Heiße Küsse unter kühlen Tannen (SANDRINE) (German Edition)
»Und wir sind immer noch auf der Insel!«
»Wir hätten nicht einschlafen dürfen. Gewitter in den Bergen können gefährlich werden.«
Jody rappelte sich auf und warf Nicholas einen schrägen Blick zu. »Vielen Dank für Ihre überaus trostreichen Worte, Monsieur Belvedere!«
»Bitte sehr, gern geschehen, Miss Hollander. Los, lass uns abhauen!«
In Windeseile fuhren sie in Shorts und Shirts.
»Das Kanu!« schrie Jody plötzlich. »Und schau dir diese haushohen Wellen an!«
Die Wellen waren zwar nicht haushoch, aber friedlich sah das graue, aufgepeitschte Wasser auch nicht gerade aus. Ein paar Meter vom Ufer entfernt schaukelte ein rotes Etwas: ihr Kanu. Es hatte sich bei dem starken Wind losgerissen. Anscheinend hatten sie es nicht fest genug angebunden. Und wer hatte auch mit einem so plötzlichen Wetterumschwung gerechnet?
»Verdammter Mist!«, entfuhr es Nicholas. Der Wind riss ihm die Worte vom Mund.
»Los, hinterher!« schrie Jody.
Sie machte Anstalten, sich wieder auszuziehen, doch Ni cholas hielt sie zurück.
»Lass, ich mach das schon«, rief er. Er schlüpfte aus seinen Sachen und stürzte sich ins Wasser. Jody blieb am Ufer stehen und betete, dass ihm nichts passierte.
Zum Glück war das Kanu noch nicht weit vom Ufer ent fernt. Nicholas bekam das Seil zu fassen und zog das Boot mit sich. Als er damit die Insel erreicht hatte, half Jody ihm, es an Land zu ziehen und diesmal besser festzumachen.
»Es hat keinen Sinn, bei diesem Sturm zurückzupaddeln«, meinte Nicholas. »Wir werden warten müssen, bis er sich etwas gelegt hat.«
»Bis dahin wird es vollständig dunkel sein«, befürchtete Jody.
»Dann werden wir eben doch hier übernachten müssen«, versetzte Nicholas unbekümmert.
»Und alles nur, weil du mich unbedingt verführen muss test!«, beschwerte Jody sich.
»Hey, nun verdreh bloß nicht die Tatsachen!«, protestierte Nicholas. »Wer hat hier wen verführt?«
»Du hattest von Anfang an nichts anderes im Sinn!«, warf Jody ihm schmollend vor.
Nicholas grinste. »Du etwa nicht?«
»Doch!«, rutschte es ihr in schöner Offenheit heraus. Nicholas zog sie lachend in die Arme. »Siehst du, dann haben wir beide Schuld an der Misere. Komm, lass uns ein geschütztes Plätzchen suchen, es wird gleich zu schütten anfangen.«
Nicholas zog Shorts und T-Shirt wieder an, dann nahm er Jody an der Hand und zog sie weiter ins Innere der Insel. Sie schlüpften gerade unter einen kleinen überhängenden Fel sen, als der Himmel auch schon seine Schleusen öffnete.
»Kanutrip mit Hindernissen«, bemerkte Nicholas mit einem schiefen Grinsen.
»Das kann man wohl sagen!« Jody seufzte. »Hoffentlich macht Onkel Sam sich keine Sorgen um uns, wenn wir so spät zurückkommen.«
»Nein, das glaube ich nicht. Er weiß, dass ich viel unter wegs und mit jedem Wetter vertraut bin. Er kann sich ja denken, dass wir nicht mitten im Gewitter zurückkommen, sondern es erst mal abwarten.«
Jody seufzte abermals. »Hoffentlich dauert es nicht zu lange.«
»Oh, uns wird es schon nicht langweilig werden, Darling«, meinte Nicholas. »Und kalt auch nicht.« Damit küsste er Jody und drückte sie fest an sich.
5.
Zwei Wochen waren seitdem vergangen. Jody hatte sich im Hotel Belvedere rasch eingelebt, und auch die Arbeit machte ihr großen Spaß. Mit Jocelyn Hickerson kam sie erstaunli cherweise ganz gut aus. Trotz ihrer anfänglichen Ablehnung schien die Managerin nun recht zufrieden mit ihrer Assi stentin zu sein. Jody hatte von ihr auch schon viel lernen können und war der älteren Frau dankbar für ihre Mühe und Geduld.
Mit ihrer Beziehung zu Nicholas war Jody dagegen nicht so zufrieden. Dabei wusste sie eigentlich gar nicht recht, was sie von ihm wollte und erwartete. In der Öffentlichkeit hielt er sich von ihr nun ziemlich zurück, so wie Jody ihn darum gebeten hatte, aber glücklich war sie darüber trotzdem nicht.
Du bist einfach eifersüchtig, das ist alles, musste sie sich eingestehen, als sie eines Nachmittags während der Pause in der Cafeteria saß und missmutig in ihrem Kaffee rührte. Schon den ganzen Tag über war sie nicht sonderlich gut gelaunt und hatte Kopfschmerzen. Und dann musste sie auch noch mit ansehen, wie Nicholas mit dieser Carla herumflirtete! Natürlich wurmte es Jody, dass die schöne rothaarige Frau mit Nicholas und seinen Eltern die Mahlzeiten einnahm und von den Hotelbesitzern fast schon wie eine Schwiegertochter behandelt wurde. Nicholas
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