Herzensbrecher auf vier Pfoten
der frisch von der Uni kam und wie ein Zwölfjähriger aussah –, um Notfälle zu betreuen. Obwohl Darren einen Spendenscheck von Fenwick Armstrong Associates im Gepäck hatte, war Rachel alles andere als beeindruckt. Sie wollte Georges Zeit, nicht sein Geld.
Es wäre wirklich schön gewesen, dachte sie verärgert, wenn George gekommen wäre und sie unterstützt hätte. Er schien keine Ahnung zu haben, wie viel vom heutigen Tag abhing – aber vielleicht war genau das der Punkt. Die Entscheidung, ob sie gehen oder bleiben würde, sollte auf dem wirklichen, echten Leben basieren – und nicht etwa auf gutem Benehmen.
»Wahrscheinlich hat er Rufbereitschaft«, erklärte Megan, die ihre Gedanken erriet, nachdem sie eine Gruppe von der Stadtverwaltung herumgeführt hatten, die »mehr als erfreut war über die jüngsten Entwicklungen der Station«. »Ich bin sicher, dass er so schnell wie möglich herkommt.« Sie holte den Neuzugang Yoshi aus dem Zwinger und befestigte eine Leine am Halsband des kleinen Jack Russell Terriers. »Nachdem ich jetzt Freda erfolgreich mit Oskar verkuppelt habe, ist George mein neues Ziel; ihm will ich eines von diesen Kerlchen hier vermitteln. Die kann man schnell in die Tasche einer Wachsjacke stecken, oder?« Demonstrativ hob sie den kleinen weißen Terrier hoch, der ihr über das Ohr leckte.
»George sagt, er habe keine Zeit für einen Hund.«
»Na klar. Natürlich. Das hat er jedes Mal gesagt, wenn Dot ihn mit einem der noch nicht stubenreinen Hunde verkuppeln wollte. Dieses ›Nein‹ hat er sich angewöhnt.« Megan setzte Yoshi wieder auf dem Boden ab und musterte Rachel. »Wenn er ein Baby bekommt, kann er sich auch um einen Hund kümmern, oder? Ihr könntet euch gegenseitig umeinander kümmern.«
Rachels Mundwinkel hoben sich. Sie war unglaublich dankbar für Megans direkte, offene Art, da alle anderen sie wegen ihrer hormonbedingten Launenhaftigkeit nur wie ein rohes Ei behandelten.
»Aber brichst du damit nicht deine eigene Regel, schwangeren Frauen keinen Hund zu vermitteln?«
»Gem wird sich um jeden neuen Hund kümmern.« Megan zögerte. »Versteh mich bitte nicht falsch, aber du musst immer daran denken, dass George seit einer Ewigkeit sein eigener Herr war. Man gewöhnt sich leicht ein paar Eigenarten an, wenn man allein ist. Dot hat das immer gesagt. Man legt sich alles so zurecht, wie es einem am besten passt, weil das am einfachsten ist. Er ist ein prima Kerl, und ihr seid ein tolles Paar, aber er muss erst noch stubenrein werden, sozusagen.«
Rachel seufzte, strich mit der Hand über ihr kleines Bäuchlein und hoffte, dass die Jeans dieses nicht zu sehr betonte. »Ich habe eigentlich keine Zeit, um einen Mann zu erziehen. Ich brauche einen, der bereits stubenrein ist. Jetzt.«
»Wie gut, dass du keine Erziehung mehr nötig hast«, erwiderte Megan grinsend. »Hör mal, ich muss los, ich habe noch etwas zu organisieren. Bist du in etwa einer Viertelstunde draußen?«
»Ich könnte dann rauskommen.«
Megan strahlte vor Freude. »Cool. Kann ich mir Gem ausleihen?«
Gem lag in seinem Bürokorb, den Kopf auf seine Pfoten gebettet, und wartete auf Befehle. Während Megan sprach, richteten sich seine Ohren auf. Er sprang aus dem Korb und folgte Megan.
Rachel warf einen Blick auf ihr Klemmbrett und ging dann zu den Feuertüren hinüber, um nach den Hunden zu sehen. Während der nächsten zwanzig Minuten war keine Besucherführung angesagt, die Zwinger sahen sauber aus, und auch das Telefon klingelte überraschenderweise nicht.
Gott, bin ich müde!, stellte sie plötzlich fest. Wie soll ich das alles bloß schaffen, wenn ich mit einem richtig dicken Bauch durch die Gegend watschele? Und später dann mit einem Baby? Warum kann nicht einfach jemand herkommen und sich um mich und die verdammten Hunde kümmern?
»Eine Tasse Tee wäre nicht schlecht«, erklärte sie laut, um gegen ihre aufkommende Panik anzukämpfen.
»Wie nett von dir, dass du fragst!«, erwiderte eine vertraute Stimme hinter ihr. »Milch, kein Zucker.«
Rachel wirbelte so schnell herum, dass sie beinahe das Gleichgewicht verloren hätte.
Hinter ihr stand, in einem vollkommen unpassenden grauen Anzug und handgefertigten Schuhen, neben einem großen Sack Trockenfutter – Oliver.
»Was zum Teufel tust du hier?«, fragte sie.
Dies war zwar nicht der strategische Eröffnungszug, den sie bei all ihren Monologen mit Gem geübt hatte, doch es war das Erste und Einzige, was ihr einfiel.
Man musste
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