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Herztod: Thriller (German Edition)

Herztod: Thriller (German Edition)

Titel: Herztod: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Peters
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Überlebenschance hatte, wenn er sich ihrer erst einmal angenommen hatte. Das war ein folgenschwerer Irrtum gewesen.
    Er trat vom Fenster zurück, als Maries Wagen um die Ecke bog. Wenig später klappte unten die Haustür. Oliver hörte Amelies hohe Stimme, sie rief nach ihm, und eine Woge von Zärtlichkeit durchströmte ihn. Er strich sich mit beiden Händen übers Gesicht, bevor er die Tür seines Arbeitszimmers öffnete, auf den Flur trat und zur Treppe ging. Von unten blickten zwei ovale Gesichter mit dunklen Augen zu ihm auf. Die Ähnlichkeit zwischen Mutter und Tochter war frappierend und berührte ihn immer wieder. Amelie klatschte in die Hände und rannte zu ihm hoch. Er zog sie in seine Arme und drückte sie fest an sich.
    Marie war am Absatz stehengeblieben, eine Hand in die Hüfte gestemmt, während Oliver ihr mit Amelie auf dem Arm entgegenging. Ihr Lächeln war unergründlich, ein Hauch von Ironie verzog plötzlich ihren Mund. »Und? Hast du etwas Ruhe gefunden und dich von deinem Helsinki-Trip erholt?«
    Oliver zuckte unmerklich zusammen, was sie mit einem noch tieferen Lächeln quittierte. Sie hielt ihm die Wange hin und duldete einen flüchtigen Kuss, bevor sie sich umdrehte und in die Küche vorauseilte.
    »Zwei Einladungen nach Helsinki im Abstand von wenigen Wochen – das ist doch eine schöne Anerkennung deiner Arbeit,oder?«, plauderte sie munter weiter und öffnete den Kühlschrank. »Was essen wir? Habt ihr Lust auf Fisch?«
    Oliver war ihr mit langsamen Schritten gefolgt und setzte sich an den Esstisch. Amelie kuschelte sich an ihn und schlang die Arme um seinen Hals.
    »Fisch ist prima«, erwiderte er, obwohl er gar keinen Appetit verspürte.
    »Mit Kroketten und Gemüse?«
    »Ja. Und Salat wäre schön.«
    »Und Eis!«, rief Amelie.
    Während Marie Blattsalat, Karotten und Brokkoli putzte und den Fisch filetierte, berichtete er in beiläufigem Ton vom Ärztekongress, beantwortete zwischendurch Amelies Fragen und spürte, wie er sich allmählich entspannte. Alles wird gut, dachte er. Daumen und Zeigefinger zu einem Kreis zusammengefügt heißt, dass alles in Ordnung ist.
    »Im Netz habe ich dazu gar nichts gefunden«, unterbrach Marie ihn plötzlich und drehte sich um. »Sonst findet man doch zu allen möglichen Themen immer alles im Internet.«
    Oliver gelang es, sein Erschrecken zu verbergen. Er kitzelte Amelie, deren Lachen für einen Moment den Raum erfüllte, als gäbe es nichts anderes auf der Welt. »Für die Veranstaltung sollte gar keine Werbung gemacht werden. Sie war als Fortsetzung für den ersten Kongress im Juli angesetzt, zu der aber nur noch wenige Spezialisten eingeladen waren«, erklärte er so selbstverständlich wie möglich.
    »Ach so. Und zu denen gehörst du – das ist ja toll.«
    Vielleicht täuschte er sich, vielleicht lag er völlig richtig mit seinem Eindruck, dass Maries Tonfall eine feine Prise Spott enthielt. Er ging nicht darauf ein, sondern deckte mit Amelies Hilfe den Tisch. Eine Viertelstunde später war das Essen fertig, das hervorragend schmeckte, aber Oliver aß rein mechanisch. Seit Beginn der Geschichte hatte er etliche Pfunde verloren, was ihn früher gefreut hätte. Marie bemerkte es kaum, oder zumindest sagte sie nichts dazu.
    »Du warst bereits gestern am frühen Abend in Hamburg, nicht wahr?«
    Sein Messer schlug an den Tellerrand. Er hob den Blick. »Ja. Ich bin gleich in die Klinik gefahren, um nach meinen Patienten zu sehen, und es wurde später, als ich erwartet hatte. Ich habe dann dort übernachtet, um euch nicht zu stören, und bin erst heute Vormittag nach Hause gekommen.«
    »Sehr rücksichtsvoll.«
    Oliver stand auf und räumte das Geschirr ab, während Marie seine Bewegungen einen Moment stumm verfolgte und dann mit Amelie nach oben ging – Zähne putzen, duschen, eine halbe Gutenachtgeschichte, den zweiten Teil würde er lesen. Sie waren ein eingespieltes Team. Oliver schloss die Klappe des Geschirrspülers mit einem kraftvollen Ruck und blickte in den Garten. Ich liebe sie immer noch, dachte er, und wir werden einander nie freigeben.

4
    Caroline Meisner wohnte in der Nähe des Altonaer Bahnhofs in einer großzügig geschnittenen Altbauwohnung mit Stuckdecken und feinstem Parkett. Hannah staunte nicht schlecht, als sie am nächsten Morgen neben Daniel Gruber, einem Mann Anfang dreißig, dem die Radfahrleidenschaft auf den drahtigen Leib geschrieben war, einen ersten Rundgang durch die Räume machte. Caroline hatte nicht nur einen

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