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HelHeg-AxoRoa

HelHeg-AxoRoa

Titel: HelHeg-AxoRoa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Kamera bei jedem Einatmen senkrecht auf mich zustürzen. Mir würde eine Träne das Gesicht runterkullern und ein Platzregen würde einsetzen. Im äußersten Fall würde mir vielleicht noch aufgetragen, irgendetwas total Verrücktes zu machen, beispielsweise ein Sektglas über mir auskippen und schreien: »0. k., here we go, jetzt wirst du von mir gefickt!« Aber die Welt funktioniert ja leider anders, fällt mir in letzter Sekunde ein.
    0 Uhr 24. Emre mixt seine letzten beiden Songs ineinander, und Alice stellt ihre mit diesen ganzen Aufklebern verzierte Plattentasche ab, zieht ihren Mantel aus, umarmt ihn kurz und setzt sich die Kopfhörer auf. Ophelia kommt heulend auf mich zu, ich sage: »Dein Vater würde sich bestimmt freuen, wenn er wüsste, dass du heute Abend feierst.«
    Sie knallt mir eine. Wie ich dieses Taubheitsgefühl vermisst habe, das sich nach so einer Ohrfeige durch das Gesicht zieht. Ich schlage zurück.
    »WAS WILLST DU EIGENTLICH, MIFTI? HÄ? ALICE IST HIER, WARUM DISKUTIERT IHR NICHT ENDLICH MAL WIEDER SCHÖN ÜBER TOLLE VERGEWALTIGUNGSFILME?«
    »Das mit ALICE ist eine Geschichte über Musik und sonst nichts. Über alles eben. Und nichts. Das hat nichts mit Homosexualität zu tun.«
    Sie knallt mir noch eine und sagt mit einem Gesichtsausdruck, in dem sich gerade die ultimative Abscheu verhärtet: »Boah, bist du eklig.« Ich nehme ja gar nichts mehr richtig wahr, deswegen lache ich nur dümmlich und lasse mich von jemandem wegzerren. Es ist der Mottosweatshirttyp.
    »FICK DICH, MIFTI! FICK DICH! FICK DICH ENDLICH, ICH WILL DICH NIE WIEDERSEHEN!«
    »Was geht denn da zwisch en euch?«, fragt der Mottosweat shirttyp, und weil ich nicht antworte, fügt er hinzu: »Ist alles o. k.?« »Nein, absolut nichts ist o. k.« »Das ist doch schon mal ein Ausgangspunkt.«
    »Wo ist mein Axolotl? Mein Axolotl ist weg, kannst du mir helfen, mein Axolotl wiederzufinden? Es war doch ...« und dann breche ich mitten im Satz ab, weil ich die ersten von Alice initiierten Gitarrenakkorde als einen Song identifiziere, der nur mir gilt. Keiner der Hochzeitsgäste hat Bock auf die Zombies. Auf Kreaturen, die in einem körperlichen Zustand zwischen Leben und Tod existieren und liebesmäßig underfucked »She's not there« performen. Die Situation auf der simulierten Tanzfläche verändert sich drastisch, aber sie zieht dieses Ding knallhart durch.
    Ich sage: »Das ist alles so naheliegend.«
    Der mittlerweile an meinem Rücken klebende Typ hat mich neben sich vor einem Tapeziertisch abgestellt, auf dem massenhaft Blumen und Geschenke liegen. Das Axolotl schwimmt traurig in einer mit Wasser gefüllten Glasschale. Er sagt: »Ey, scheiße, guck mal, ist die echt?«
    Ich gucke mir die Knarre in seiner Hand an, die er von dem Tisch aufgehoben hat. Ein dicker, glatzköpfiger Typ kommt von hinten auf uns zu, während Colin Blunstone gerade But it's too late to say you 're sorry, how would I know, why should I care? singt. »Die ist nicht nur echt, das ist 'ne 9-mm-Halbautomatikpistole und daneben liegt ein geladenes Ersatzmagazin.«
    »Die ist geladen?«
    Ich so: »Mach die bitte weg.«
    »Hat Thomas die schon gesehen? Warum schenkst du dem so was?«
    Well, no one told me about her The way she lied No one told me about her How many people cried
    »Was ist das denn für 'ne Frage?«
    »Was willst du dem damit denn bitte signalisieren? Dass man sich als verheirateter Mensch abknallen muss? Oder irgendjemand anderes? Mifti, nimm auf der Stelle dein Axolotl, wir müssen verschwinden.«
    »Na gut, ich mach's, obwohl...?«
    Ah but don 't go home with your hard-on ... You can 't melt it down in the rain You can 't melt it down in the rain You can 't melt it down in the rain You can 't melt it down in the rain (Leonard Cohen)
    Ich wache in einem hellblaugestrichenen Kinderzimmer auf, das eine Tür hat, die durch Glasscheiben hindurch in einen Hinterhofgarten führt. Auf dem verschnörkelten Plastiknachttisch neben mir liegt ein kleiner weißer Zettel. Ich bringe noch nicht genug Kraft auf um zu entziffern, was draufsteht. Ich stehe auf und laufe durch eine irgendeinem alternativen Elternmagazin entrissene Maisonettewohnung, die auf den ersten Blick als etwas einzuordnen ist, das 5000 Euro Nettoeinkommen voraussetzt. Im Badezimmer hänge ich mich schwächlich an den Wasserhahn, würge drei Liter Wasser runter und lege mich dann in die leere Wanne, um darauf zu warten, dass sie vollläuft. In ein Handtuch gewickelt stelle ich mich zum

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