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Heiß wie der Steppenwind

Heiß wie der Steppenwind

Titel: Heiß wie der Steppenwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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amputieren«, sagte Pjetkin lächelnd.
    »Du Schuft!« Starobin lachte und drückte beide Hände auf den Unterleib. »Bin ich nicht häßlich genug? Das ist das einzige, was normal und schön aussieht.«
    »Dann schicke ich dir Marianka Jefimowna.«
    »Der Himmel beschütze mich! Soll ich ein zweitesmal sterben?« Starobin setzte sich im Bett. Er war munterer, als Pjetkin geglaubt hatte. »Sei ehrlich, Freundchen … sie ist deine Geliebte. Du schläfst mit ihr?«
    »Ja.«
    »Ein Sträfling mit einer Chefärztin. Igor, welch einen Kummer machst du überall. Als Beamter müßte ich das melden. Das bedeutet für dich nochmals zehn Jahre und für die Dussowa eine Verurteilung. Aber bei dir bin ich ein Mensch. Sie ist im Bett wie ein Taigasturm, nicht wahr?«
    »Schlimmer. Man hat keine Vergleiche mehr.«
    »Wie hältst du das aus?«
    »Weil ich Dunja liebe.«
    Starobin blickte Pjetkin an, als spucke er Feuer wie ein Fakir. »Du liebst Dunja und steigst mit Marianka in die Federn? Das ist doch schizophren, mein Lieber.«
    »Es ist Notwehr, Njelep.«
    »Aber eine süße Notwehr. Paß auf, eines Tages bricht sie dir das Kreuz.«
    Starobin lachte, machte noch viele Witze über Pjetkins nächtliche Ritte, erzählte von seiner Frau Jekaterina Pawlowna, schlug die Bettdecke zurück und sagte entsetzt: »Sieh dir das an. Er macht sich selbständig.«
    »Ab morgen darfst du baden. Zuerst heiß, dann kalt.« Pjetkin deckte Starobin wieder zu. »Ich verspreche dir … in drei Wochen bist du bei Jekaterina Pawlowna …«
    Draußen in der Krankenhausküche stellte er einen Diätplan für Starobin zusammen. Viel Gemüse, wenig Gewürze, wenig Eiweiß, mehr Kohlehydrate, Kartoffeln, Grütze, eingelegte Gurken.
    Als Starobin allein und ohne Hilfe im Zimmer und über den Flur spazieren konnte, sagte Pjetkin Marko die Wahrheit.
    »Ich habe mir meine Freiheit aus Starobins Brustkorb herausgeschnitten. Ich habe sein Versprechen, mich nach Deutschland zu entlassen.«
    Marko schwieg. Er zeigte nicht, daß es ihn traf wie Hiebe mit einer eisernen Faust. »Und Dunja?« fragte er, weil er sah, daß Pjetkin eine Antwort haben wollte.
    »Ich hole sie nach.«
    »Aus Rußland nach Deutschland? Kannst du den Ural wegtragen?«
    »Ich habe in Deutschland eine bessere Basis, um Dunja herauszuholen.«
    »Sie wird in der Weite verschwinden.«
    »Wozu habe ich dich? Du wirst immer in ihrer Nähe bleiben und berichten.«
    »Darüber werden wir hundert Jahre werden.«
    »Nein. Wir werden unser Ziel erreichen. Alle in Deutschland werden mir helfen.«
    So kann nur einer sprechen, der Deutschland nicht kennt. Marko verzichtete auf weitere Phantastereien. Er zog sich auf sein Zimmer zurück, behandelte Jewronek abweisend, was dieser als Gefahr ansah und ängstlich wurde, hockte sich aufs Bett und stierte auf die Dielen.
    Was soll man tun? Er wird nach Deutschland kommen, das weiß man jetzt. Wie empfindlich die Gefühle einer liebenden Frau sind. Dunja hat es vorausgeahnt, und ich habe sie verlacht. Wie sagt man es ihr nun? Wie packt man die Wahrheit ein, daß sie kein Gift wird?
    Am besten, man hält den Mund. Noch ist er nicht auf dem Weg nach Deutschland. Was sind abgerungene Versprechungen? Moskau läßt sich nicht erpressen.
    Er dachte genau wie Marianka Jefimowna. Und er dachte zum erstenmal gegen seine Vernunft: Stirb, Starobin! Fall um und verschwinde unter der Erde. Wir wollen Igorenka behalten … Nach Deutschland.
    In dieses fette, vor Sattheit rülpsende Land. In dieses Land, wo ein Igor Antonowitsch Pjetkin nicht einen Pfennig wert ist. Aber hier, in Rußland, ist er mit Rubeln nicht aufzuwiegen.
    Nach Deutschland, das ihn nicht erwartet, nicht braucht, ihn als Russen scheel ansieht, in irgendeine Ecke stellt.
    Bleib bei uns, Igorenka.
    Marko wußte keinen Ausweg aus diesem Labyrinth. Er hatte plötzlich den rettenden Faden verloren. Nur eins blieb ihm, die Tugend der Russen: Warten.
    *
    Starobin genas, als sei er eine Pflanze, der nur das Wasser gefehlt hatte, um zu blühen. Täglich untersuchte ihn Pjetkin, einmal in der Woche die Dussowa. »Warum leben Sie noch?« sagte sie jedesmal und ließ Starobin verwirrt zurück.
    »Sie mag mich nicht«, sagte er zu Pjetkin. »Warum eigentlich? Ich habe Workuta immer bevorzugt, so verrückt eure Anforderungen auch waren. Jedes Mal, wenn ich gesünder werde und sie stellt das fest, ist sie beleidigt. Wann darf ich zurück nach Moskau, um dieses anklagende Gesicht nicht mehr zu sehen?«
    »In vier

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