Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Held von Garathorm

Held von Garathorm

Titel: Held von Garathorm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
Vom Netzwerk:
herabfallen, schwang schnell ihre Flammenlanze vom Rücken und schnitt mit ihrem Strahl eine kreisrunde Öffnung ins Dach, die gerade groß genug war, daß sie hindurchschlüpfen konnte. Inzwischen waren auch die anderen ihr gefolgt. Einer nahm ihr die Flammenlanze ab, während sie ins Hausinnere sprang.
    Sie befand sich auf dem Speicher, die Lanzen aber waren in den Räumen darunter aufbewahrt. Glücklicherweise fand sie schnell die Falltür und schwang sich von ihr in die dunklere Tiefe. Langsam gewöhnten ihre Augen sich an die Düsternis. Ein wenig Licht drang durch die Ritzen der Fensterläden. Ah, hier war zumindest ein Teil der Lanzen. Sie kehrte den Weg zurück, den sie gekommen war, und bedeutete ihren Begleitern, ausgenommen einem, der als Wache zurückblieb, ihr zu folgen. Während sie eine Kette bildeten, um die Lanzen aus der Kammer zum Dach zu befördern, sah sie sich in den anderen Zimmern um. Hier fand sie nicht nur weitere Lanzen, sondern auch Schwerter und Wurfbeile. Aber es war unmöglich, sich davon ebenfalls etwas mitzunehmen, denn mehr als sechzig Lanzen konnten sie kaum tragen, und die Energiewaffen waren wichtiger. Als sie sich umdrehte, um zu ihren Leuten zurückzukehren, kam ihr plötzlich ein Gedanke. Aber woher wußte sie überhaupt, daß die Rubinspitzen der Lanzen sich von den Schäften abschrauben ließen? Sie nahm sich jedoch keine Zeit, sich darüber den Kopf zu zerbrechen, sondern machte sich sofort an die Arbeit. Mit flinken Fingern schraubte sie die Rubinspitzen ab und legte sie in die Zimmermitte. Dann nahm sie eine der Äxte und zerschmetterte damit das Gewinde unterhalb der Spitze, denn die Rubine selbst waren unzerbrechlich. Die Krieger würden Schwierigkeiten haben, die Lanzen zu reparieren, wenn das überhaupt noch möglich war. Jedenfalls war das das Beste, was sie tun konnte.
    Sie hörte heftige Stimmen im Freien. Leise schlich sie zum nächsten Fenster und spähte durch einen Spalt im Laden hinaus.
    Andere Soldaten waren nun auf der Straße zu sehen. Ihrem Äußeren nach gehörten sie zu jenen, die Ymryl zu seiner Leibwache auserkoren hatte. Zweifellos hatte er sie geschickt, um die Unruhe im Keim zu ersticken. Ilian mußte Ymryl gegen ihren Willen bewundern. Er schien sich nicht viel um diese Dinge zu kümmern, und trotzdem handelte er immer sofort, wenn Gefahr für die Einigkeit in seinem Lager drohte. Die Soldaten brüllten auf die bereits gegeneinander kämpfenden Menschen und Nichtmenschen ein und zwangen sie dazu, ihre Waffen niederzulegen.
    Ilian kletterte zum Speicher hoch, wo ihr Trupp gerade die letzte Lanze durch die Öffnung im Dach schob.
    „Verschwindet jetzt, schnell!" flüsterte sie.
    „Und Ihr, Königin Ilian?" fragte der junge Mann, der den Krieger getötet hatte.
    „Ich komme nach. Ich muß erst noch versuchen, hier etwas zu Ende zu bringen."
    Sie sah ihnen nach, bis auch der letzte durch die Öffnung verschwunden war, dann kehrte sie ins Erdgeschoß zurück und machte sich daran, die Spitzen der übrigen Flammenlanzen abzuschrauben. Als sie das Gewinde der letzten zerschmetterte, hörte sie aufgeregte Schreie. Wieder spähte sie durch den Spalt im Fensterladen.
    Mehrere der Männer auf der Straße deuteten auf das Dach des Waffenhauses. Ilian schaute sich nach ihrer eigenen Waffenlanze um, bis ihr klar wurde, daß die anderen auch sie mitgenommen hatten. Ihr war nur ihr Schwert geblieben. Hastig kletterte sie durch die Falltür auf den Speicher und schwang sich durch die selbstgeschaffene Öffnung im Dach.
    Und schon hatte man sie entdeckt!
    Ein Pfeil schwirrte so dicht an ihrer Schulter vorbei, daß sie sich unwillkürlich duckte und dabei ihren Halt auf dem First verlor. Sie rollte das Dach auf der anderen Hausseite herunter. Doch schon kam auch hier eine ganze Meute angerannt. Es gelang ihr gerade noch, sich am Dachrand festzuhalten, als sie darüber rutschte. Ihre Arme wurden ihr fast aus den Schultern gerissen, während sie daran hing. Von links und rechts und hinter ihr pfiffen Pfeile auf sie zu. Ein paar prallten gegen ihren Helm und den Kettenpanzer, drangen jedoch glücklicherweise nicht hindurch. Irgendwie fand sie einen Fußhalt und konnte sich wieder aufs Dach stemmen. Sie kletterte geduckt am Rand entlang und hielt verzweifelt Ausschau nach einem tiefhängenden Zweig, zu dem sie hochspringen könnte. Aber keiner befand sich in erreichbarer Nähe. Und nun tauchten am First die ersten Krieger auf. Sie hatten also inzwischen festgestellt,

Weitere Kostenlose Bücher