Herzen in Flammen
halfen ihm jedes Mal beim Aufstehen, wenn er hinfiel. Zum Teufel, er war trotz allem der schmutzigste Kerl unter ihnen, der nie von dem Wasser Gebrauch machte, das man ihnen hinstellte, damit sie sich waschen konnten. Und doch verhätschelten sie ihn.
»Könnte er vielleicht ihr Anführer sein?« fragte Alden vorsichtig und blickte dabei auf diesen Jungen, der sich auf die niedrige Mauer gesetzt hatte, während die letzten Steine auf Lymans Anweisungen hin verteilt wurden.
»Bist du dämlich, Cousin? Er ist nichts weiter als ein bartloser Jüngling. Zugegeben, es sind alles junge Männer, aber er ist der jüngste von allen.«
»Aber wenn sein Vater das Schiff gestellt hat, dann sind sie gezwungen, den als ihren Anführer anzusehen, dem er das Kommando für das Schiff übergeben hat. «
Royce sah ihn finster an. Konnte es sich so einfach verhalten? Sein eigener König war einige Jahre jünger als er. Aber Alfred war seit seinem sechzehnten Lebensjahr der zweite Mann im Staate gewesen. Das hier war ein unerfahrener Junge, der noch bemuttert werden muss te. Und doch war es dieser unerfahrene Jüngling gewesen, der Alden verwundet hatte, und Alden war ein so kampferprobter Krieger wie Royce selbst. Jetzt fiel ihm auch wieder ein, dass jedes Mal , wenn die Aufmerksamkeit auf den Jungen gelenkt wurde, jeder einzelne Wikinger alles stehen und fallen ließ, als warteten alle nur darauf, ihm zur Hilfe zu kommen, falls es nötig werden sollte.
»Ich glaube, es ist an der Zeit, dass ich mich noch einmal mit Thorolf unterhalte«, sagte Royce ge press t.
»Welcher ist das?«
Royce zeigte auf ihn. »Der da, der den Jungen gerade zu sich gerufen hat. Er ist der einzige, der unsere Sprache versteht, wenn auch nicht allzu gut.«
»Es scheint, als sei Lyman für heute mit ihnen fertig«, bemerkte Alden.
»Ja , er wird sie morgen früh zu den Ruinen bringen, um weitere Steine zu holen. Was heißt, dass ich noch mehr Männer dafür aufbringen muss , sie zu bewachen.«
Beide sahen einen Moment lang zu, während die Wachen neben den Wikingern herliefen und sie eilig zu dem Pfahl zurückbrachten. Royce wandte sich vom Fenster ab, doch er drehte sich abrupt wieder um, als er Aldens Aufschrei hörte.
»Ich glaube, du bekommst Schwierigkeiten.«
Einer der Wikinger war gestürzt, und Hunfrith trat ihn mit seinen Stiefeln, damit er wieder aufstand. Es war nicht schwer zu raten, um welchen Wikinger es ging, denn die gesamte Gruppe war stehen geblieben. Thorolf rief Hunfrith etwas zu, und dann lag Hunfrith auf dem Boden. Der Kerl stand auf, rieb sich den Staub von den Händen, und die Wikinger gröhlten vor Lachen, als sie ihren Weg fortsetzten.
»Ich habe diesen Dummkopf gewarnt und ihm gesagt, dass er sie in Ruhe lassen soll«, zischte Royce durch seine zusammengebissenen Zähne. »Er kann von Glück reden, dass sie ihn nicht entwaffnet haben, als er auf dem Boden lag. «
»Gütiger Himmel«, rief Alden, »er hat vor, den jungen anzugreifen!«
Royce hatte auch gesehen, dass Hunfrith sein Schwert gezogen hatte, doch er stürzte bereits aus seinem Zimmer und die Treppe hinunter. Als er im Freien stand, war das Unheil dennoch geschehen. Einer der Wächter hatte um Hilfe gerufen, und Bogenschützen hatten die Gruppe aus einer sicheren Entfernung umstellt. Drei der Wachen bedrohten Ohthere, der Hunfrith so fest umklammerte, dass er ihm wohl das Rückgrat brechen würde, obwohl der Wikinger im Moment nicht zuzudrücken schien.
Thorolf sprach leise mit Ohthere. Von dem Jungen war anscheinend nichts zu sehen, bis Royce endlich bemerkte, dass er über die Schultern derer schaute, die vor ihm standen. Sie hatten sich dicht um ihn gedrängt.
»Sag ihm, er soll meinen Mann loslassen, da ich ihn andernfalls töten muss «, sagte Royce so langsam, dass der Mann ihn verstehen konnte. Er sah Ohthere an, der ihn ungerührt anstarrte. »Sag es ihm gleich, Thorolf.«
»Ich habe es ihm gesagt«, erwiderte der Wikinger und versuchte dann zu erklären, wie es dazu gekommen war. »Ohtheres Cousin. Ohtheres Cousin darf man nichts tun.«
Royce' Blick richtete sich jetzt auf Thorolf. »Er ist der Cousin des Jungen?«
»Ja.«
»Und was bedeutet dir der Junge, Thorolf.«
»Ein Freund. «
»Ist der Junge euer Anführer, Thorolf?«
Thorolf nahm diese Frage mit Erstaunen auf. Dann grinste er breit und wiederholte seinen Kameraden den Wortlaut. Viele von ihnen fingen an zu lachen. Wenigstens ließ das Gelächter die Anspannung zurückgehen, die in der
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