Herzblut - Gegen alle Regeln (German Edition)
gefasst sagte ich: „Bis du dich beruhigt und bei deinenFreunden entschuldigt hast, setze ich mich zu den Mädels.“ Ich senkte den Blick auf seine Hand an meinem Arm und versuchte, die Schmerzen zu ignorieren. „Greg, lass mich los.“
Während er noch zögerte, wurden meine Finger durch den Blutmangel langsam taub. Was sollte ich machen, wenn er sich weigerte? Wenn ich heute eine Szene machte und er morgen wieder so nett wie immer war …
Endlich ließ er mich los.
Das Blut strömte zurück in meine Finger. Aber ich konnte immer noch nicht atmen. Vielleicht überlegte er es sich noch einmal. Langsam ging ich weg. Mir zitterten die Knie, ich lauschte angespannt und hatte die Schultern hochgezogen, weil ich Angst hatte, dass er mir folgen könnte. So weit waren mir die vierzig Meter zwischen seinem Tisch und meinem noch nie vorgekommen. Ich glaube, ich bekam ein normales Tempo hin. Dabei wollte ich nur noch rennen, ich wollte aus der Cafeteria laufen, wo mich die vielen Leute beobachteten, aus der Schule und so weit, bis ich in Sicherheit war. In Sicherheit vor Greg, meinem Freund.
Vor gerade mal drei Tagen waren Greg und ich zusammen zu meinem Tisch gegangen. Wir hatten gelacht und uns auf den Schulball gefreut. Tränen brannten mir in den Augen und drohten zu fließen, als ich bei meinen Freundinnen ankam.
„Sav? Was ist los?“, fragte Michelle. „Ist heute nicht Montag?“
„Doch.“ Carrie sah mich heute so wachsam an, dass ich ihrem Blick auswich.
„Was hat er gemacht?“ Anne stand halb auf und zog sich den Pferdeschwanz straff, als wollte sie sich in die Schlacht stürzen.
Ich ließ mich auf meinen Stuhl sinken. „Ach, macht euch keine Gedanken. Er ist heute nur ein bisschen seltsam. Er und seine Freunde haben sich gekabbelt, und ich hatte keine Lust, mir das anzuhören.“ Ich zitterte am ganzen Körper. Selbst für mich klang meine Stimme falsch. Ich holte tief Luft und hielt den Atem kurz an, bevor ich ihn langsam ausstieß. Mit einem gezwungenen Lächeln ließ ich den Blick schweifen, ohne wirklich etwas zu sehen. „Also, Michelle, erzähl mal. Welchen Klatsch habe ich am Wochenende verpasst?“
Michelle holte zu einer langen Erzählung aus, die den Rest der Pause ausfüllte. Carrie und Anne ließen sie ohne Unterbrechung reden, was während unserer ganzen Freundschaft noch nie passiert war. Aber ich bekam kein Wort davon mit.
Ich lauschte immer noch auf das vertraute Quietschen von Gregs Turnschuhen. Was soll ich nur machen? Das Handgelenk, an dem er mich festgehalten hatte, pulsierte immer noch. Ich hielt es unter den Tisch, warf verstohlen einen Blick darauf und wünschte, ich hätte es gelassen. Auf der Haut zeichneten sich schon seine Finger als deutliche Blutergüsse ab. Ich zog meinen Ärmel herunter, um sie zu verbergen. Irgendwie wurde es noch schlimmer, wenn ich den körperlichen Beweis dafür sah, wie er sich verändert hatte. Es wurde zu greifbar, um sich etwas vorzumachen. Ich zitterte wie ein klappriges altes Auto, das bald auseinanderfiel. Aber ich musste mich zusammenreißen. Vor mir lagen noch zwei Fächer und das Training der Charmers.
Als es zum Ende der Mittagspause klingelte, fiel es mir wieder ein. Auch an Tagen, an denen wir nicht zusammensaßen, begleitete Greg mich bis auf die Verbindungsbrücke. Mein Gott.
„Anne, kannst du mich heute ein Stück begleiten? Zumindest bis zur Brücke?“ Die Worte purzelten so schnell hervor, dass ich mich fragte, wie sie mich überhaupt verstehen konnte.
Sie machte ein finsteres Gesicht, nickte aber. Nachdem Carrie und Michelle erstaunt abgezogen waren, folgte ich ihnen mit Anne. Ich sah ganz bewusst nicht zu Gregs Tisch hinüber, um meinen besessenen Freund nicht zu ermuntern, herüberzukommen.
Sobald wir die Cafeteria verlassen hatten, hielt Anne mich an. „Na schön, was ist wirklich passiert?“
„Ich … Nichts. Mach dir keine Sorgen, es ist schon gut. Bald hat sich alles wieder beruhigt.“ Ich biss mir in die Wangen, um mich mit dem körperlichen Schmerz von meiner Angst abzulenken.
„Hm-hm. Wie ich sehe, trägst du seinen Ring.“
Ich griff sofort nach meiner Kette. Ach, richtig. Ich steckte die Kette mit dem Ring unter mein Shirt. Als wir die Stufen zur Verbindungsbrücke hinaufstiegen, konnte ich Anne nicht ansehen. Dafür sah ich mich unauffällig um, aber Greg war nirgends zu sehen.„Okay. Danke, dass du mich begleitet hast. Wir sehen uns morgen.“
„Ruf mich an, wenn du mich brauchst,
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