Heute und für immer: Roman (German Edition)
Dielenfußboden, den sie im Salon unter den Teppichen vermutet hatte. Vor den Fenstern hingen schlichte Bambusrollen. Das Zimmer war makellos sauber, wirkte jedoch belebt. Eine dicke Kerze in einem Zinnständer war zur Hälfte heruntergebrannt. In einem Regal stand eine Reihe von Schallplatten, von denen tatsächlich einige schief aneinander lehnten.
»Dieses Zimmer gefällt mir«, sagte Kasey und trat auf einen Glastisch zu, auf dem einige Keramikvasen standen. »Sehr gut sogar«, setzte sie hinzu, als sie sich umdrehte, um Jordan das Glas abzunehmen. »Vielen Dank.«
Er wusste nicht, warum er sich über ihr Kompliment
freute, aber er fühlte sich geschmeichelt. Kasey legte den Kopf schräg, als wolle sie ihn aus einem bestimmten Blickwinkel betrachten.
»Das ist dein Zimmer, habe ich Recht?«, murmelte sie. »Genau wie die Bibliothek.«
»Ja, so könnte man sagen.«
»Gut.« Sie nahm einen Schluck von ihrem Drink. »Ich fange an, dich zu mögen, Jordan – und wünsche mir doch, dass dem nicht so wäre.«
»Da scheinen wir beide das gleiche Problem zu haben.«
Nickend wandte sie sich von ihm ab. »Ihr spielt Billard? Na, da möchte ich nicht weiter stören. Ich trinke nur rasch mein Glas aus und gehe wieder hinüber.« Sie sah sich noch einmal um. Es war der einzige Raum, abgesehen von der Bibliothek, in dem sie sich wohl fühlte. »Ich würde mich gern mit Ihnen über das Buch unterhalten, wenn Sie es gelesen haben, Dr. Rhodes.«
»Mit Vergnügen.« Ihr Lächeln ist in der Tat sehr anziehend, stellte Harry fest. »Hätten Sie Lust auf ein Spiel, Miss Wyatt?«, schlug er vor und wunderte sich gleichzeitig über seine Spontaneität.
»Das ist sehr nett von Ihnen.« Kasey lächelte ihn an und beobachtete gerührt, wie sich seine Schultern strafften. »Ich nehme an, Sie spielen um Geld.«
»Nicht unbedingt«, erwiderte Harry.
»Nein, ich möchte nicht, dass Sie meinetwegen die Regeln ändern.« Kasey nippte an ihrem Drink und nahm einen der Queues in Augenschein. »Wie hoch ist der Einsatz? Vielleicht kann ich ja mithalten.«
»Da bin ich ganz sicher, Kasey.« Jordan zündete sich einen Zigarillo an. »Wie wär’s mit einem Dollar pro Kugel?«
»Einen Dollar pro Kugel«, wiederholte sie und trat an
den Tisch. »Mal sehen, wie viele Kugeln es gibt.« Sie zählte sie ab. »Fünfzehn. Na, ich glaube, das Risiko kann ich eingehen. Wie spielen wir?«
»Abwechselnd, würde ich sagen«, schlug Jordan vor und warf Harry einen Blick zu.
»Einverstanden«, sagte der ältere der beiden und begann seinen Queue mit Kreide zu präparieren.
»Abwechselnd«, wiederholte Kasey und reichte Harry ihren Stab. »Und die Spielregeln?«
»Ziel dieses Spiels ist es, die Kugeln in chronologischer Reihenfolge in den Taschen zu versenken«, erklärte Jordan. Sie trägt heute Abend zum ersten Mal Ohrringe, stellte er fest. Schmale Silberkreolen, die im Licht funkeln. Selbst über den langen Billardtisch hinweg konnte er ihren Duft wahrnehmen. Er konzentrierte sich wieder auf ihre Frage. »Man kann auch mit der nächst höheren Kugel eine andere anstoßen und diese versenken. Grundsätzlich versucht man, mit der weißen Kugel die anderen Kugeln zu versenken. Mit der niedrigsten Kugel wird begonnen.«
»Verstehe«, murmelte Kasey nickend, die Stirn in konzentrierte Falten gelegt. »Klingt wahrscheinlich einfacher, als es ist.«
»Ach, das werden Sie schnell heraushaben, Miss Wyatt«, ermunterte Harry sie galant. »Möchten Sie vorher ein wenig üben?«
»Nein, fangen wir einfach an«, sagte sie und lächelte ihn erneut an. »Wer ist der Erste?«
»Vielleicht haben Sie Lust, den Anstoß zu übernehmen, Miss Wyatt?«, schlug Harry vor, während Jordan die Kugeln in die Ausgangsposition rollte. »Stoßen Sie die weiße Kugel einfach kräftig mitten in den Haufen hinein. Alles, was dabei in die Taschen kullert, gehört Ihnen.«
»Ah, vielen Dank, Dr. Rhodes.« Kasey nahm am Ende des Tisches Aufstellung.
»Du musst den Queue so halten«, erklärte Jordan und brachte ihre Finger in die richtige Stellung. »Er muss ganz locker zwischen den Fingern hindurchgleiten. Siehst du? So.«
»Ja.« Sie blickte über seine Schulter hinweg zu ihm hoch. »Ich muss jetzt damit auf die Kugel Nummer eins ballern, richtig?«
»So kann man es auch nennen.« Am liebsten würde er sie küssen, gleich hier und jetzt am Billardtisch. Der gute Harry würde in Ohnmacht fallen. Er konnte den Duft ihrer Haare riechen und die zarte Haut ihrer Schultern
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