Heilige Mörderin: Roman (German Edition)
dass Sie neuerdings immer sehr spät essen, weil Sie so viel zu tun haben«, sagte er und fragte, ob sie Lust habe, Nudeln mit ihm essen zu gehen. Auch bei ihm sei es im Büro spät geworden.
Spontan sagte sie zu. Kurz darauf holte Yoshitaka sie mit dem Wagen ab.
Der Geschmack der Nudeln hatte nicht den geringsten Eindruck bei ihr hinterlassen. Wahrscheinlich weil sie mit Yoshitaka allein war. Bei jeder Bewegung, die er mit seinen Stäbchen machte, berührte er Hiromi mit dem Ellbogen. Diese Berührung würde sie nie vergessen.
Anschließend brachte Yoshitaka sie nach Hause.
»Vielleicht können wir uns ab und zu auf diese Weise zu einer Portion Nudeln treffen«, sagte er, als er sie vor dem Haus absetzte. Er lächelte.
»Ja, gern, jederzeit«, antwortete Hiromi.
»Danke. Es tut mir gut, mit Ihnen zusammen zu sein.«
»Wirklich?«
»Ich bin oft ziemlich erschöpft, wissen Sie. Hier und hier.« Er deutete mit dem Finger auf seine Brust und seinen Kopf. Dann sah er Hiromi ernst an. »Ich danke Ihnen sehr für diesen Abend. Es war schön.«
»Mir hat es auch gefallen.«
Kaum hatte Hiromi geantwortet, legte Yoshitaka den Arm um sie. Er zog sie sacht an sich, und sie ließ es geschehen. Der Kuss, den sie tauschten, fühlte sich ganz natürlich an.
In dieser Nacht jubelte ihr Herz, und sie tat kein Auge zu.Aber ihr war nicht bewusst, welch großen Fehler sie begangen hatte. Sie dachte bloß, sie beide hätten jetzt einfach ein kleines Geheimnis.
Es dauerte lange, bis Hiromi klarwurde, wie sehr sie sich irrte. Yoshitaka nahm immer mehr Raum in ihrem Denken ein. Ganz gleich, was sie tat und wann sie es tat, sie konnte ihn nicht aus ihrem Kopf verbannen.
Hätten sie aufgehört, sich zu treffen, hätte dieser fiebrige Zustand vielleicht nicht lange angedauert. Aber Yoshitaka lud Hiromi immer wieder ein. Und sie blieb häufig länger in der Schule, auch wenn sie nichts zu tun hatte, um auf seinen Anruf zu warten.
Wie ein Luftballon, der sich losgerissen hat, flog Hiromis Herz hoch hinauf, bis es außerhalb jeder Reichweite war. Als sie zum ersten Mal miteinander geschlafen hatten, kam ihr zum ersten Mal der Gedanke, etwas Schlimmes getan zu haben. Aber durch das, was Yoshitaka ihr in dieser Nacht sagte, waren Hiromis Befürchtungen wie weggeblasen.
Er habe beschlossen, sich von Ayane zu trennen.
Wie sehr musste ihre Freundin sie hassen.
Vielleicht war es doch Ayane gewesen, die Yoshitaka getötet hatte. Und vielleicht tat sie ihr gegenüber nur so freundlich, um ihre Absicht, auch sie zu töten, zu verbergen. Wer außer ihr hätte ein Motiv gehabt, Yoshitaka zu töten? Dieser Gedanke machte Hiromi besonders zu schaffen. Wie wenig wusste sie doch über den Mann, der der Vater ihres Kindes war.
Utsumi erschien in einem dunklen Kostüm und ließ sich auf dem Stuhl nieder, auf dem noch vor einer halben Stunde Ayane gesessen hatte. Sie entschuldigte sich abermals für die Umstände.
»Ich glaube nicht, dass ich zur Lösung des Falls etwas beitragen kann. Ich weiß kaum etwas über Herrn Mashiba.«
»Und dennoch hatten Sie ein Verhältnis mit ihm?«
Hiromi presste die Lippen zusammen. »Ich kannte ihn als Menschen. Aber das hilft Ihnen ja nicht bei Ihren Ermittlungen, oder? Ich weiß nichts über seine Vergangenheit oder ob er Ärger in seiner Firma hatte.«
»Erkenntnisse über die menschliche Seite des Opfers würden unsere Ermittlungen auch voranbringen. Aber ich bin nicht hier, um Ihnen heikle Fragen zu stellen. Es geht um etwas Alltägliches.«
»Was meinen Sie mit alltäglich?«
»Eben den Alltag des Ehepaars Mashiba. Sie sind diejenige, die am meisten darüber weiß.«
»Sollten Sie das nicht lieber Frau Mashiba fragen?«
Utsumi legte den Kopf schräg und lächelte. »Die Sicht der unmittelbar Betroffenen ist meist wenig objektiv.«
»Also, was möchten Sie fragen?«
»Frau Wakayama, Sie sind, seit die Mashibas geheiratet hatten, bei ihnen ein und aus gegangen, nicht wahr? Wie oft waren Sie normalerweise dort?«
»Unterschiedlich, aber im Durchschnitt ein- bis zweimal im Monat, glaube ich.«
»An bestimmten Wochentagen?«
»Nein, aber häufig sonntags, weil die Schule an dem Tag geschlossen ist.«
»Sonntags war Herr Mashiba sicher auch zu Hause?«
»Ja.«
»Haben Sie sich auch bisweilen zu dritt unterhalten?«
»Ja, das kam vor, aber Herr Mashiba blieb meist in seinem Arbeitszimmer. Er hatte auch an Feiertagen zu tun. Außerdemwar ich ja dort, weil ich etwas mit Frau Mashiba zu besprechen
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