Herztod: Thriller (German Edition)
dass die Beziehung enger wurde, sie hat Sie und Caroline vielleicht sogarbeobachten lassen und einen Plan geschmiedet. So schwierig ist das alles nicht. Sie hat Kontakt mit Ihrer Geliebten aufgenommen oder aufnehmen lassen, als die wieder aus der Versenkung auftauchte. Und wer weiß, ob nicht sogar Ihre Frau eine wesentliche Rolle bei Carolines Verschwinden spielte …«
»Quatsch! Noch einmal: Die beiden sind sich noch nie begegnet.«
»Das können Sie doch gar nicht wissen. Die war keine Nebenbuhlerin, hat Ihre Frau behauptet«, gab Hannah Marie Schades Bemerkung wieder. »Das kann eine Schutzbehauptung sein, die den Schluss zulässt, dass sie genau wusste, um wen es sich bei Ihrer Geliebten handelt.«
»Das ist Ihre Interpretation, eine sehr gewagte dazu.«
»Die Überprüfung der Telefonverbindungen und des E-Mail-Verkehrs wird uns mehr verraten«, behauptete Hannah.
»Nein, wird sie nicht. Sparen Sie sich die Mühe.« Schade winkte ab. »Und noch mal – die Beziehung zu Caroline ist nicht enger geworden, nicht von meiner Seite. Ich habe zu keinem Zeitpunkt meine Ehe in Frage gestellt, insofern stimme ich auch der Aussage meiner Frau zu: Es gab keine Nebenbuhlerin, es gab noch nie eine Nebenbuhlerin.«
»Nun, vielleicht war aber genau dieser Eindruck doch für Ihre Frau entstanden, oder sie ahnte, dass eine solche Situation über kurz oder lang eintreten könnte, weil Sie sich verändert haben, schleichend möglicherweise, ohne es selbst zu bemerken. Können Sie diese Befürchtungen gänzlich ausschließen?«
Der Arzt zögerte und sah einen Moment ins Leere.
»Dr. Schade, wissen Sie, was ein Kindschal ist?«
Er blickte sie wieder an. »Nein. Noch nie gehört.«
»Caroline Meisner ist mit einem wertvollen russischen Dolch getötet worden, einem sogenannten Kindschal. Der Rechtsmediziner geht im Moment davon aus, dass die Waffe nach dem tödlichen Stich noch einmal entfernt wurde, um dem Täter den Transport querfeldein und hoch zum Bismarcksteinzu erleichtern. Oben angelangt, hat der Mörder die Waffe dann erneut in ihr Herz gestoßen«, gab Hannah die bislang vorliegenden Ergebnisse der rechtsmedizinischen Untersuchung wieder.
Der Arzt zog die Schultern hoch und saß sekundenlang wie festgefroren auf seinem Stuhl.
»Warum erzählen Sie mir diese grausamen Details?«, fragte er schließlich im Flüsterton. »Marie wäre zu einer solch grausigen Tat niemals fähig.«
»Sie könnte jemanden beauftragt haben.«
»Das halte ich für ausgeschlossen.«
Ich nicht, dachte Hannah. »Warum lassen Sie sich nicht anwaltlich beraten, Dr. Schade?«
»Das ist nicht nötig. Es wird sich alles aufklären – weder meine Frau noch ich haben etwas mit dem Mord an Caroline zu tun.«
»Das sieht leider im Moment ganz anders aus …«
Schade schlug mit der Hand auf den Tisch. »Sie war es nicht!«, entfuhr es ihm. »Und ich war es auch nicht!«
Hannah zuckte mit keiner Wimper. »Ein Beamter wird Sie hinausbegleiten«, sagte sie höflich. »Wir bitten Sie, noch zu bleiben, bis die kriminaltechnischen Untersuchungen abgeschlossen sind und wir ein weiteres Mal mit Ihrer Frau gesprochen haben.«
Der Arzt stand auf und verließ grußlos den Raum.
Schaubert wollte etwas sagen, als sich die Tür hinter dem Arzt geschlossen hatte, aber sein klingelndes Handy kam ihm zuvor. »Ja? Was gibt’s, Flo? Wie? Sag das noch mal! Verstehe.« Er nickte. »Und das können wir verwenden? Gut, schick mir die Datei hoch.«
Er ließ das Handy sinken und sah Hannah an. »Zwischenbericht aus der Technik: Es gibt eine Videodatei auf Marie Schades PC. Sie wurde gelöscht, allerdings nicht professionell genug. Der Techniker hat sie wiederherstellen können, und Florian Decker hat sie sich gerade angesehen. Es sind Aufnahmenvon Caroline Meisner und dem Doktor – augenscheinlich in ihrem Schlafzimmer. Da geht es richtig zur Sache, meint der Kollege.« Schaubert räusperte sich. »Einzelheiten spare ich mir.«
Hannah war beeindruckt. »Ihr seid sehr schnell, alle Achtung!«
»Danke. Ich hole meinen Laptop. Mal sehen, was Marie Schade dazu sagt.«
Wahrscheinlich wird ihr schlecht, dachte Hannah, und zwar aus mehreren Gründen. »Bringen Sie uns einen Kaffee mit?«
Tom Barold hatte ein knappes Jahr nach der Lissabon-Studienfahrt sein Studium beendet und einen Job als Übersetzer in Stuttgart angenommen. Vor sechs Monaten war er nach Hamburg zurückgekehrt. Um zu sterben, wie er Kommissar Gerd Kuse am Telefon mitteilte.
»Wenn Sie also
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