Hexenblut
er. Er fügte seine magische Kraft ihrer hinzu und half ihr, Lunge und Augen mit einem Heilzauber zu beruhigen.
»Suchst du auch nach den dreien?«, fragte sie. »Nach Holly, Amanda und Nicole?«
Er fuhr sich mit der Hand durchs Haar und nickte. »Ursprünglich nach Holly. Ich erhielt eine Nachricht von Mitgliedern meines Zirkels, dass sie in großer Gefahr schwebten. Ich wollte zu ihnen, konnte sie aber nicht finden. Und jetzt habe ich auch noch Amanda, Nicole und das Baby verloren«, sagte er mit einem Ausdruck der Verzweiflung in den Augen.
Leute von der Straße rannten auf Swamis Hütte zu. Philippe und Anne-Louise zogen sich um die Ecke in eine Gasse zurück und beobachteten das Gewimmel, während beide Zauber murmelten, die dem Swami helfen sollten, falls ihm denn noch zu helfen war.
Nach einer Stunde brachen die Nachbarn die vergebliche Suche ab. Philippe ging voran, zurück zu der Hütte, und die beiden starrten auf die Stelle hinab, an der sich der Spalt aufgetan hatte. Der gestampfte Boden der Hütte war wieder fest und glatt, ohne jeden Hinweis darauf, dass er je aufgerissen war.
»Nicole hat ein Baby?«, fragte Anne-Louise schließlich.
»Oui.« Seine Stimme zitterte. Er war verzweifelt, außer sich, und konnte sich nur noch mühsam zusammenreißen.
»Vielleicht hat... der Vater des Kindes es mit mächtigen Zaubern umgeben, um es zu schützen. Vielleicht erwartet jeden, der es zu finden versucht, eine schroffe Abwehr.«
Er schwieg lange. Sie beobachtete ihn, und ein Muskel zuckte in seiner Wange. Sein Kiefer war verkrampft, der Blick bekümmert und wie versteinert.
»Ich habe Grund zu der Annahme, dass ich der Vater bin«, erwiderte er schließlich.
Sie nahm seine große Hand in ihre kleine. »Dann könnte es sein, dass Alex Carruthers sie alle vor dir verbirgt«, sagte sie. »Ich hatte eine Vision. Er ist ein Betrüger. Er ist kein Cousin von Holly, Amanda und Nicole.«
Er fuhr zusammen. »Ist er nicht? Wer ist er dann?«
Sie holte tief Luft. »Das weiß ich nicht.« Sie blickte auf die Überreste einer Mango hinab, die zermatscht am Boden lag. »Aber offensichtlich will er nicht, dass wir es herausfinden.«
»Mich wird er nicht aufhalten«, verkündete Philippe.
»Mich auch nicht.« Sie wechselten ein schwaches Lächeln.
Scarborough: Nicole und Owen
Nicole war langweilig. Ihr fiel auf, wie lange sie dieses Gefühl nicht mehr gekannt hatte, und lächelte. Was sie früher einmal genervt hätte, erschien ihr jetzt als wahrer Luxus. Amanda und Tommy waren in den Ort gefahren, um einzukaufen, und ihr Vater machte Schießübungen und - vermutete sie - überprüfte wieder einmal die Fallen, mit denen er das Anwesen umgeben hatte. Ganz gleich, wie viele Zauber, weiß oder schwarz, einen Ort schützten, ihr Vater baute immer seine Sicherungen ein, die er in der alltäglichen Welt gelernt hatte.
Also war sie mit Owen und ein wenig Hausarbeit allein, und das fühlte sich beinahe normal an. Wenn sie die Augen schloss, konnte sie sich einbilden, sie sei eine normale Frau mit einem normalen Baby und einem normalen Ehemann, der bald von der Arbeit nach Hause kommen sollte. Sie würde das Abendessen kochen - Spaghetti, eines der wenigen Dinge, die sie essbar hinbekam. Dann würden sie zusammen mit dem Kleinen spielen, ehe sie ihn ins Bett brachten. Vielleicht bliebe sogar noch ein bisschen Zeit, um vor dem Fernseher zu kuscheln, ehe sie schlafen gingen. Das erschien ihr so himmlisch langweilig, dass sie hätte weinen mögen.
Sie nahm Owen auf den Arm und flüsterte ihm zu: »Daddy kommt bald nach Hause«, nur um einmal auszuprobieren, wie sich das anfühlte.
Owen lächelte sie an. Und Nicoles Lächeln erstarb. Irgendetwas stimmte nicht. Plötzlich machte er den Mund weit auf und sagte: »Ja.«
Sie schnappte nach Luft und ließ ihn beinahe fallen. Er begann zu lachen, schrill und wild, und sie setzte ihn hastig auf dem Sofa ab. Er starrte sie nur an und lachte weiter.
»Hör auf, Owen!«
Er lachte nur noch lauter. Schaudernd hielt sie sich mit beiden Händen die Ohren zu. Sie überlegte, welcher Zauber seine Stimme dämpfen könnte, doch ihr gesamtes magisches Wissen schien wie weggeblasen.
Owen reckte die kleinen Händchen in die Luft und schloss sie, als versuchte er, ihre entfliehenden Gedanken aufzufangen. Und dann schimmerte sein babyblauer Schlafanzug und verwandelte sich in ein langes schwarzes Gewand. Symbole aus schwarzem Rauch, die Nicole nicht kannte, erschienen um ihn herum in der
Weitere Kostenlose Bücher