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Heinichen, Veit - Proteo Laurenti 01 - Gib jedem seinen eigenen Tod

Titel: Heinichen, Veit - Proteo Laurenti 01 - Gib jedem seinen eigenen Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veit Heinichen
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Montenegro und Albanien warten Zigtausende Menschen darauf, nach Westeuropa gebracht zu werden. Dazu kommen die uns bekannten Schleusertransporte mit Kurden, Pakistani, Rumänen und Chinesen. Die EU-Länder, insbesondere die Deutschen, zeigen immer gleich mit dem Finger auf uns. Wir müssen das Problem an der Wurzel packen, bevor es unbeherrschbar wird. Mit dem Primo Dirigente der Polizia di Frontiera, der heute wegen einer ähnlichen Sitzung in Rom nicht kommen konnte, bin ich mir einig, daß Sie, meine Herren, Ihre Kräfte anweisen müssen, die Kontrollen auf allen Straßen deutlich zu verstärken, am besten zu verdoppeln. Dabei sollten Sie auch untereinander soviel Kontakt wie möglich halten. Ich bitte nachdrücklich darum: deutlich mehr Kooperation als bisher! Vergessen Sie Ihre Konkurrenzgefühle!«
    Den leitenden Carabinieri-Offizier trafen bei diesen Worten zugleich die Blicke des Maggiore der Guardia di Finanza und die des Kriminalkommissars, der mit der linken Hand auf seinem Rücken nach der Nadel suchte. Es war allen klar, was der Questore gemeint hatte.
    »Rufen Sie Ihre Streifen zur Zusammenarbeit auf!« Der Questore hatte die Stimme gehoben. »Denken Sie daran, wie wir im Frühjahr den Verkehr auf der Strada Costiera in den Griff bekommen haben. Damals haben Sie in zehn Tagen über dreihundert Führerscheine eingezogen. Danach war Ruhe und ist es bis heute, auch ohne erhöhte Polizeipräsenz. Also, ich erinnere an das Rezept: drei oder vier Streifen, je eine aus einer anderen Polizeieinheit, verabreden untereinander sehr kurzfristig Kontrollen und bauen diese in Abständen von ein bis drei Kilometer auf. Die Posten bleiben nicht länger als dreißig Minuten an einer Stelle, dann bewegen sie sich koordiniert weiter. Sie kontrollieren verstärkt Transporter und Lastwagen, aber auch schwer beladene und voll besetzte Personenwagen, insbesondere der bekannten Marken und Typen. Die Funkfrequenz wird – koordiniert mit der Zentrale – gewechselt, sobald sie eine Kontrolle abbauen und bevor die nächste verabredet wird. Die Führung der Kommandos bestimmen wir wieder nach Gebieten, wie beim letzten Mal. Die Zone A umfaßt in der Stadt das Gebiet nördlich der Piazza Garibaldi vom Bahnhof über die Costiera und Duino bis zur Provinzgrenze. Hier führt die Polizia Statale. Die Zone B verläuft südöstlich des Corso Italia, ist nach Norden begrenzt durch die Via d’Annunzio bis zur Pferderennbahn, und geht über die Strada dell’Istria bis Muggia. Hier führt die Guardia di Finanza. Die Zone C übernimmt die nordöstlichen Stadtteile und den Karst bis zur Staatsgrenze, hier führen die Carabinieri. Diese Regelung gilt von morgen null Uhr für vierzehn Tage. Montag acht Uhr treffen wir uns wieder, um die ersten Resultate zu besprechen. Haben Sie Fragen?«
    »Was ist mit dem Meer?« wollte der Maggiore der Guardia Costiera wissen.
    »Alles wie bisher«, antwortete der Questore, »bis jetzt haben sich die Schleuser auf den Landweg beschränkt. Es wurden noch keine Vorkommnisse auf See gemeldet. Noch ist es ihnen von da unten über das Meer zu weit. Gottlob! Beten wir, daß es dabei bleibt.«
    »Und die Carabinieri sind wieder einmal auf dem Karst«, murrte der Colonello unzufrieden, »wo …«
    »Wo Sie das letzte Mal glänzende Arbeit geleistet haben.« Der Questore hatte den Einwand gehört und sofort reagiert. »Das ist nur vernünftig«, fuhr er fort, »Ihre Leute kennen sich dort am besten aus!«
    »Es wird Zeit, daß die Kollegen ihre Ortskenntnisse verbessern«, knurrte der Colonello, doch der Questore überhörte den Einwurf.
    »Noch Fragen?« Er legte beide Hände flach auf den Tisch und schwieg einen Augenblick. Den Beamten war die Sache klar. »Die Untersuchungsrichter und die Stellvertretenden Staatsanwälte sind unterrichtet. Wir rechnen mit Ihren Erfolgen, meine Herren, und werden diese an die Medien weiterleiten und um möglichst große Verbreitung bitten. Das wird uns helfen. Es muß bekannt werden, daß man hier nicht durchkommt, dann haben wir eine Zeit lang Ruhe. Viel Glück und guten Abend!« Der Questore stand auf, auch die leitenden Polizeibeamten erhoben sich und verließen das Büro des Polizeipräsidenten.
    »Äh, Laurenti«, sagte der Questore und faßte den Commissario am Arm, »bleiben Sie doch bitte noch einen Augenblick.«
    Nachdem der Primo Dirigente der Stadtpolizei die Tür hinter sich geschlossen hatte, fragte der Questore: »Sagen Sie, was war da mit der Yacht heute früh?

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