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Herrgottschrofen

Herrgottschrofen

Titel: Herrgottschrofen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Ritter
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Knochen und bei der Svetlana – dabei war. Der verjagt den Ministerpräsidenten und schreibt womöglich wieder einen rechten Schmarrn in irgendwelchen anderen Zeitungen. Und das lässt du alles zu?« Nun schrie der Bürgermeister doch wieder. Er war also noch gesund.
    »Was soll ich denn machen? Der war ja bei uns, aber er hat ein Alibi. Ein hieb- und … na ja, stichfestes, wenn man das in diesem Fall so sagen will. Und das mit den Knochen war er sicher nicht, weil er da noch nicht auf der Welt gewesen ist. Wir können so einen nicht ewig festhalten.«
    »Dann müssts euch halt was einfallen lassen! Starrts nicht andauernd auf eure Verkehrsüberwachungskameras, sondern tuts was!«
    Nachdem der Bürgermeister den Hörer auf das Telefon geschmissen hatte, blickte Ludwig Bernbacher wieder auf den Verkehrsfluss auf der B2 vor seinem Bürofenster. Er wünschte sich nach Meck-Pomm. Oder auf die Krim. Doch es half nichts. Er war bayerischer Beamter.
    Bernbacher fasste einen Entschluss. Es wäre wohl für alle das Beste, wenn dieser Hartinger endlich zur Strecke gebracht wurde.
    Er ließ Jakob Neumann, den jungen aufstrebenden Polizeiobermeister, zu sich ins Chefbüro kommen.
    Hartinger hasste es. Lieber hätte er die Fassade geweißelt. Oder den morschen Zaun repariert. Ach was, er hätte ihn gleich neu gebaut. Stempen in den Boden schlagen, Spangen zurechtsägen, eine Schnur auf den Stempen spannen, daran die Hanigl ausrichten und sauber anspaxen. Für solcherlei Arbeit waren seine Hände gemacht. Die breiten Hände eines Einsdreiundneunzig-Mannes.
    Aber Fensterläden abschleifen war nicht sein Metier. Und das ohne Maschine, sondern mit dem guten alten Schleifpapier, mit dem er zwischen die engen Lamellen musste.
    Doch das war momentan die einzige Tätigkeit, mit der ihn Kathi beschäftigen konnte. Zum Malern war es draußen noch zu kalt, die Farbe würde nicht halten. Und der marode Zaun steckte noch in den Resten des Altschnees.
    Der verstopfte Abfluss war eine Sache von einer Viertelstunde gewesen. Das hatte er am Tag zuvor gleich nach dem Mittagessen erledigt. Und anschließend hatte er mit Kathis Subaru seine Siebensachen aus der Dachgeschosswohnung der Witwe Schnitzenbaumer geholt. Seine neue Bleibe auf dem Mittererhof war wenige Stunden später eingerichtet.
    Am Abend hatte er mit Weißhaupt in München telefoniert. Keine Neuigkeiten in Sachen Knochen. Und auch im Fall Svetlana hatte die Polizei keine weiteren Anhaltspunkte. Zumindest nicht, soweit Weißhaupt es wusste.
    Dotti ging nicht an ihr Telefon. Sie war sicher wieder auf Beutefang in den Edelkneipen Münchens unterwegs. Hartinger war früh zu Bett gegangen und hatte eine traumlose Nacht auf dem Dachboden im alten Bett des Großvaters verbracht.
    Seit dem Frühstück hantierte er schon geschlagene zwei Stunden an den hundertjährigen Läden herum. Er hatte zwei von ihnen von mehreren Schichten alter Farbe befreit. Das Haus hatte sechzehn Fenster. Mal zwei Läden machte zweiunddreißig. An die mannshohen Balkonfensterläden mochte er noch gar nicht denken. Und dann waren die blechernen Fensterbretter dran. Und dann die Rahmen. Die ersten Monatsmieten für Kost und Logis bei Kathi unter dem Dach würde er mit Schmirgelpapier verdienen. Die letzten zwanzig Jahre war es Zeitungspapier gewesen. Wenigstens blieb er seinem Basismedium treu.
    Diese Gedanken rollten in seinem Kopf von links nach rechts und wieder zurück. Ab und an mischte sich eine Erinnerung an Dotti darunter. Ja, die würde er auch an diesem Tag wieder anrufen. Gleich in der Mittagspause. Das Wochenende nahte, und die Plackerei auf dem Berghof schrie nach einer Ausgleichsbeschäftigung in der Stadt. Er malte sich ein heißes Wochenende bei der verrückten Doktorin aus.
    So stand er gedankenversunken über seine Arbeit gebeugt da und hörte den Mann nicht kommen, der sich ihm von hinten näherte. Als der ihm auf die Schulter tippte, schrie Hartinger auf und wirbelte herum.
    »Herr Frey, Sie können mich doch nicht so erschrecken!« Hartinger spuckte ein halbes Maulvoll Schleifstaub auf den Boden.
    »Ah geh, Karl-Heinz, wer wird sich denn fürchten. Am helllichten Tag. Komm mit rein, ich muss euch was erzählen.« Ohne auf eine Reaktion Hartingers zu warten, stapfte er davon und verschwand im Haus. Auch als Oberstudienrat in Rente war Albert Frey es gewohnt, dass ihm seine Schäfchen widerspruchsfrei folgten.
    Hartinger klopfte den Staub aus dem Janker. Er streifte den blauen Schaber ab, die

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