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Hexenjagd

Hexenjagd

Titel: Hexenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katica Fischer
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betrachtete er für eine Weile ihr lebloses Gesicht voller Sorge und Zärtlichkeit und rang sich dann zu einer Entscheidung durch: Sobald sie wieder zu sich kam, würde er sie unverzüglich zu ihrem Verlobten bringen. Wenn sie tatsächlich das wollte, würde er ihren Wunsch erfüllen, auch wenn er genau wusste, dass er sie dadurch endgültig verlor. Aber er zählte ohnehin nicht, ermahnte er sich selbst. Sie wollte weder ihn noch seine Liebe! Wenn sie also ihr Glück darin zu finden glaubte, Nicholas das Bett zu wärmen und seine Kinder zur Welt zu bringen, dann durfte und wollte er ihr nicht im Wege stehen. Dennoch wollte er über sie wachen und dafür sorgen, dass ihr kein Leid geschah. Jetzt und für alle Zeit wollte er sie schützen und darauf hoffen, dass sie irgendwann vielleicht doch noch anderen Sinnes wurde.
    Celiska öffnete die Augen und fand sich in einem ihr völlig fremden, nur notdürftig beleuchteten Raum wieder, dessen Wände mit Holz getäfelt und merkwürdig anmutenden Dingen verziert waren. Das winzige Fenster, das sich direkt über ihrem Lager befand, war geschlossen. Schwärze gähnte hinter der Scheibe, also musste es entweder schon Nacht sein, oder es waren Klappläden da, die man geschlossen hatte.
    Sich ruckartig aufsetzend, bemerkte sie nun zum ersten Mal den großen Mann, der unweit des Sofas auf einem Stuhl gesessen hatte und nun aufstand. Celiska sprang hektisch auf und sah sich gehetzt um: Der Raum hatte nur einen Ausgang! Und – um an die Tür zu kommen, musste sie zuerst an dem Kerl vorbei, der nun langsam auf sie zukam. Er sagte etwas, doch das konnte sie nicht richtig verstehen, weil das Dröhnen in ihren Ohren so laut war. Sein Gesicht konnte sie auch nicht deutlich erkennen, weil das Feuer des Kamins, welches sie als die einzige Beleuchtung des Raumes ausmachte, unruhig flackerte. Allein ein bläulicher Schimmer in seinem schwarzen Haar weckte eine vage Erinnerung. Victor hatte solch schwarzes Haar!
    Einen vorsichtigen Schritt nach dem anderen tastete sich Celiska nach hinten – bis es nicht mehr weiterging. Als ihr Rücken die gemauerte Umrandung des Kamins berührte, streckte der Mann beide Hände nach ihr aus.
    Er vollführte diese Geste allein, um der verängstigten Frau deutlich zu machen, dass er unbewaffnet war und keine böse Absicht verfolgte. Doch das begriff sie nicht. Stattdessen keuchte sie angstvoll, denn für sie sah es so aus, als wolle er sich jeden Moment auf sie stürzen. In ihren weit aufgerissenen Augen zeigte sich bereits ein irres Flackern, während ihre herabhängende Hand einen metallenen Gegenstand ertastete, den sie unwillkürlich fester packte. Victor hatte sie also entführt! Und er wollte sie nicht gehen lassen. Er würde sie so lange hier festhalten, bis sie ihm freiwillig nachgab. So lange, bis sie sich selbst und ihre Seele aufgab!
    Weil der Mann nun noch näher kam, immer noch auf sie einredend, hob sie mit einer blitzschnellen Bewegung den Arm mit dem Schürhaken und versetzte dem Unhold einen krachenden Hieb. Fast von Sinnen vor Angst, schlug sie immer wieder zu, bis der Mann stöhnend zusammenbrach und so den Weg zur Tür freigab. Dann rannte sie.
    Die Flüchtende spürte weder den Stoß an der Tischkante, noch bemerkte sie das Umfallen des Stuhls, nachdem sie ihn zur Seite geschleudert hatte. An der Tür angelangt, rüttelte sie an der Klinke und hätte schreien mögen, weil sie sie nicht aufbekam. Mehr aus Zufall gelang es ihr dann endlich, die schwere hölzerne Tür nach außen aufzustoßen. Und dann stand sie im Freien, schaute sich gehetzt um und fand sich wiederum in einer ihr gänzlich unbekannten Umgebung. Dennoch begann sie wie von Sinnen zu laufen, wobei ein einziger Gedanke durch ihren Kopf geisterte: Sie musste schleunigst hier weg – egal wohin! Dabei stolperte und fiel sie mehr durch den Wald, als dass sie bewusst einen bestimmten Weg einschlug. Nur weil sie völlig außer Atem war, blieb sie endlich stehen und schaute sich verwirrt um. Große knorrige Baumstämme, wohin sie auch sah. Kahles Geäst streckte sich wie fleischloses Gerippe gegen den grauen Himmel, an dem sich dicke Gewitterwolken zusammenzogen. Der erste Blitz zuckte bereits durch die dunkelgraue Masse, gleich darauf gefolgt von einem tosenden Grollen.
    Celiska starrte fasziniert zu den Naturgewalten hinauf und fühlte weder die Kälte des eisigen Windes noch die Nässe der schweren Regentropfen, die nun auf sie niederprasselten. Sie wunderte sich noch nicht

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