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Hexenseelen - Roman

Hexenseelen - Roman

Titel: Hexenseelen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olga Krouk
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ihn so betrachtete, wirkten seine feinen Gesichtszüge irgendwie adelig. »Gewiss vermag der Erlöser seine glorreiche Zukunft auch ohne den Zuspruch meines Clans zu erreichen.«
    »Gewiss«, ahmte das Mädchen ihn nach wie ein störrisches Kind, das einen Erwachsenen ärgern wollte. »Deshalb werdet ihr vernichtet, hier und jetzt, wenn du nicht endlich den falschen Weg verlässt. Oya, die Zerreißerin,
steht auf unserer Seite. Du weißt, was passiert, wenn eine Mächtige den Fluch von einem Nachzehrer nimmt. Ihr werdet zu Staub zerfallen und nie wieder auferstehen. Du entscheidest, ob dein Clan überhaupt irgendeine Zukunft haben wird.«
    »Es geht hier aber nicht nur um mich. Meinen Sie nicht auch, ich muss die anderen wenigstens fragen, ob sie Ihrem Erlöser folgen wollen?«, gab er zurück.
    »Selbstverständlich bekommt ihr Bedenkzeit«, zischte das Mädchen. Die Gelassenheit des Totenküssers brachte es anscheinend zur Weißglut. »Wobei es eigentlich nicht viel zu bedenken gibt. Bestimmt spürst du meine Leute da draußen und weißt bereits, dass eure Situation keinen Raum für Verhandlungen lässt. Ihr habt fünf Minuten.«
    »Zehn.«
    »Fünf.« Das Mädchen warf einen Blick auf Linnea. »Ihr auch. Wenn ich mich das nächste Mal hierherbemühe, will ich von beiden Seiten eine Antwort haben.« Mit hoch erhobenem Kopf verließ es den Raum. Seine Leute folgten ihm und nahmen auch die Schlange mit.
    Einige Sekunden lang rührte sich keiner im Keller. Die beiden Parteien scharten sich um ihre Anführer, als hätte jemand eine Linie über den Boden gezogen. Nur Ylva lag abseits an der Wand und starrte vor sich hin. Was war hier los? Was war mit ihr selbst los? Diese Fragen gingen ihr nicht aus dem Sinn, während ihre Empfindungen immer träger und ihre Lider schwerer wurden. Sie fühlte sich so unglaublich müde. So ausgelaugt.

    »Wir sollten sie ausliefern«, fauchte Micaela. »Die gehört bestimmt längst zu denen. Die Verräterin! Finn war zu den Totenküssern übergelaufen und sie ihm hinterher. Das liegt wohl auf der Hand.«
    »Was redest du da?«, erwiderte jemand, und Ylva fand nicht einmal die Kraft, den Kopf zu wenden und ihren Verteidiger anzuschauen. »Sie ist eine von uns. Wir sind eine Gemeinde. Wir verraten unsere Leute nicht.«
    »Ach ja? Sie hat mich fast k.o. geschlagen, als ich gegen die Kreaturen gekämpft habe!«
    »Hier war alles so durcheinander. Sie hat es sicherlich nicht gewollt.«
    »Und ob!«, beharrte Micaela. Auf einmal baute sich die Jägerin vor Ylva auf und zerrte sie auf die Beine. »Sag es ihnen, du verlogenes Miststück!« Eine Ohrfeige traf ihre Wange.
    Ylva sah nur Schemen vor sich, die Realität verlor an Plastizität. Sie spürte, wie sie durchgeschüttelt wurde. Dann echote Linneas Stimme in ihren Ohren: »Halt. Wir brauchen sie noch für den Tausch.«
    Sie wurde losgelassen, rutschte zu Boden und kroch ein Stück fort. Stimmengewirr umgab sie. Linnea redete weiter, doch die Worte verschmolzen zu einem zähen Strom und verloren jegliche Bedeutung. Dann redeten alle durcheinander. Das Chaos in ihrem Kopf, das Chaos um sie herum - bald vermochte Ylva das eine nicht mehr von dem anderen zu unterscheiden.
    Du musst weg hier! Du musst dich retten!
    Das Dunkle in ihr, das Dunkle vor ihren Augen …

    Sie kroch davon. Mit den Händen tastete sie herum, sah kaum etwas durch den immer dichter werdenden Schleier und verließ sich nur auf ihre Nase, die ihr den Weg aus dem Keller wies.
    Gut so. Du musst fort. Du musst dich befreien. Befreien … alles in dir befreien …
    Niemand hielt sie auf. Ylva robbte durch die Waschküche und kletterte die Treppe hoch. Stufe um Stufe. Dorthin, wo sie den Hauch des Todes beinahe schmecken konnte. Wo so viele ihrer Feinde das Haus umstellt hielten.
    Glasscherben schnitten ihr in die Handballen, und sie musste unter einem umgekippten Schrank hindurchkriechen, um zu einem Fenster zu gelangen.
    Befreien …
    Die Freiheit wartete auf sie.
    Ylva zog sich an einer Fensterbank hoch und schlüpfte durch das Fenster in den Garten. Sie fiel kopfüber in ein Blumenbeet, versuchte sich an einer Wand aufzurichten und brach wieder zusammen. Ihr fehlte jegliche Kraft. Sie konnte sich mit den Armen noch ein paar Meter weiterziehen, dann trat jemand neben sie und drückte ihr einen mit Metall beschlagenen Absatz in den Handrücken.
    »Ach, kommst du freiwillig zu uns? Wie nett.« Eine Hand packte sie an den Haaren und bog ihr den Kopf nach hinten, so dass sie

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