Herr Klee und Herr Feld | Roman

Sauber!
    Ich hatte ein Brokercompany zusammen mit eine colleague, aber man hat mich reingelegt. Und die stocks, die Aktien sind down. Und jetzt habe ich nix.
    Eine peinliche Pause entstand. Dann fragte Alfred:
    Was macht dein Onkel Sammy, ihr Bruder?
    Tot.
    Der Glückspilz! Hatte er nicht ein Warenhaus in Notting Hill? Ist da nix geblieben?
    Nein, meinte Harold, er auch ist pleitegegangen.
    Alfred wunderte sich:
    He, was ist denn los bei euch da drüben?
    England geht den Bach runter, ganz einfach, sagte Moritz, die haben keine Industrie mehr, haben sich ganz den Finanzgeschäften hingegeben und die schmieren jetzt ab.
    Alfred griff zum Tee.
    Help yourself, Harold, Shortbread, garantiert koscher.
     
    Zamira deckte das Bett im Gästezimmer ab, ging zum Fenster, um den Rollladen herunterzulassen, als Harold ins Zimmer kam.
    Warten Sie, ich mach das, sagte er.
    Also, gute Nacht. Wenn Sie noch was brauchen …
    No, thank you.
    Als sie gehen wollte, sagte er:
    Zamira, einen Moment.
    Ja?
    Er zeigte auf einen Stuhl.
    Setzen, bitte. Ich will Sie was fragen, okay?
    Sie war unsicher, aber setzte sich.
    Zusammen mit mein Vater und mein Onkel hier, ist das gut?
    Das verstehe ich nicht, sagte Zamira.
    Die sind komisch, diese alten Männer. Nicht?
    Sie sind alt, sagte Zamira, da darf man komisch sein.
    Uncle Moritz ist wie ein Rabbi. Schrecklich.
    Wenn es ihm gefällt.
    Okay, sagte der Engländer, aber was haben Sie zu tun mit koscher und der Quatsch?
    Macht mir nix aus. Es ist nah am Islam.
    Er setzte sich ihr gegenüber auf das Bett.
    Was hat Ihnen erzählt mein Dad von mir?
    Von Ihnen? Nichts! Ich habe nicht gewusst, dass er einen Sohn hat.
    Harold schaute sie ernst an:
    Er hat behandelt mein Mutter sehr schlecht, wussten Sie das?
    Sie stand auf.
    Nein! Will ich auch nicht wissen. Ich bin hier Haushälterin.
    Er hielt sie am Arm fest.
    Sie könnten mir helfen.
    Sie war unsicher.
    Wie?
    Sagen Sie Ihre Masters, dass ich bin ein netter Kerl.
    Er kam näher.
    Oder stimmt das nicht?
    Er kam gefährlich nah.
    Da klopfte es an der Tür.
    Harold?, hörten sie Alfred fragen.
    Beide erstarrten.
    Harold legte Zamira seinen Finger auf den Mund.
    Bange Sekunden, dann sich entfernende Schritte. Zamira kam sich vor wie eine Verräterin.
    Wortlos huschte sie danach aus der Tür.
     
    Moritz saß hinter seinem Schreibtisch, hatte ein Handtuch über dem Kopf und inhalierte. Währenddessen sprach er zu Harold, der vor ihm stand.
    Machen wir uns nichts vor: Du bist der Sohn deines Vaters, aber ihr habt nichts miteinander zu tun.
    Das konnte Harold so nicht stehen lassen.
    Sie hat Alfred nie vergessen, never. Sie liebt ihn noch heute. Sie geht in alle seine movies, sie liest seine alten love letters.
    Gut, sagte Moritz unter seinem Tuch, das kennt man. Es ist eine Psychose im klassischen Sinn. Sie ist zu alt, um noch einmal das Steuer herumzureißen. Soll sie ihn weiter lieben und weiter hassen! Schon!
    Harold kam jetzt zur Sache.
    Uncle Moritz. Wir haben kein Geld. Ich kann mich nicht um sie kümmern. You must help!
    Moritz wunderte sich.
    Habt ihr keine welfare, keine Sozialhilfe oder so was da drüben?
    Sure, aber warst du schon in so ein Heim? It’s fucking hell!
    Moritz kam jetzt unter dem Tuch hervor. Er war verschwitzt, sein Gesicht war rot.
    Harold, es ist ein Problem, aber ich weiß nicht, wie ich dir helfen soll. Hast du mein Paket bekommen zu Chanukka? Ich denke immer an dich.
    Harold wurde laut.
    Ja. Danke.
    Und? Wie war die Marmelade, hn? Ein Gedicht, was?
    Ich will keine Marmelade von dir! Ich brauche Geld, verdammt!
    Frag deinen Vater!
    Er schickt mich zu dir. Er sagt, du bist der financial manager.
    Moritz wollte wieder unter das Handtuch.
    Was brauchst du?, fragte er.
    Einhundertfünfzigtausend Pfund.
    Moritz räusperte sich und meinte:
    Oj wej! Das sind über einhundertachtzigtausend Euro! Unmöglich! Das haben wir nicht.
    Du willst sagen mir, dass du nicht hast einhundertachtzigtausend Euro?
    Moritz begann zu husten.
    Zamira!, rief er und sagte dann leise, entschuldige, das ist schon zu kalt.
    Harold ging zur Tür.
    Hold on. I look for her.
    Er verließ das Zimmer. Moritz schaute ihm nach und sagte dann zu sich:
    Meschugge werd ich sein! Hundertfünfzigtausend Pfund!
    Er lehnte sich zurück und stöhnte.
     
    Als Harold die Küche betrat, stand Zamira am Herd, wo sie das Frühstück vorbereitete.
    Uncle Moritz braucht Dampf noch mal, sagte er.
    Okay, mach ich.
    Sie füllte Wasser in den Kocher. Jetzt stand Harold dicht hinter