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Herz des Winters (German Edition)

Herz des Winters (German Edition)

Titel: Herz des Winters (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Madeleine Puljic
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Tonfall: „Der Herr Tatzelwurm hat Euch angekündigt, obwohl wir schon um einiges früher mit Euch gerechnet hätten.“
    „Wenn ihr wusstet, dass wir kommen, warum habt ihr uns dann so lange hier herumstehen lassen?“, knurrte Sikaîl, ehe ihn jemand daran hindern konnte.
    Der Zlaiku betrachtete ihn jedoch nur gelassen und bemerkte: „Also wart Ihr wohl nicht derjenige, der den Anstand besessen hat, unsere Traditionen zu wahren.“ Damit hatte er sich bereits von dem vor Wut schäumenden Saren abgewandt und suchte ihre Gruppe nach jemandem ab, den er als geeigneten Gesprächspartner akzeptieren konnte. Berekh beeilte sich, diese Rolle zu erfüllen, bevor die schweigend implizierte Beleidigung noch offensichtlicher wurde.
    „Wir hatten einige Schwierigkeiten unterwegs, die unvorhergesehen waren. Doch sie haben sich als sehr lehrreich erwiesen.“
    Der Zlaiku wiegte einen Moment nachdenklich den Kopf, ehe er nickte. „Das freut mich. Wenn Ihr mir folgen würdet … Um eure Tiere werden wir uns kümmern.“
    Kaum hatte er diesen Satz zu Ende gesprochen, waren sie umzingelt von einem Dutzend der kleinen Kerlchen. In den verschiedensten Fellfarben und jedes unverwechselbar, wuselten sie sich zu den Pferden durch und packten sie ohne Furcht an den Zügeln. Die Gäule waren brave, wenn auch stämmige Arbeitstiere und folgten den Zlaiku in stoischer Ruhe nach. Ein wenig mulmig wurde Daena aber doch, als sich drei der Bärenartigen in ihrer keckernden Sprache beratschlagten und dabei auf die Vakkas zeigten. Ein falscher Schritt von Yeke und Xoko und sie hatten einen der kleinen Kerle an den Fußsohlen kleben.
    Schließlich löste Daena selbst das Problem, indem sie in Vakka-Reiter-Manier an den Bärtchen der beiden zog und so die Zügel in die Reichweite der Zlaiku brachte, woraufhin auch die beiden überdimensionierten Ziegen abgeführt werden konnten. Während sie den beiden nachsah, bemerkte sie überrascht, wie sehr sie sich an die müffelnden Wiederkäuer gewöhnt hatte. Es war schmerzlich, sie gehen zu sehen, auch wenn sie nur in eine sichere Unterkunft gebracht wurden.
    Dann jedoch musste sie sich einem akuteren Problem zuwenden, denn der Weg führte sie tiefer in den Berg und die Tunnelwände rückten näher.
    ***
    Zuktan, ihr pelziger Führer durch das unterirdische Gewirr an Gängen, tat sein Bestes, ihnen Funktion und Verknüpfungen der Nebenhöhlen und Wege zu erklären, die sie passierten. Jetzt, wo er sie als die angekündigten Verbündeten anerkannt hatte, fiel er mühelos in die Rolle des schwatzhaften Gastgebers. Auch wenn seine Erläuterungen nicht fruchteten, da für Daena jede Tür und jede Ecke aussah wie diejenigen davor und diejenigen danach, half seine muntere Stimme, ihre Panik angesichts der düsteren Beengtheit in Grenzen zu halten.
    Anders als die natürlich oder künstlich geformten Räume, an denen sie vorbei kamen, waren die Gänge selbst nur spärlich von kristallinen Leuchten erhellt, die ein beständiges, geisterhaftes Licht abgaben. Es war immer noch deutlich besser als in den Minen, trotzdem ertappte Daena sich immer wieder dabei, hinter der nächsten Abbiegung Aufseher und Arbeiter zu erwarten oder das Zischen der Peitsche und das Klopfen auf Steine zu hören.
    Doch es waren immer alltägliche Geräusche, die ihr verängstigtes Hirn nur falsch zuordnete. Füße auf dem Felsboden, Türen und Kisten, die schabend bewegt oder abgestellt wurden, durch die Wände dringende Gesprächsfetzen. Und wenn ihnen doch jemand begegnete, waren es meist neugierige Zlaiku, die die Neuankömmlinge interessiert musterten, bis sie von Zuktan verscheucht wurden.
    Ihre Gruppe war schließlich gerade erst eingetroffen und sollte sich in den für sie vorgesehenen Räumlichkeiten von der Reise erholen, hatte er ihnen erklärt. Offensichtlich hatte er eine viel genauere Vorstellung davon, wofür sie erholt sein sollten, als sie selbst. Eine Notwendigkeit, es näher zu erläutern, sah er nicht. Umso eifriger beantwortete er dafür Daenas Fragen sein eigenes Volk betreffend.
    „Nur weil wir keine kriegerischen Ambitionen haben, bedeutet das nicht, dass wir nicht wissen, was Krieg bedeutet und wie man damit umgehen muss. Es mag lange her sein, aber auch unsere Geschichte kennt die Verheerung, die Zwist und Kampf anrichten können.“
    „Habt Ihr Euch deshalb bereit erklärt, den Flüchtlingen zu helfen?“
    „Es gab nichts zu erklären. Sie sind in die Richtung geflohen, in die sie die Angriffe getrieben

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