    Der winkte ab. »Was soll ich da erzählen. Die sind ja untereinander wie Hund und Katz, und ich hab noch niemanden troffen, der mit denen zurecht kommen ist. Halsabschneider allesamt.«
    »Hast du mal was mit denen zu schaffen gehabt?«
    »Na Gott sei Dank nicht. Aber von der Cousine meiner Erna, die Schwägerin deren Tante ihr Jüngster … der schon. Erst letztes Jahr … Moment … vor zwei Jahr … auf der Kommunion von meinem Bruder seiner …«
    Schielin unterbrach ihn. »Albin, bitte! Was nun?«
    »Der Ludwig, des ist der kleine Dicke mit der Glatze, der ist so … ich weiß nicht, wie man sagt, so ein Verwalter für alte Leut.«
    »Betreuer«, sagte Schielin.
    »Genau. Betreuer. Und da hört man halt so das eine oder andere.«
    »Was genau?«
    »Das es nicht so recht zugeht bei der Sache. In Opfenbach droben, da hat er einer Frau ein paar Felder verkauft, und die Verwandtschaft könnt überhaupt nichts machen dagegen, und in Hergatz, da hat er einen alten Mann ins Heim, und das Haus war über Nacht verkauft, ohne das jemand im Dorf was davon erfahren hätte. Erst als es schon weg war. Weißt du, da hätten schon einige Interesse gehabt. Er hat es aber an so einen Künstler aus München verhökert, und so schaut’s da jetzt auch aus. Der hot ein wenig Farbe an die Fassade gschmiert und des war’s dann. Dreimal im Jahr kommt er mit so ein paar Weiber raus, dann machen sie da drinnen Kunst, no ist er wieder weg. Ausschauen tut’s rundherum … furchtbar!«
    »Und der Heinrich?«
    »Ganz ein Hinterfotziger. Der hot scho immer die Viecher und die Leut tratzt. Es ist scho viele Johr her nun, der hots ja schon immer mit de Hund, immer so scharfe Viecher, und einer von dene hot ihm emole ins Gesicht gebissen. Seither hot er doch so eine Narbe hängen. Passt gut zu dem Kerle. Aber glücklich kann der auch net sein.«
    »Wieso?«
    »Ach, immer der Streit mit den Leuten … glaubst du, der kann so zufrieden am Zaun lehnen und sich daran freuen, wie ein Esel dasteht, unter dem Birnbaum, einfach freuen … ich glaub’s nicht«, Albin Derdes überlegte, »im Sommer war’s, beim Kartln im Köchlin, da sind wir erst auf die Rubachers zum Reden gekommen. Der Hermann ist übrigens schon tot, schon ein paar Jahre, das war noch der umgänglichste von denen. Ging ganz schnell. Krebs. Und untereinander, da haben sie ums Erbe gestritten, jahrelang. Mit Anwälten und bis zum Gericht ist es gangen. Um jede zerbrochne Tasse haben die gestritten. Aber die letzten Jahre …«
    »Woher weißt du das alles eigentlich?«
    Albin Derdes holte tief Luft. »Also von meiner …«
    »Ist ja eigentlich auch egal«, schnitt ihm Schielin das Wort ab, klopfte ihm vertraut auf die Schulter und ging in die Weide. Die Hufe mussten wieder einmal kontrolliert werden, und er hatte ein paar Stücke trockener Seelen dabei, die Ronsard so mochte.
    Als Albin Derdes eine weitere Zigarette geraucht hatte, mit dem Ergebnis der Nachschau zufrieden war und sich nach Hause getrollt hatte, ging Schielin eine Runde mit Ronsard in der Weide. »Was meinst du alter Freund. Es

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