Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Herbstbringer (German Edition)

Herbstbringer (German Edition)

Titel: Herbstbringer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Björn Springorum
Vom Netzwerk:
ausladendem Schreibtisch hatten sich zwei derart kümmerliche Gestalten eingefunden, dass er nicht wusste, ob er amüsiert oder angewidert sein sollte.
    Isaak sah besonders übel aus. Josua hatte sich allem Anschein nach in einen schlabbrigen Kapuzenpulli gehüllt, doch Isaak sah man die Auswirkungen des Tageslichts an. Fasziniert stellte Michael fest, dass er noch qualmte. Große Teile seines Gesichts waren stark verbrannt, seine Hände warfen blutige Blasen. Es bereitete ihm allem Anschein nach große Schwierigkeiten, aufrecht zu stehen.
    »Wo ist er jetzt?«, fragte er streng, nachdem Josua kurz und knapp dargelegt hatte, wo Aaron ihnen die Fährte offenbart hatte. Er zeigte es nicht, war aber sehr erleichtert darüber, dass Isaak und Josua die Spur des Herbstbringers hatten aufnehmen können. Schon als sie sein Arbeitszimmer betreten hatten, hatte er gespürt, dass sie die richtige Spur hatten. Endlich ein konkreter Hinweis.
    »Das wissen wir nicht«, murmelte Josua unsicher und blickte Isaak an. Der offensichtlich völlig entkräftete Vampir machte nicht den Anschein, als würde er überhaupt merken, was um ihn herum geschah. »Er blieb einfach vor dem Friedhof sitzen und wartete, bis wir es nicht mehr aushielten.«
    Michael zog die Augenbrauen in die Höhe. »Nicht sehr ehrenhaft«, sagte er nachdenklich. Es war zwar immer von Vorteil, zu wissen, wo sich dieser Halunke gerade aufhielt, für den Moment war es jedoch egal.
    »Du hast vorhin gesagt, dass sie nicht alleine war. Was macht dich da so sicher? In Highgate dürfte es unzählige Vampirfährten geben, nicht zuletzt wohl immer noch den üblen Geruch dieses unsäglichen Hochstaplers, der sich vor ein paar Jahren als Highgate -Vampir ausgegeben hat.«
    »Diese war anders – frischer, und selbst für uns deutlich wahrzunehmen. Sie war immer neben der Spur des Herbstbringers und führte auch zum Grab der Mutter.«
    Michael verzog die Lippen. »Diese Hexe. Wäre sie doch nur bei der Geburt ebenso qualvoll verendet wie all die anderen.«
    »Viele sagen, dass gerade diese Stärke die Rebellion erst möglich gemacht hat. Zweifelst du an dieser Stärke?«
    Michael bedachte Josua mit einem eisigen Blick. Was bildete sich dieser Typ ein? »Meine Zweifel sind meine Sache. Oder muss ich an deinem Nutzen zweifeln?«
    Das aufkommende Gestammel genügte Michael als Antwort. »Genug jetzt.« Er winkte ungeduldig ab. »Zurück zum Wesentlichen. Ihr habt die Spur doch hoffentlich weiterverfolgt?«
    »Ja, das haben wir, trotz der Schmerzen, die uns das Tageslicht bereitete.« Er legte eine Kunstpause ein, um Michael die Gelegenheit zu geben, eine anerkennende Bemerkung zu machen. Als sie nicht kam, fuhr er hastig fort. »Wir konnten beide Fährten bis zu einem Pub namens The World’s End verfolgen. Dort verloren sie sich, die des Herbstbringers führte aber wieder heraus.«
    Michael kannte diesen Laden. Er kannte auch die Leute, die sich dort herumtrieben. Abtrünnige Vampire, Untote, Selbstmörder auf der Suche nach dem letzten Kick, kurz gesagt: Abschaum. Abschaum und einige wenige, die um den Geheimgang hinter der Bar wussten. In der Nähe dieser Spelunke gab es wenige Ausgänge aus dem Tunnelsystem. Merkwürdig war nur, dass nicht beide Spuren wieder hinausgeführt hatten.
    Es war davon auszugehen, dass der Herbstbringer tatsächlich nicht alleine unterwegs war – und sich noch dazu in Gesellschaft eines zumindest ansatzweise einflussreichen Vampirs befand oder befunden hatte.
    Interessant. Und zugleich unerklärlich. Es wurde Zeit, dass er dieses Versteckspiel beendete.
    »Schaff Isaak hier raus!«, befahl er mit einem angeekelten Seitenblick auf die verkohlte Gesichtshaut des Vampirs. »Nicht, dass er noch auf meinen Teppich ascht. Und zieh dir was anderes an. Du siehst erbärmlich aus. Das Endspiel steht bevor, und ich möchte mich nicht mehr als nötig für meine Familie schämen müssen.«

    Das Licht des Morgens durchdrang Camden. Als Emily aus dem Pub trat, musste sie nach dem diffusen Zwielicht der Kerzen und den gedämpften Kronleuchtern trotz der bleiernen Wolken unweigerlich die Augen zusammenkneifen.
    Sie klaubte die vielen neuen Informationen zusammen und wurde das Gefühl nicht los, immer mehr über sich und die Vampire zu erfahren und trotzdem nicht schlau daraus zu werden. Vielleicht hielt Elias gewisse Informationen absichtlich zurück, um sie zu schützen. Auch wenn sie diese Vorstellung rührend fand: Freude wollte sich deswegen nicht

Weitere Kostenlose Bücher