Herrin des Blutes - Thriller
unerbittlicher Kraft. Sie hielt die Klinge einen Moment lang still und begegnete dem gequälten Blick der Frau mit Eiseskälte. Dann zog sie das Messer heraus und rammte es erneut bis zum Griff in sie hinein. Die Frau starb, und Giselle kehrte zu Eddie zurück und trank das Blut, das noch immer aus seiner Wunde sickerte. Sie wusste, dass sie Azaroth und den anderen Göttern des Todes durch diese Obszönität eine noch größere Ehre erwies.
Es war streng genommen nicht nötig gewesen, die Frau zu töten. Aber es schien ihr einfach das Richtige zu sein. Also hatte sie sie umgebracht und ein primitiver, heimtückischer Teil von ihr hatte diesen Akt des sinnlosen Mordens sogar genossen. Sie hatte das Gefühl, Azaroth und die anderen Todesgötter würden dieses zusätzliche Blutopfer zu schätzen wissen. Und selbst inmitten dieser barbarischen Momente hatte sie gespürt, dass sich irgendetwas in ihr für immer verändert hatte.
Als sie nun in Miss Wickmans liebevoll nachempfundener Version der Gemächer des Meisters stand, wurde Giselle bewusst, dass sich noch vieles andere verändert hatte, einschließlich ihrer unmittelbaren Zukunftspläne. Seit der Herbeirufung von Azaroth war nichts mehr wie früher.
Ein großer ovaler Spiegel, der auf einem Drehfuß stand, erregte ihre Aufmerksamkeit. Sie stellte sich davor und betrachtete ihr Spiegelbild. Sie sah ebenso makellos aus wie eh und je: ihre Haut weiß wie Porzellan, ihr Körper schlank und wohlgeformt. Ihr zartes Gesicht wirkte wunderschön, beinahe engelsgleich, und die feinen, sanften Konturen und Kanten täuschten über ihre entsetzliche Brutalität hinweg. Ihr langes, glattes Haar war tiefschwarz – eine glänzende, rabenschwarze Mähne, die in starkem Kontrast zu ihrer blassen Haut stand.
Giselle lächelte. Sie sah gut aus.
Tatsächlich sogar besser denn je.
Sie wandte sich vom Spiegel ab und ging an dem großen Himmelbett vorbei auf die Glastüren am hinteren Ende des Raumes zu. Einer der Türflügel stand offen. Giselle trat hindurch und fand sich auf einem langen Balkon wieder. Sie stellte sich an den Rand, stützte sich mit den Händen am Metallgeländer ab und spähte über die Brüstung. Der Ausblick, der sich zu ihren Füßen bot, war atemberaubend. Der Balkon befand sich annähernd einen Kilometer über dem Boden. Die Landschaft unter ihr war karg und zerklüftet. Die rote Erde erinnerte sie an Bilder der Marsoberfläche. In der Ferne entdeckte sie ein großes Leuchtfeuer und vor dem Dunst am Horizont stieg eine dichte, schwarze Rauchwolke auf. Personen mit schwarzen Kapuzen versuchten in mehreren Gruppen gemeinsam, riesige Steine in unterschiedlichsten gemeißelten Formen in Richtung des Feuers zu schleppen. Weitere Personen mit Maschinengewehren und Peitschen trieben sie an.
All das hatte höchstwahrscheinlich mit Miss Wickmans Bemühungen zu tun, die Götter des Todes zu besänftigen – und aus ihrer Kraft zu schöpfen. Der Gedanke daran entlockte Giselle ein Lächeln. Miss Wickman war mächtig und rücksichtslos, aber sie wusste Azaroth nicht auf ihrer Seite.
Giselle wandte sich von dieser Szenerie des Schreckens ab und kehrte ins Schlafzimmer zurück. Diesmal ging sie direkt auf das Bett zu und ließ sich auf die weiche, luxuriöse Federkernmatratze plumpsen. Sie stieß einen zufriedenen Seufzer aus, rollte genüsslich hin und her und tauchte in diese dekadente Wiege exquisiten Komforts ein. Nach einer Weile legte sie ihren Kopf auf den weichen Kissen ab und starrte zum schweren Samthimmel empor.
Sie hörte ein Husten, und als sie den Kopf drehte, nahm sie einen Mann mit nacktem Oberkörper wahr, der ein mit Spikes besetztes Lederband um den Hals trug. Der Mann war schlank und sehnig, die Haut an seiner Brust mit Narben und Kratzern übersät. Er starrte Giselle mit weit aufgerissenen Augen voller Angst und Verwirrung an.
Giselle erwiderte seinen Blick ungerührt. »Hör auf, mich so anzustarren, Junge. Geh und hol deine Meisterin.«
Der Mann zuckte zusammen, als hätte sie ihm eine schallende Ohrfeige versetzt, drehte sich um und eilte durch das Zimmer. Er stolperte, fiel zu Boden und knallte mit dem Kopf gegen einen Marmorsockel. Die Büste, die darauf stand – Giselle wusste nicht, wen diese darstellen sollte – kippte um und zerbrach in zwei Teile, als sie auf den Boden stürzte. Der Mann rappelte sich ungeschickt auf und setzte seine Flucht fort.
Giselle schloss die Augen und ließ ihre Gedanken schweifen. Es war erstaunlich, wie
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