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Heinichen, Veit - Proteo Laurenti 01 - Gib jedem seinen eigenen Tod

Titel: Heinichen, Veit - Proteo Laurenti 01 - Gib jedem seinen eigenen Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veit Heinichen
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Schritte knarzte.
    »Lilli«, rief Sgubin.
    »Letzte Tür links«, hörten sie Lilli rufen und folgten ihrer Stimme in das Schlafzimmer, dessen Vorhänge zugezogen waren. Nur ein schmaler Lichtstrahl fiel durch einen Spalt. Lilli lag im Bett, schlecht abgeschminkt, und hatte sich das dünne Laken unter die Achseln geschoben. Ihre Kleider waren wild über den Boden verstreut.
    »Geh in die Küche, Sgubin, und mach mir einen Kaffee, und zwar einen starken«, maulte Lilli und fügte einen Schwall derber Flüche an. Laurenti zog den einzigen Stuhl an ihr Bett. Aus der Küche hörte er Sgubin mit Geschirr hantieren.
    »Lilli, glaub bloß nicht, daß ich dir den Abwasch mache«, rief Sgubin. »Wo steht der verfluchte Kaffee?«
    »Irgendwo! Wahrscheinlich da, wo er immer steht. Mach die Augen auf«, maulte Lilli schlecht gelaunt. Dann glotzte sie plötzlich noch schlechter gelaunt Laurenti an. »Und du stell mir keine Fragen, bis mir dieser Schwachkopf den Kaffee gebracht hat. Und schau mich nicht so verliebt an. Ist doch nicht das erste Mal, daß du ’ne ungeschminkte Nutte siehst!«
    »Sublata lucerna nullum discrimen inter feminas!« Laurenti hob den Finger seiner linken Hand.
    »Was redest du da für ein Zeug?!« Lilli runzelte die Stirn.
    »›Bei gelöschtem Licht sind alle Frauen gleich.‹ Hat Casanova gesagt, als er hier in Triest war. Bin zwar nicht seiner Meinung, aber er war immerhin ein Fachmann, Lilli!«
    »Leck mich am Arsch! Und noch etwas sag ich dir: solche Drohungen könnt ihr euch in Zukunft sparen. Wenn ich einmal auspacke, dann bleibt kein Auge trocken. Und ich würde es tun.«
    Nach einer kleinen Schweigeminute, während der sie die Augen geschlossen hatte, brummte sie: »Also sag schon. Was wollt ihr?«
    Laurenti hielt ihr das Foto hin. »Kennst du die?«
    »Wer kennt die nicht?«
    »Sag schon!«
    »Die hatte vor einigen Jahren viel Erfolg. Kein Wunder, bei den Titten. Meine waren auch mal so.«
    »Und?«
    »Und heute sind sie nicht mehr so.«
    »Wer ist sie? Was weißt du über sie?«
    »Sie heißt Olga.«
    »Kanntest du sie gut?«
    »Nicht besonders.«
    Sgubin kam endlich mit einer großen Tasse Kaffee und gab sie Lilli, die sich im Bett aufsetzte, wobei das Laken von ihrem Oberkörper glitt. Sie kümmerte sich nicht darum. »Na endlich, Plattfuß, das hat vielleicht gedauert.« Sie nahm einen Schluck und dann noch einen. Endlich besserte sich ihre Laune. »Wenn bei dir alles so schwach ist wie der Kaffee, dann kannst du dich umbringen.«
    »Lilli«, fragte Laurenti wieder, »was war mit ihr?«
    »Das Mädchen hat ziemlich schnell eine Anstellung gefunden. Bei reichen Leuten im Haus. Ich habe sie dann nur noch selten gesehen.« Sie hatte Sgubins Blicke bemerkt und zog das Laken wieder ein Stück höher. »Schau nicht so, weißt ganz genau, wie meine Titten aussehen.«
    »Wo war das?« Laurenti hatte Mühe, Lilli beim Thema zu halten.
    »Was?«
    »Die Anstellung?«
    »In der Via dei Porta. Große Villa. Manchmal haben sie ein paar Mädchen aus dem Borgo geholt, aber selten. Sie hatten immer selbst welche.«
    »Beim Österreicher?«
    »Ja, beim Österreicher!«
    »Warst du auch mal dort?«
    »Das ist schon sehr lange her. Die brauchen junge Dinger, ohne Falten. Erfahrung interessiert die nicht.«
    »Und was war da?«
    »Die haben für ihre Gäste halt ein paar Mädchen dagehabt. Männer, die viel zu sagen hatten. Es ist immer das gleiche, zu viel Macht treibt das Blut nur in den Kopf.«
    »Lilli, schau dir die Fotos an«, Laurenti zog sie aus der Tasche und gab sie ihr.
    Lilli stellte die Tasse neben das Bett und blätterte die Fotos durch. »Oh! Cazzo!« sagte sie. »Die bringen verdammt viel Geld.«
    »Wie meinst du das?«
    »Glaubst du etwa, die Männer sind freiwillig auf diesen Fotos, Blödmann! Wo habt ihr die denn gefunden?«
    »Erkennst du jemanden?«
    Lilli warf keinen Blick mehr auf die Fotos und gab sie Laurenti zurück. »Olga ist drauf, und einige von den anderen waren mal kurz im Borgo. Aber nicht lange.«
    »Und die Männer?«
    »Die Männer merke ich mir nie. Das lohnt nicht. Und übrigens, wann verschwindet ihr endlich?«
    Die beiden Polizisten verstanden, daß Lillis Sprechstunde jetzt endgültig um war.
    »Denk drüber nach, Lilli! Und wenn dir was einfällt, dann laß es uns wissen.« Laurenti war schon auf dem Weg zur Tür, als er Lilli rufen hörte.
    »Ich glaube, du bist auch auf dem Foto, Commissario.«
    Er blieb zögernd stehen. »Ich? Du machst Witze!«
    »Na vielleicht

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