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Heinrich Mueller 01 - Salztraenen

Heinrich Mueller 01 - Salztraenen

Titel: Heinrich Mueller 01 - Salztraenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Lascaux
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Alarm am Tatort ein und begannen mit dem Absperren des Geländes, bevor die Spezialisten aus Bern anrückten. Mit ihnen war nicht vor zehn Uhr zu rechnen, denn der Weg in die Provinz war gerade an einem Sonntagmorgen lang und beschwerlich.
    Zaugg hatte jedoch vorgesorgt. Heute genießen die jungen Polizeibeamten eben eine viel umfangreichere Ausbildung als in früheren Jahren. Damals reichte es für die Aufklärung eines Kapitalverbrechens üblicherweise, die Umgebung während Jahren genau im Auge zu behalten, man kannte seine Pappenheimer, und wenn einer über die Stränge schlug, war er schnell in den Senkel gestellt.
    Aber heute? Heutzutage wohnte meist nicht mal mehr der Dorfpolizist im Dorf. Wie hätte er da Schuldige und Unschuldige auseinander halten sollen? Erst recht, wenn er in der falschen Partei war!
    Zaugg also war vorbereitet. Er hatte einen mehrseitigen Fragebogen dabei. Denn er wusste: Bei drei Tötungsdelikten in der gleichen Woche war von einem Serienmörder auszugehen. Nun waren Unterlagen angebracht, die auch einem allfälligen Profiler weiterhelfen könnten. Diese Daten wurden in modernen Zeiten computermäßig erfasst und im internationalen Maßstab ausgewertet. So hätte man also einen Mord zurückverfolgen können, wenn beispielsweise der Täter vom Kurzgraben bereits früher einmal in Alaska zugeschlagen hatte.
    Zaugg musste allerdings einräumen, dass diese Wahrscheinlichkeit äußerst gering war. Dennoch bestand er darauf, gemeinsam mit Blaser den ViCLAS-Fragebogen auszufüllen und ihn anschließend an die US-Zentrale zur Auswertung zu schicken. Die Beantwortung der Fragen war allerdings kein Kinderspiel. Bei den Opfern war die Sache klar: Personalien, Tötungsart, Fundort der Leiche, äußere Umstände und so weiter waren schnell zu definieren. Aber was den oder die Täter betraf, tappte man im Dunkeln. Die Fragen 55 bis 84 blieben also unbeantwortet.
    Als Zaugg herausfand, dass für jedes Opfer ein eigener Fragebogen auszufüllen war, winkte Blaser ab. Er schickte seinen jungen Kollegen in den Bären mit dem Hinweis, dass er diese Schreibarbeit allein erledigen könne. Er glaube nicht daran, dass in ihrem Fall die internationale Zusammenarbeit mehr als Kosten in unbekannter Höhe erbringe. Außerdem war der Fragebogen in Englisch abgefasst, und der Ausfüllende wurde dazu aufgefordert, bei Unklarheiten im Beantworten einzelner Fragen unter Punkt 189 in einem freien Text die näheren Umstände zu schildern.
    So weit also hatte die Ausbildung den hoffnungsvollen Polizeinachwuchs gebracht. Zaugg saß in der Kneipe und versuchte, aus dem verstörten Pfarrer die Details des Leichenfunds herauszuquetschen. Blaser hingegen wünschte sich beim Warten auf die Berner einen Kommissär von altem Schrot und Korn wie jenen vom Fernsehen, den väterlichen Studer, von dem er sehr wohl wusste, dass es eine literarische Figur war. Aber heute wünschte er ihn sich in die Wirklichkeit.
    Behutsames Fragen, das Einsaugen des Atmosphärischen eines Ortes waren die Stärken, die ihm sein Autor beigegeben hatte. Aber Friedrich Glauser hatte wohl nie im Kurzgraben gestanden, die Schuhe im Wasser, neben sich einen Menschen, der ein Amt ausfüllte, eine Ehefrau zurückließ, die sein Fernbleiben nicht einmal bemerkt hatte, und der die Bevölkerung in das schlimmste Dilemma der letzten Jahrzehnte stürzte. Plötzlich war die Sehnsucht nach dem Detektiv wieder da. Die Menschen versammelten sich statt in der Kirche in den drei Wirtshäusern des Ortes. Im Bären, Löwen und Hirschen ging es hoch her wie höchstens noch zum Ausklang eines Schwingfests mit Alphornbegleitung. Aber heute traute sich nicht einmal der Bä r en -Wirt, die Filmmusik zu Bilitis aufzulegen, wie er das normalerweise in melancholischen Augenblicken machte.
    Als gegen elf das Telefon in der Detektei Aubois und Müller quäkte wie ein alter Frosch, da wussten weder Heinrich Müller noch sein Kater, dass der Detektiv im Emmental wieder ein gefragter Mann war. Sie wussten es auch eine Stunde später noch nicht, als Nicole Himmel den Auftrag erhielt, den Mann endlich herbeizuschaffen. Denn die beiden schliefen einen herrlichen Rausch aus, in dem alle Fälle gelöst waren, in dem Vögel den Tag einsangen, bevor sie zwischen scharfen Zähnen zermalmt wurden, in dem der Duft von Kaffee selbst im Traum schon vorkam und erst das lästige Geräusch einer rasselnden Ankerkette den Schlummer beendete. Es stellte sich als Läuten der Türglocke heraus, mit dem

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