Helix
Sturms zu meistern. Sie wollten ein Fixseil legen, auch wenn wir den Gipfel dann vielleicht nur noch mit ein paar Schnüren erreichen konnten, die wir zufällig in der Tasche hatten. Ihr Versuch scheiterte, sie mussten nach drei Stunden im heulenden Wind umkehren und kamen mit Eis überkrustet und halb erfroren wieder zurück. Paul brauchte mehr als vier Stunden, bis das Zittern aufhörte, obwohl die Thermohaut und die regelbare intelligente Kleidung seine Körpertemperatur wieder nach oben brachten. Sturm hin oder her, wenn wir diese Traverse nicht bald schaffen, brauchen wir uns keine Gedanken mehr zu machen, welche Geräte und Vorräte wir dann noch für den Gipfelsturm haben werden. Es wird dann keinen Gipfelsturm mehr geben.
Ich weiß nicht einmal mehr genau, wie wir es vor zwei Tagen geschafft haben, vom Camp Zwei bis auf diesen schmalen Flecken auf dem Grat zu gelangen. Unsere Wanze war offenbar trotz ihrer zusätzlichen Beine und ihrer größeren Kraft am Ende, und so beschlossen wir, uns die letzten paar Stunden anzuseilen, falls K aus der Wand geweht wurde. Es wäre wohl keine gute Idee, den roten Panikknopf auf dem Palmlog zu drücken und den Jungs im UN-CMG zu erzählen, Kanakaredes habe einen Kopfsprung hinunter zum fünftausend Fuß tiefer gelegenen Godwin-Austen-Gletscher gemacht.
»Mr. Alien-Sprecher, Sir, wir haben irgendwie Ihren Jungen verloren. Aber vielleicht können Sie ihn unten vom Gletscher kratzen und ihn klonen oder so.« Nein, das wollten wir nicht.
Wie sich herausstellte, mussten wir auch nach Einbruch der Dunkelheit im Schein der Stirnlampen weitermachen. Wir hatten die Seile in die Karabinerhaken unserer Geschirre gehakt und mit Eisschrauben im Hang befestigt, damit wir nicht ins Leere gefegt wurden. Mit den Eispickeln hackten wir eine Plattform frei, die groß genug war für das Zelt. Es war gerade eben genug Platz für den gemeinsamen Aufbau der gekoppelten intelligenten Zelte, gerade mal zehn Fuß vom lotrechten Hang entfernt, vierzig Fuß von einer Lawinenbahn, direkt unter einem überhängenden Serac von der Größe eines dreistöckigen Gebäudes. Ein Eispfeiler, der jederzeit zusammenbrechen und uns und das Zelt mitreißen konnte. Nicht gerade eine gute Stelle, um auch nur zehn Minuten Pause zu machen. Ganz zu schweigen von drei Tagen und Nächten während eines Hurrikans in dieser großen Höhe. Aber wir hatten keine andere Wahl. Sonst gab es nur den messerscharfen Grat oder den Lawinenhang.
So gern ich es anders gehabt hätte, schließlich fanden wir doch die Zeit, uns zu unterhalten. Unsere Zelte waren in Form eines gequetschten Kreuzes verbunden, in der Mitte gab es einen kleinen gemeinsamen Bereich von etwa zwei Fuß, wo wir kochen und uns unterhalten konnten. Ansonsten blieb gerade genug Platz, um sich auf dem Fleck umzudrehen und in die kleinen Kabinen zu kriechen, in denen wir schliefen. Die Plattform, die wir unter dem überhängenden Eispfeiler aus dem Hang gehackt hatten, war nicht groß genug und nicht eben genug, um uns alle bequem unterzubringen, und ich musste mit einem abschüssigen Bereich vorlieb nehmen, auf dem die Füße tiefer lagen als der Kopf. Der Winkel war flach genug, um einzuschlummern, aber immer noch steil genug, um mich öfter aus dem Schlaf auffahren und nach meinem Eispickel greifen zu lassen, um meine Rutschpartie zu bremsen. Mein Eispickel war natürlich draußen bei den anderen, tief in den Schnee und ins steinharte Eis getrieben. Ungefähr hundert Fuß Kletterseil aus Spinnenseide waren daran geknüpft und über das Zelt und wieder zurück geführt. Ich glaube, wir haben außerdem auch noch zwölf Eisschrauben benutzt, um uns auf dem winzigen Eisplateau zu sichern.
Nicht dass irgendetwas davon uns irgendwie genützt hätte, wenn der Eispfeiler zusammengebrochen wäre oder der ganze Hang nachgegeben oder der Wind sich gedreht und das ganze Durcheinander von Seilen, Eispickeln, Schrauben, Zelt, Menschen und Wanze einfach vom Berg geblasen hätte.
Natürlich haben wir viel geschlafen. Paul hat ein Softbook mit ungefähr einem Dutzend Romanen und einem Haufen Zeitschriften mitgebracht, das wir gelegentlich herumreichten. Sogar K hat manchmal gelesen, und am ersten Tag haben wir nicht viel geredet, weil es viel zu anstrengend war, das Heulen des Windes und den Lärm von Hagel und Schnee, die auf das Zelt prasselten, zu übertönen. Schließlich wurde uns aber sogar das Schlafen zu langweilig, und wir versuchten, uns zu unterhalten. Am ersten
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