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Helden-Maus

Titel: Helden-Maus Kostenlos Bücher Online Lesen
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verschiedener Rassen und Arten gab? Vielleicht ja nicht direkt, aber wenn sie zur selben Zeit geboren waren, als auf der Lieferliste gerade braunes Haar und graue Augen stand… Nun, mit Magie war alles möglich. Jedenfalls sah sie recht hübsch aus.
    Ein Sonnenstrahl schoss wie ein Speer durch einen Winkel im Laubdach und berührte ihr Gesicht. Chex wachte auf und blinzelte. »Oh, es ist schon Morgen«, rief sie und hob erst den oberen Teil ihres Körpers und dann den Rest. »Lass mich urinieren, dann können wir weitergehen.« Sie stellte sich an den Wegesrand, spreizte die Hinterbeine und tat es, während Esk erschrocken dastand. Er wusste, dass den Zentauren derlei Dinge unwichtig waren und dass er ihre Sitten einfach nur hinnehmen sollte, ohne darauf irgendwie zu reagieren, doch er wusste, dass er gleich auf höchst peinliche Weise erröten würde.
    Da hatte er eine gute Idee. »Ich muss auch«, sagte er und verschwand hastig hinter einem Gestrüpp, um seinem eigenen Geschäft nachzugehen. Sie würde glauben, dass dies auf die menschliche Schamhaftigkeit zurückzuführen sei, und das stimmte auch, doch bestand der Hauptgrund darin, dass er Gelegenheit bekommen wollte, erst sein Erröten wieder abzubauen, bevor er sich wieder zu ihr gesellte.
    »Du solltest wirklich einmal etwas gegen diese Unart tun«, bemerkte sie unschuldig, während sie von einem herabhängenden Baum eine Pastete pflückte.
    Esk antwortete nicht, weil er nicht sicher war, welche Unart sie meinte. Doch wahrscheinlich hatte sie recht, und er beschloss zu versuchen, unter ihren Augen seinen natürlichen Geschäften nachzugehen, ohne zu erröten. Schließlich besaß ja jede Kultur ihre eigenen Sitten, und im Augenblick befand er sich nicht unter Menschen. Mit Sicherheit wollte er jedenfalls nicht dabei erwischt werden, wie er etwas anstarrte, was er eigentlich gar nicht hätte bemerken dürfen.
    Sie reichte ihm die Pastete und griff nach einer weiteren. »Danke«, sagte er und fixierte den Blick darauf. Doch er merkte nicht einmal, um welche Pastetenart es sich handelte; er biss einfach nur hinein und kaute.
    Dann nahmen sie ihren Marsch wieder auf und gelangten nach einer Stunde an eine Kreuzung. »Da ist er ja!« rief Chex fröhlich und wirkte überhaupt nicht verärgert über diesen Beweis ihrer Unachtsamkeit. »Der Pfad, der mir entgangen ist!«
    »Aber es sind zwei«, warf Esk ein. »Welchen sollen wir nun nehmen – den, der nach Süden führt, oder den, der nach Norden verläuft?«
    »Das hängt davon ab, ob der Pfad, auf dem wir uns gerade befinden, nördlich oder südlich vom Schloss des Guten Magiers verläuft.«
    »Ich weiß, dass im Norden die Spalte liegt, aber ich weiß nicht, wie weit entfernt«, sagte Esk. »Wenn der Nordpfad vielleicht dort hinführen sollte…«
    »Dann führt der Südpfad zum Schloss«, beendete sie seinen Satz. »Versuchen wir es also mit dem Süden, und wenn es verkehrt sein sollte, nun, dann kehren wir eben einfach um. Es kann ja nicht mehr weit sein.«
    Also wandten sie sich gen Süden. Die Bäume wurden größer und bedeckten den Weg mit ihren riesigen Schatten, dann wurden sie wieder kleiner und ließen die Sonne durchscheinen. »Ich hoffe, dass wir bald auf Wasser treffen«, bemerkte Chex. »Ich schwitze nämlich.«
    Esk hatte gar nicht gewusst, dass die weiblichen Mitglieder irgendeiner Art schwitzen konnten, aber es bestand kein Zweifel daran, dass ihr Fell glitzerte. »Wenn du dir vielleicht mit deinen Flügeln Luft zufächelst…«, schlug er vor.
    »Oh, daran habe ich ja noch nie gedacht«, erwiderte sie. »Ich muss sie sowieso trainieren.« Sie spreizte die Flügel und bewegte sie, was einen Luftzug erzeugte, den er noch schwach mitbekam. »Ja, das ist schon sehr viel besser, danke.«
    Der Weg verbreiterte sich, und nun gelangten sie an einen kleinen See. Der Pfad verlief direkt über die Wasseroberfläche.
    Sie blickten einander an. »Kann ein Pfad über Wasser führen?« fragte Chex.
    »Wenn es ein verzauberter Pfad ist«, erwiderte Esk zweifelnd.
    »Nun, wir werden ja sehen.« Sie machte einen Schritt vor – und ihre Vorderhufe drangen durch den sichtbaren Pfad in die Tiefe und versanken planschend im Wasser.
    Sofort regte sich etwas im See.
    Etwas Riesiges und Dunkles jagte auf sie zu, ohne allerdings aufzutauchen, und die Spiegelung des Wassers verzerrte seine Umrisse.
    Schnell trat Chex wieder zurück. »Ich glaube, wir sollten besser um den See herumgehen«, schlug sie vor. »Wenn der Pfad

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