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Hexenblut

Hexenblut

Titel: Hexenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debbie Viguié , Nancy Holder
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immer geliebt. Das ist der Fluch, der auf meiner Linie liegt - dass wir uns in euch Hexenweiber verlieben. Zuerst Jean und jetzt dieser Idiot. Er hätte ein Königreich regieren, die ganze Welt beherrschen können, doch stattdessen ... hat er sich in dich verliebt.«
    Jer, lauf weg!, rief sie ihm zu.
    »Er ist dazu verdammt zu ertrinken.« Er lächelte sie an. »Tu du es selbst, Holly. Ersäufe ihn. Wirf ihn in den See und schick seine Hexerseele schnurstracks in die Hölle.«
    Ich weigere mich.
    Er murmelte etwas, und ein heißes Flüstern huschte durch ihre Adern und erhitzte ihr Blut. Ihre Muskeln zuckten. Sie versuchte, den Kopf zu schütteln, ihm den Gehorsam zu verweigern. Doch als er zurücktrat, wirbelte sie herum und stürmte auf Jer zu, der auf sie zugelaufen kam. Eve, dieser weibliche Hexer, war bei ihm.
    Sie flog ihm entgegen. Falls er lächelte, war sein Gesicht so entstellt, dass sie es nicht erkennen konnte. Übermenschliche Kraft trieb sie in seine Arme, und dann stieß sie ihn rückwärts, so dass sie beide in den See flogen. Sie drückte ihn hinab, immer weiter nach unten, fester. Krähen verfinsterten den Mond. Eve schrie. Pablo und Armand folgten ihr platschend ins Wasser.
    Töte ihn. Ertränke ihn. Ja, das wollte sie. Er hatte es verdient. Für all das Elend, das er über sie gebracht hatte, indem er sie durch die Jahrhunderte hetzte. Keine Ruhe. Stets verfolgt von seinem Zorn, hasserfüllt und erbarmungslos.
    Ja, ja, drängte Duc Laurent.
    Sie konnte ihn im schwarzen Wasser nicht sehen. Sie brauchte nicht zu atmen, er aber schon. Er schon. Sie packte seine Arme und presste sie an seinen Körper. Dann drückte sie die Lippen auf seine und sog ihm sämtliche Luft aus dem Körper.
    Stirb, Jean, dachte sie. Stirb, wie du schon hättest sterben sollen, als meine Familie euer Schloss angriff. Ich habe mich aus unserem Ehebett geschlichen, um dich den Flammen zu überlassen, doch dann habe ich dich zur Flucht gedrängt. Zum Dank hast du mich gejagt und versucht, mich zu ermorden, nachdem ich für dich alles aufs Spiel gesetzt hatte. Stirb. Fahr zur Hölle.
    Er erschlaffte. Sie lächelte. Sie hatte den Willen ihres Herrn erfüllt. Laurent, ihr Liebster...
    Nein! Er war nicht ihr Liebster. Nicht er. Jer... sie ermordete Jer.
    Sie packte ihn und blies die Luft zurück in seine Lunge. Nichts geschah. Er hing schlaff im Wasser.
    Nein, hilf mir, nein, flehte sie und trat kräftig mit den Beinen, um sich an die Oberfläche zu kämpfen. Das Gesicht der Göttin blickte auf sie herab und verlangte einen weiteren Handel, ein weiteres Opfer - dafür würde sie Holly die Macht verleihen, Jers Leben zu retten.
    »Nein«, japste Holly, als sie die Oberfläche durchbrach. »Ich bin fertig mit dir. Fertig.«
    Schwaches Mondlicht zeigte ihr Jer, der mit dem Gesicht nach unten neben ihr im Wasser trieb. Sie schrie auf, drehte ihn auf den Rücken und schwamm zum Ufer. Die Krähen attackierten Pablo, Armand und Eve. Die drei hatten eine magische Barriere erschaffen, doch Holly sah, dass die Krähen darauf einhackten. Laurent stand ein wenig abseits und lachte.
    »Du bist meine Fürstin«, verkündete er mit donnernder Stimme. »Und du hast ihn getötet.«
    Nein, dachte sie. Nein. Aber Jer trieb schlaff und reglos hinter ihr her.
    Irgendwie gelang es ihr, ihn ans Ufer zu zerren. Das Kleid hing ihr in Fetzen um die Beine, als sie sich auf ihn warf und das Ohr an seinen Mund presste. Er atmete nicht. Er hatte keinen Puls.
    Er war tot.
    Unser Gott kann ihn von den Toten auferstehen lassen. Diesen Gedanken sandte Pablo Holly zu, während er, Armand und Eve ihre magische Kraft auf die unsichtbare Barriere zwischen ihnen und Laurent Deveraux' Krähen konzentrierten. Lass ihn in dein Herz, und er wird es tun.
    Pablo sah zu, wie Holly es mit Wiederbelebungsmaßnahmen versuchte, und bedauerte es sehr, dass sie in einem so entscheidenden Moment ihre magischen Kräfte einfach nicht nutzte. Armand warf ihm einen Blick zu – er dachte dasselbe.
    Dann schrie Eve: »Verdammt noch mal, Holly, hol ihn zurück!«
    Und plötzlich strömte Licht aus Hollys Körper hervor und hüllte Jer ein wie ein Leichentuch. Oder eine wärmende Decke. Sie konnte ihn nicht mehr sehen. Erschrocken tastete sie nach ihm, und ihre Finger berührten weiche, glatte Haut, die vertrauten Züge seines Gesichts - heil und ganz und von allen Narben befreit.
    Oh, ich liebe dich, ich liebe dich. Ich könnte dich niemals umbringen, dachte sie. Doch das hatte sie getan.

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