Heiliger Bimbam – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition)
fünfhundert in Wasser. Aber sie könnte ziemlich klein gewesen sein, so oder so.«
Fen dachte nach, rutschte leicht hin und her und scharrte mit den Füßen; er trank seinen Whisky aus und drückte einen offenbar wirkungslosen Klingelknopf, um eine neue Bestellung aufzugeben. »Eine seltsame Mordmethode. Eine Pistole wäre natürlich zu laut gewesen – aber ein Messer … oder Strangulieren oder –? Alle ziemlich unappetitlich. Vielleicht die Tat einer Frau. Oder eines Mannes, der wie eine Frau denkt.« Er drückte erneut auf die Klingel, und sie fiel scheppernd von der Wand. Er betrachtete sie einen Moment lang nachdenklich und wandte sich dann wieder an den Inspektor. »Ist es schwierig, an Atropin heranzukommen?«
»Ich denke schon. Genau weiß ich es aber nicht.«
»Wenn Sie ein Inspektor sind«, sagte Fen, »was machen Sie dann eigentlich von Amts wegen? Inspizieren?« Er lachte schallend. Die anderen sahen ihn kalt an. Als er fertig war, sagte der Inspektor: »Wenn man es sich in der Apotheke besorgt, wird es natürlich wie jedes Gift registriert. Die Apotheken in der Stadt haben wir alle überprüft, und es hat sich nicht das geringste Verdachtsmoment ergeben. Wir können nicht alle Apotheken im Lande überprüfen, und außerdem bin ich ziemlich sicher, daß wir es nicht mit einem Wahnsinnigen zu tun haben – jedenfalls nicht im herkömmlichen Sinne«, fügte er nachdenklich hinzu. »Nein, ich bin sicher, in dieser Richtung brauchen wir gar nicht weiter zu suchen. Wir vermuten, daß der Schlag, den Brooks auf den Kopf erhalten hat, mit dem üblichen stumpfen Gegenstand ausgeführt wurde – und das äußerst fachgerecht, um ein Minimum an Kraft aufzuwenden; das Ganze deutet auf medizinische Kenntnisse hin. Nebenbei bemerkt, läßt es auch auf Vorsatz schließen. Man hat normalerweise keine gefüllte Spritze bei sich, wie eine geladene Pistole.«
Geoffrey gab einen Gedanken zum besten, wenn auch ohne große Überzeugung. »Vielleicht wußte Brooks schon, daß was im Busch war, und sie wußten, daß er es wußte, und beschlossen, ihn nach der Chorprobe endgültig zum Schweigen zu bringen.«
Fen nickte beifällig. »Sehr gut«, sagte er. »Mittel? Motiv? Gelegenheit?«
» Motiv «, sagte der Inspektor gewichtig. »Können wir das ein wenig definieren?« Da ohnehin klar war, daß sowohl Geoffrey als auch Fen es sehr ausführlich definieren wollten und die Frage rein rhetorisch gemeint war, fügte er rasch hinzu: »Der einzige Anhaltspunkt, den wir haben, ist Brooks’ wirres Gerede – als der Küster ihn am Morgen in der Kirche fand –« Er hielt abrupt inne. »Apropos, Sie wollen doch bestimmt den Küster vernehmen, oder?«
»Nein«, sagte Fen.
»Aha«, erwiderte der Inspektor unglücklich. »Nun, denn. Brooks hat sehr viel geredet, als er gefunden wurde, und auch später im Krankenhaus, und wir haben das meiste mitgeschrieben. Sehr viel davon hatte nichts mit der betreffenden Sache zu tun – er hatte, soviel kann ich Ihnen verraten, ein Auge auf diese schamlose Helen Duke im Postamt geworfen –«
»Postamt, Postamt«, sagte Fen. »Wozu müssen wir uns irgendwelchen Tratsch über das Postamt anhören?«
»Und dann gab es noch einige Sorgen wegen der Musik in der Kathedrale«, fuhr der Inspektor unbeirrt fort, »das hat ihn überaus beschäftigt. Offenbar hatte es mit der Baßstimme einen Streit um ein Solo gegeben – aber das wird wohl kaum ein Motiv sein.«
Fens langer, schlaksiger Körper rutschte gereizt auf seinem Stuhl hin und her und zappelte nervöser denn je. »Wann kommen wir endlich zum Punkt?« knurrte er.
»Schließlich hat er noch einige Dinge über die Kathedrale selbst gesagt. Die haben ihm anscheinend viel Kummer und Angst bereitet, aber sehr aufschlußreich waren sie nicht. Sie kennen doch bestimmt die Passage in Der Monddiamant , wo Soundso die Lücken in dem wirren Gerede des alten Arztes füllt und daraus ein Stück wunderbar grammatisch richtiges Englisch macht? Mir ist das schon immer unrealistisch vorgekommen: Delirium funktioniert so nicht. Die einzige Schwachstelle, so denke ich, in einem ansonsten exzellenten Roman, obwohl ich ihn als Detektiv geschichte für stark überbewertet halte, ebenso wie die Geschichten von Poe –«
»Ach, nun kommen Sie schon zur Sache«, sagte Fen. »Was hat Brooks gesagt?«
Der Inspektor stockte; dann holte er einen anderen Briefumschlag aus der Tasche. »Nun, Sir, im Kern hat er folgendes gesagt.« Er las es vor:
»Drähte. Mann,
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