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Heike Eva Schmidt

Heike Eva Schmidt

Titel: Heike Eva Schmidt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Purpurmond
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mit schmalen Augen alles beobachtete, was dort unten lebte.
    Gerade als ich beschloss, auf Daniel und Jakob zu warten, die hoffentlich in Kürze hier auftauchen würden, glimmte hinter einem der Fenster ziemlich weit oben ein rötlich-flackerndes Licht auf, als hätte der Drache soeben ein Auge geöffnet. Irgendjemand dort musste eine Kerze oder Lampe angezündet haben. Förg? Eine kribbelnde Unruhe ergriff mich. Die Vorstellung, der Richter könne irgendwas mit diesem Manifest anstellen, ehe einer von uns dreien eingreifen konnte, setzte sich als nagende Angst in mir fest und zerrte an meinen Nerven wie das beständige Tropfen eines undichten Wasserhahns. Nach einem kurzen inneren Kampf hielt ich es nicht mehr aus. Ich huschte zu dem dunklen Rechteck, das, wie ich hoffte, eine Tür darstellte. Tatsächlich ertasteten meine Finger einen Griff, und als ich zog, öffnete sie sich mit einem leichten Ächzen. Ich schlüpfte nach drinnen, und weil meine Augen durch die Nacht an die Dunkelheit gewöhnt waren, konnte ich einen langen Gang ausmachen, an dessen Ende ein blau-orangener Schein glimmte. Verstohlen schlich ich auf das Licht zu und stand alsbald vor einer Pechfackel, die in einem eisernen Halter an der Wand steckte. Mit einiger Mühe, weil ich mir nicht die Finger verbrennen wollte, zog ich das Teil aus seiner Halterung und machte mich damit auf den Weg in die ungefähre Richtung, in der ich den Lichtschein hinter dem Fenster entdeckt hatte. Ich musste zwei ziemlich steile Treppenabsätze hochsteigen, doch auf der letzten Stufe vernahm ich scharrende Geräusche und Schritte hinter einer geschlossenen Türe. Mit angehaltenem Atem blieb ich stehen und lauschte. Wie die Katze vorm Mauseloch, dachte ich. Wobei mir nicht ganz klar war, ob ich nun die Katze oder die Maus war. Vielleicht sollte ich mal durchs Schlüsselloch linsen? Auf Zehenspitzen pirschte ich mich näher an die Schwelle heran. Das Luftholen fiel mir schwer. Mein eigenes Keuchen klang so laut in meinen Ohren, als würde eine Boeing 737 starten.
    Endlich war ich nahe genug, um das Türschloss erkennen zu können. Ich beugte mich hinunter und wollte gerade einen Blick durch das Schlüsselloch werfen, als die Tür unvermittelt aufgerissen wurde. Wie ein böser Schachtelteufel stand Förg vor mir, in der Hand eine Öllampe. Mit einem erschrockenen Quieken sprang ich zurück, aber auch er zuckte zusammen, als er meiner ansichtig wurde. Sekundenlang glotzten wir uns an, wie zwei Entenjäger, die ihre Flinten statt auf das Federvieh aufeinander gerichtet hatten.
    Förg fand als Erster die Sprache wieder und zischte: »Mit dem Teufel muss es zugegangen sein, dass du den Wächtern entkommen bist, Hexenbrut!«
    Zwar konnte ich mich nicht erinnern, mit ihm Brüderschaft getrunken zu haben, aber da er ja mein Vorfahre war – wenn auch einer von der besonders ekelhaften Sorte –, beschloss ich, ihn ebenfalls zu duzen.
    »Tja, Förg, da hättest du eben ein paar fittere Jungs anheuern sollen«, gab ich mit gespielter Unverschämtheit zurück. In Wirklichkeit hatte ich solches Muffensausen, dass mir die Knochen im Leib klapperten. Doch wenn ich Förg erst mal so richtig aus der Ruhe brachte, war die Chance größer, dass er ausflippte und herumschrie. Dann würden Daniel und Jakob, die hoffentlich nicht mehr weit waren, auf uns aufmerksam werden. Ich betete nur, dass nicht ein paar Soldaten hier herumlungerten, die schneller wären. Aber ich musste alles auf eine Karte setzen. Daher fuhr ich fort, ihn zu provozieren.
    »Nachdem der reitende Bote dir das Pergament übergeben hat und ich dich davoneilen sah, wollte ich einfach mal nachsehen, was du so treibst«, sagte ich möglichst lässig.
    Seine Augen verengten sich, und mit einer unbewussten Bewegung stahl sich seine rechte Hand an sein Wams. Aha, dachte ich, dort hat er es also versteckt.
    »Nicht dass du das kaiserliche Mandat aus Wien heimlich verschwinden lässt. Steht doch darin der Befehl, die Hexenprozesse unverzüglich zu beenden, stimmt’s?«, fuhr ich zuckersüß fort und sah mit Befriedigung, wie sich seine Augen vor Schreck weiteten.
    »Du … du Satansgezücht! Woher weißt du …«, fing er an, ehe er sich wütend auf die Lippen biss.
    »Hoppla – da hat sich aber gerade jemand selber verraten«, sagte ich sarkastisch.
    Förgs Gesicht verfärbte sich dunkelrot, und seine Augen traten vor Zorn aus ihren Höhlen heraus. Ehe ich noch reagieren konnte, bekam ich einen harten Stoß vor die Brust. Ich

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