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Heinichen, Veit - Proteo Laurenti 01 - Gib jedem seinen eigenen Tod

Titel: Heinichen, Veit - Proteo Laurenti 01 - Gib jedem seinen eigenen Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veit Heinichen
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fragte die Drakic.
    »Nicht was Herrn de Kopfersberg betrifft, Signora. Haben Sie etwas gehört?«
    »Nein, leider nicht.«
    »Und von seinem Sohn?«
    »Auch nichts!«
    »Die Kollegen in Wien haben ihn bisher auch nicht angetroffen«, sagte Laurenti. Als er den fragenden Blick Tatjana Drakics sah, fügte er beruhigend hinzu: »Man befragt alle Angehörigen in einem solchen Fall. Die österreichischen Kollegen haben uns geholfen.«
    Er nahm einen Schluck Kaffee. »Etwas anderes wollte ich Sie fragen, Signora. Wissen Sie von einem Tagebuch, das Elisa de Kopfersberg geführt hat?«
    Er zog das in rotes Leder gebundene Tagebuch aus seiner Aktentasche und legte es auf den Tisch.
    Tatjana Drakic warf einen flüchtigen Blick auf den Band und nahm ihn dann in die Hand. »Nein, das habe ich noch nie gesehen.«
    Dann nahm Laurenti das Foto von Olga Chartow aus der Tasche, das er in der Via Ponzanino erhalten hatte, und legte es neben das Tagebuch. »Kennen Sie diese Frau?«
    Tatjana Drakic ließ sich Zeit. »Tut mir leid. Nein.«
    »Sind Sie sicher? War sie vielleicht einmal in Begleitung einer Ihrer Gäste hier?«
    »Nein, das glaube ich nicht. Aber wenn man eine große Party veranstaltet, dann entgeht einem schon mal jemand. Aber ich würde sagen, nein.«
    »Das war schon alles, Frau Drakic. Ich war hundertprozent sicher, daß Sie die Frau kennen würden. Nun wollen wir Sie nicht weiter stören.« Laurenti war aufgestanden, und Sgubin, der die ganze Zeit geschwiegen und nur ausführlich den Salon gemustert hatte, trank schnell den letzten Schluck Kaffee. Man verabschiedete sich freundlich. Sowohl Tatjana Drakic als auch Laurenti waren die ganze Zeit darauf bedacht gewesen, das neu erlangte Einverständnis nicht zu gefährden.
     
    »Es war die Villa«, sagte Sgubin, als sie wieder im Wagen saßen. Er drehte den Zündschlüssel um, fuhr aber noch nicht los. »Diese schöne Frau gefällt mir nicht, Chef! Warum lügt sie?«
    »Wir wissen nicht, ob sie lügt, Sgubin. Obwohl es ja gar nicht anders sein kann, unter uns gesagt. Aber vielleicht hat sie lediglich ein gestörtes Verhältnis zur Polizei.«
    Sgubin fuhr los. Sie schwiegen. Als sie in die vierspurige Via Carducci einbogen, fuhr Laurenti plötzlich auf und griff Sgubin so fest am Arm, daß der das Steuer verriß, der Wagen einen Schlenker machte und nach Sgubins Vollbremsung zu stehen kam.
    »Was ist denn jetzt los?« fragte Sgubin mißmutig und mit gefurchter Stirn.
    »Ist ja schon gut! Weißt du was? Wir müssen jemanden finden, der Olga kannte. Aus dem Milieu. Wenn sie schon so lange in Triest war, dann gibt es Leute, die sie kennen. Erinnerst du dich noch an Lilli?«
    Sgubin lachte. »Klar, wer kannte die nicht?«
    »Sie arbeitet immer noch! Vielleicht weiß sie etwas. Wir brauchen ihre Adresse.«
    »Via Tigor 15!« Sgubin war schon auf dem Weg. »Ein bißchen früh vielleicht«, sagte er, »aber sie wird’s verkraften.«
    »Sag mal, Sgubin, warum hast du ihre Adresse im Kopf? Bist du etwa ihr Kunde?« Er schaute Sgubin an, der wie ein kleiner Junge rote Ohren bekommen hatte.
    »Um Gottes willen, nein! Aber wir haben Lilli schon so oft befragt in den vielen Jahren, daß die Hälfte von der Truppe den Weg mit verbundenen Augen finden würde.« Sie fuhren an den Rive entlang, würden gleich bei den Ausstellungsräumen der »AsteTrieste« in die Altstadt einbiegen und dann durch die engen Straßen der Citta Vecchia schließlich zur Via Tigor kommen. Um diese Zeit war nicht viel Verkehr.
    Sgubin hatte den Wagen in einer Einfahrt geparkt und klingelte an der Haustür. Er klingelte nochmals und dann ein drittes Mal. Endlich hörten sie durch die Sprechanlage Lillis Stimme.
    »Ma chi è, cazzo!«
    »Nur die Polizei, liebste Lilli! Die Herren Sgubin und Laurenti.«
    »Kommt später wieder!« Lilli hängte ein.
    Sgubin klingelte wieder und lange.
    »Vai a farti fottere!« schnauzte es aus dem Lautsprecher.
    »Lilli!!!«
    »Was wollt ihr, verflucht noch mal? Ich bin noch nicht aufgestanden«, hustete sie kräftig in die Gegensprechanlage.
    »Ich kann mir nicht vorstellen, daß wir um diese Zeit stören, Lilli. Und ob du gewaschen bist oder nicht, interessiert uns nicht! Also mach schon auf, sonst wecken wir die Nachbarn. Es dauert nicht lange.«
    Endlich drückte sie den Türöffner, und die beiden Polizisten stiegen in den vierten Stock hinauf. Die Tür von Lillis Wohnung stand halb offen. Sie traten in einen langen Flur mit einem alten Parkettboden, der bei jedem ihrer

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