Hexenblut
hatte, waren die Wege des Okkulten oft geheimnisvoll.
Mumbai:
Eli und Philippe
Ich lebe, dachte Eli. Aber ich bin doch ertrunken ...
Und dann erinnerte er sich: Unter Wasser, kurz bevor er das Bewusstsein verloren hatte, hatte er ein grelles Licht aufflammen sehen, und eine Frau mit langem, wallendem Haar war erschienen und hatte seine Hand berührt. Eine Frau war aus den Tiefen des Sees aufgestiegen und hatte ihn gerettet.
Stöhnend setzte er sich auf und öffnete die Augen. Er sah weiße Vorhänge, sein Krankenhausbett... und Philippe, der auf einem wackeligen Holzstuhl saß und ihn
aufmerksam beobachtete.
Eli biss die Zähne zusammen. »Da war eine Frau im See ...« Dann wurde ihm bewusst, wie das klang. Es hörte an wie etwas aus einem Märchen.
Philippe nickte langsam. »Ich glaube, das war deine Mutter, Sasha Deveraux.«
Eli blinzelte. »Meine Mutter ist im finsteren Mittelalter gefangen - in der Zeit von Isabeau und Jean.«
»Anscheinend hat sie einen Weg zurückgefunden.« Philippe zuckte auf typisch französische Art mit den Schultern.
»Wo ist sie?«, wollte Eli wissen.
Philippe schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht. Ich habe nur gesehen, wie sie dich gepackt hat, ehe ich das Bewusstsein verloren habe. Vor einer Weile bin ich hier wieder aufgewacht und habe sie gezwungen, mich zu dir zu lassen.«
Vor einer Weile. Philippe hätte ihn im Schlaf ermorden können. Der Gedanke verdüsterte Elis Laune noch mehr. Ein Teil von ihm wollte jetzt gleich zuschlagen, wenn der Kerl nicht mit einem Angriff rechnete und nicht dafür gewappnet war.
Er schüttelte den Kopf. Zwar hätte er Philippe nur zu gern tot gesehen, aber jetzt war vieles anders.
»Wo sind wir?«
»In einem Krankenhaus.«
Sie wechselten einen Blick. Philippe schien auf irgendetwas zu warten.
»Ich wette, dass eine männliche Hexe und ein Hexer, die gemeinsam Magie wirken, ziemlich beeindruckende Zauber zustande bringen könnten«, sagte Eli.
»Oder ganz abscheuliche«, entgegnete Philippe mit fester Stimme.
»Um Nicole zu finden, und meine Mutter.«
»Oui.« Philippe streckte die Hand aus.
Eli runzelte die Stirn. Dann ergriff er sie. »Einigen wir uns darauf, dass wir uns erst gegenseitig umbringen, wenn das alles vorbei ist.«
»Einverstanden.« Philippes Augen blitzten. Männliche Hexen waren also doch nicht so anders als Hexer.
»Schön. Dann an die Arbeit«, sagte Eli.
Außerhalb von Mumbai:
Holly, Alex, Pablo, Armand und der Tempel der Luft
Die Nacht sank herab und erlöste den Tempel der Luft vom grellen, heißen Sonnenschein. Die Anhänger der Göttin führten ihre Rituale bei Mondlicht durch, besonders die großen und bedeutenden.
Armand und Pablo standen am Ufer eines Sees, umweht vom Duft von Sandelholz, und wachten über Holly, die sich auf die magische Vermählung mit ihrem entfernten Verwandten Alex Carruthers vorbereitete. Das Böse ballte sich um sie zusammen wie ein Sturm. Sie hatten es alle gespürt und gesehen - dämonische Gestalten, die sie im Dunkeln belauerten, Pläne schmiedeten, Ränke spannen, warteten. Sir Williams brave Diener.
Alex hatte es geschafft, Sir William in die Flucht zu schlagen, doch der Kampf war schrecklich gewesen. Vier Mitglieder des Tempels der Luft waren dabei ums Leben gekommen. Pablo war schwer verwundet worden, und obwohl sie ihr Möglichstes für ihn getan hatten, bewegte er sich noch sehr vorsichtig, damit seine Bauchwunde nicht wieder aufriss.
Holly selbst erholte sich etwas schneller, aber ihre angeknacksten Rippen taten immer noch bei jeder Bewegung weh. Und sie konnte keine Viertelstunde am Stück schlafen, ohne das Grauen noch einmal zu durchleben.
Das durfte nicht wieder geschehen. Sie mussten gewappnet sein, gut vorbereitet und stärker als jetzt, wenn sie hoffen wollten, Sir William in seiner Dämonengestalt töten zu können. Und er war nur der Vorbote, nur der Überbringer der Nachricht, dass die dunkelsten Tage der Welt angebrochen waren.
Sie und Alex hatten die Runen gelesen, sie alle hatten die Zeichen gesehen, und sie wussten, dass sich etwas noch Schlimmeres näherte - etwas Schreckliches, Überwältigendes. Etwas, das die Welt, wie sie sie kannten, vernichten könnte.
Als Alex Holly damals in London gefragt hatte, ob sie sich mit ihm zusammentun wolle, hatte sie gewusst, dass dieser Tag kommen würde. Der magische Bann war ihre einzige Chance.
Trotzdem...
Nichts trotzdem. Ich habe immer die schwersten Entscheidungen getroffen. Ich habe getan, was
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