Held von Garathorm
den Ast entlang.
Mit zitternden Knien folgte Yisselda ihr.
Am frühen Morgen hatten sie das Lager erreicht.
Katinka van Bak eilte aus der Hütte, die sie sich selbst aus alten Brettern gebaut hatte, und strahlte über das ganze Gesicht. „Wir hatten Angst um Euch", sagte sie. „Selbst die, die behaupten, Euch so sehr zu hassen. Die anderen, die mit Euch ausgezogen waren, kamen ungehindert mit den Flammenlanzen zurück. Das war eine gute Beute."
„Wunderbar. Und ich habe einiges erfahren, das uns von Nutzen sein wird."
„Gut. Sehr gut! Doch jetzt möchtet Ihr sicher zuerst ein ordentliches Frühstück, und zweifellos wollt Ihr Euch ausruhen. Aber wer ist das?" Jetzt erst schien Katinka van Bak die junge Frau im schmutzigen weißen Kleid zu bemerken.
„Sie heißt Yisselda von Brass. Genau wie Ihr ist sie nicht von Garathorm."
Ilian sah, wie ungeheures Erstaunen über Katinka van Baks Züge flog. „Yisselda? Graf Brass' Tochter?"
„Ja", rief Yisselda erfreut, daß man sie kannte. „Leider jedoch ist Vater tot. Er fiel in der Schlacht von Londra."
„Nein, nein! Er ist zu Hause auf Burg Brass! So hatte Hawkmoon also doch recht! Ihr lebt! Das ist das Seltsamste, das ich je auch nur gehört habe - aber auch das Erfreulichste!"
„Ihr habt Dorian gesehen? Wie geht es ihm?"
„Oh." Katinka van Bak schien offensichtlich verlegen. „Es geht ihm gut. Er war krank, aber alles spricht dafür, daß er sich wieder völlig erholen wird."
„Ich möchte so schnell wie möglich zu ihm. Er befindet sich nicht auf dieser Ebene?"
„Das ist bedauerlicherweise nicht möglich."
„Wie kamt Ihr hierher? Auf die gleiche Weise wie ich?"
„Ja, in etwa." Katinka van Bak drehte sich um, als sie Schritte hörte. Jhary-a-Conel war aus einem der noch stehenden Ebenholzhäuser getreten. Er rieb sich mit beiden Händen den Schlaf aus den Augen und wirkte durchaus noch nicht völlig wach. „Jhary!" rief Katinka van Bak. „Jhary! Das ist Yisselda von Brass. Hawkmoon hatte recht!"
„Sie lebt!" Jhary klatschte sich auf die Schenkel und blickte nicht ganz ohne Ironie von Ilian auf Yisselda und dann wieder zurück. „Ha! Das ist der beste Witz überhaupt! Es ist nicht zu glauben!" Er brach in ein für Ilian und Yisselda völlig unverständliches Gelächter aus.
Ärger stieg in Ilian auf. „Ich habe genug von Euren Rätseln und merkwürdigen Andeutungen, Sir Jhary!"
„Ich verstehe, Madam!" Jhary lachte weiter. „Aber ich halte es für das Beste, die Sache mit Humor zu sehen."
DRITTES BUCH:
EIN ABSCHIED
1.
TRIUMPHALE SCHLACHT, SÜSSE RACHE
Sie zählten nun schon fast hundert, und der Großteil war mit Flammenlanzen bewaffnet. In aller Eile hatte Katinka van Bak sie in ihre Benutzung eingewiesen. Manche der Waffen funktionierten nicht mehr ganz einwandfrei, denn sie waren schon sehr alt, aber trotzdem gaben sie allen, die sie trugen, großes Selbstvertrauen.
Ilian drehte sich im Sattel und blickte zu ihrer Streitmacht zurück. Jeder der Männer und Frauen war beritten, die meisten auf den flinken Vayna. Jeder salutierte das flammende Banner in ihrer Hand. Diese feurige Flagge, die brannte, ohne daß dadurch ihr Stoff beschädigt wurde, flatterte über ihrem Kopf. Die Standarte war ihr aller Stolz und würde sie nach Virinthorm begleiten.
Unter den titanischen grünen Bäumen ritten sie dahin: Ilian, Katinka van Bak, Jhary-a-Conel, Yisselda von Brass, Lyfeth von Ghant, Mysenal von Hinn und der Rest. Und sie alle, außer Katinka van Bak, waren noch sehr jung.
Ilian hatte das Gefühl, wenn auch jene, die sie führte, ihr Verbrechen nicht vergessen hatten, sie doch wieder ganz zu ihnen gehörte. Aber viel würde davon abhängen, wie die bevorstehende Schlacht ausging.
Sie ritten durch den Morgen, und gegen Nachmittag sahen sie Virinthorm in der Ferne vor sich liegen.
Späher hatten bereits Kunde gebracht, daß Ymryl mit seiner Hauptmacht aufgebrochen war. Er hatte weniger als ein Viertel seiner Leute zur Verteidigung der Stadt zurückgelassen, von denen keiner mit einem massiven Angriff rechnete. Allerdings waren diese Verteidiger fünfhundert Mann stark und hätten mehr als genügt, Ilians Trupp zu schlagen, wäre dieser nicht mit Flammenlanzen bewaffnet gewesen.
Doch selbst die Flammenlanzen vergrößerten nur die Chance der Garathormer. Eine Sicherheit war noch lange nicht gegeben, daß es ihnen gelingen würde Ymryls Krieger zu besiegen. Hier jedoch war die einzige Chance, die sie hatten, und sie mußten sie
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