Herzklopfen - Down Under (German Edition)
Raus mit dir!«
Mit zitternder Hand stieß sie die Tür auf, dann ging alles ganz rasch. Sie setzte einen Fuß auf den weichen Waldboden, stützte sich mit einer Hand am Türgriff ab, um Schwung zu holen. Ihre Muskeln waren bis zum Zerreißen gespannt. Kaum hatte ihr anderer Fuß Bodenkontakt, stürmte sie los.
»Hoppla.« Am Rand der Lichtung prallte sie im Halbdunkel gegen eine harte Brust. »Mach keinen Blödsinn, Kleine.«
Schon wieder war er schneller gewesen. Neles Herz klopfte wild gegen ihre Rippen, als Chris sie unsanft am Unterarm packte. »Was willst du von mir? Lass mich los«, schrie sie ihn an, wand und bog sich, um sich zu befreien.
Ihre Widerspenstigkeit brachte ihn dazu, seine Finger noch fester um ihren Arm zu schließen. »Halt still.« Seine Stimme war gefährlich leise. In seinen Augen lag wieder dieses seltsame Glitzern.
Neles Atmung beschleunigte sich. Panisch blickte sie um sich, versuchte, sich in der mondhellen Nacht zu orientieren. Inmitten der Lichtung, die von dichtem Wald- und Buschland umgeben war, entdeckte sie im Schutz eines Baums eine windschiefe Wellblechhütte. Zur Straße hin erstreckte sich offenes Gelände, hinter der Hütte dichtes Buschland. Verflucht, es war nur allzu offensichtlich, warum er sie hergebracht hatte.
»Los jetzt.« Chris drehte ihren Arm und begann, sie in Richtung der Hütte zu bugsieren.
Nele stolperte über einen Ast. »Du tust mir weh!« Sie machte sich steif. Sie würde sich nicht in diese Baracke schleifen lassen. Mit aller Macht stemmte sie sich gegen den jungen Mann. »Chris, bitte, lass mich los, ich …«
Der Schlag traf sie unvorbereitet und war so heftig, dass sie strauchelte. Wie ein flammendes Geschoss fuhr der Schmerz durch ihre Wange.
»Hör auf, dich zu wehren, Püppchen«, säuselte Chris. Seine Augen glänzten in der Dunkelheit wie zwei schwarze Seen. Um seine Mundwinkel zuckte ein Lächeln, das ihr das Blut in den Adern gefrieren ließ.
O Gott. Das hier passiert doch nicht wirklich, dachte sie, obwohl der ziehende Schmerz in ihrer Wange sie eines Besseren belehren müsste. Sie hörte einen Vogel rufen, es war ein langer, unwirklicher Schrei, der in der Stille der Nacht widerhallte. Ein Windstoß fuhr durch die Baumwipfel, ließ die Blätter rascheln und wehte ihr eine Haarsträhne ins Gesicht. Sie schluckte hart. Das hier war kein Traum. Es war real. Furchtbare, schreckliche Realität.
»Wenn du tust, was ich dir sage, wird dir nichts geschehen«, meinte Chris ein wenig sanfter. Unerbittlich zerrte er sie weiter. Sie erreichten die Hütte und Nele stöhnte auf. »Vorsicht«, warnte Chris. »Was habe ich gerade gesagt?«
Ihr Herz hämmerte wie verrückt, als er mit der Stiefelspitze die Blechtür aufstieß. Knarrend und quietschend gab sie nach. Im Dämmerlicht des vollen Mondes konnte Nele auf dem festgestampften Sandboden leere Getränkedosen, zusammengeknülltes Papier, Unrat und kleinere Äste ausmachen, die Chris mit dem Fuß beiseiteschob. In einer Ecke lagerte eine Holzkiste. Anscheinend wurde der Verschlag als Unterschlupf benutzt.
Mit einem groben Stoß in den Rücken schubste er sie hinein. Sie sah panisch hin und her. Niemals würde sie hier bleiben! Sie schnellte herum, rammte Chris ihren Ellenbogen in den Magen.
»Was zur Hölle …?«
Sie sprintete ins Freie, stolperte über ein quer liegendes Gehölz und knallte der Länge nach auf den Waldboden.
Chris hatte sie sofort eingeholt. »Bloody Sheila«, knurrte er. An den Armen riss er sie hoch.
»Lass mich, lass mich!« Unter Aufbietung all ihrer Kräfte, schlug sie mit den Fäusten auf ihn ein. Er versuchte, sie zu bändigen, doch in blinder Wut riss sie ihm den Träger seines Shirts von der linken Schulter.
Und erstarrte. Auf seinem Schulterblatt prangte ein Tattoo. Es zeigte eine schwarze Spinne. Sie trug einen leuchtend roten Streifen auf dem Hinterleib. Eine Rotrückenspinne. Ihr Biss konnte tödlich sein.
O mein Gott. Neles Kopfhaut fing an zu prickeln. Blankes Entsetzen kroch über ihre Wirbelsäule, als sie begriff. Spider . Chris Hunts Spitzname. Deshalb hatte sie immer das Gefühl gehabt, ihm schon einmal begegnet zu sein.
»Du bist es«, flüsterte sie fassungslos, während sie sich mit Grauen an die Szene am Strand erinnerte, als er sie bedroht hatte. Sie war ausgerechnet dem Kerl in die Falle gelaufen, vor dem Jake sie gerettet hatte. Sie ließ ihre Arme sinken.
»Kluges Mädchen.« Seine Hände schlossen sich wie Schraubstöcke um ihre
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