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Hexenstunde

Hexenstunde

Titel: Hexenstunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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antwortete, o nein, Tante Carl würde das nicht zulassen.«
    Als Beatrice von der ganzen düsteren Atmosphäre und der Unhöflichkeit genug hatte, ging sie. Sie fuhr hinaus nach Metairie und besuchte Deirdre in Cortlands Haus in der Country Club Lane.
    Allen Berichten zufolge war es ein extrem fröhliches Haus voll leuchtender Farben, bunter Tapeten, traditioneller Möbel und Bücher. Zahlreiche französische Fenster führten in den Garten hinaus, zum Swimming-pool und nach vorn auf den Rasen.
    Anscheinend war die ganze Familie der Ansicht, dies sei der beste Platz für Deirdre. Metairie hatte nichts von der Düsterkeit des Garden District. Cortland versicherte Beatrice, Deirdre ruhe sich aus. Die Probleme des Mädchens seien durch eine Menge Heimlichtuerei und Fehleinschätzungen auf Seiten Carlottas zustande gekommen.
    »Aber er will mir nicht genau sagen, was los ist«, beklagte Beatrice sich bei Juliette. »Das tut er nie. Was soll das heißen – Heimlichtuerei?«
    Beatrice befragte das Hausmädchen telefonisch, wann immer sie Gelegenheit hatte. Deirdre gehe es prima, sagte das Mädchen. Sie habe eine ausgezeichnete Gesichtsfarbe bekommen. Sogar Besuch habe sie schon gehabt: einen sehr nett aussehenden jungen Mann. Sie habe ihn nur für ein, zwei Sekunden gesehen – Deirdre sei mit ihm draußen ihm Garten gewesen -, aber soviel könne sie sagen, es sei ein gutaussehender, vornehmer junger Mann gewesen.
    »Wer könnte das nur sein?« fragte sich Beatrice beim Lunch mit Juliette Milton. »Doch nicht derselben Halunke, der sich in St. Ro’s in den Nonnengarten geschlichen hat, um sie zu belästigen!«
    »Mir scheint«, schrieb Juliette an ihren Londoner Kontaktmann, »dieser Familie ist nicht klar, daß Deirdre einen Liebhaber hat. Ich meine einen Liebhaber – einen sehr distinguierten, leicht zu identifizierenden Liebhaber, der immer wieder in ihrer Gesellschaft gesehen wird. Die Beschreibung dieses jungen Mannes ist doch immer wieder die gleiche!«
    Das Bedeutsame an dieser Äußerung ist der Umstand, daß Juliette Milton im Zusammenhang mit der Familie Mayfair nie irgendwelche Gerüchte über Geister, Hexen, Flüche oder dergleichen gehört hatte. Sie und Beatrice hielten diese mysteriöse Person allen Ernstes für ein menschliches Wesen.
    Aber zur selben Zeit munkelten die alten Leute im Irish Channel am Küchentisch über »Deirdre und den Mann«. Und wenn sie »der Mann« sagten, sprachen sie nicht von einem menschlichen Wesen. Pater Laffertys ältere Schwester wußte von »dem Mann«; sie versuchte mit ihrem Bruder darüber zu sprechen, aber er nahm sie nicht ernst. Sie sprach mit einem alten Freund namens Dave Collins darüber, und sie plauderte mit unserer Detektivin, die mit ihr die Constance Street entlangspazierte, als sie aus der Kirche kam.
    Miss Rosie, die in der Sakristei arbeitete, die Altarbücher wechselte und sich um den Meßwein kümmerte, wußte ebenfalls schockierende Tatsachen über diese Mayfairs und »den Mann« zu berichten. »Erst war es Stella, dann Antha und jetzt Deirdre«, erzählte sie ihrem Neffen, einem Studenten in Loyola, der sie für eine abergläubische Närrin hielt.
    Um diese Zeit, im Sommer 1958, war es, daß ich mich darauf vorbereitete, nach New Orleans zu reisen.
    Elaine Barrett, eine der ältesten und erfahrensten Angehörigen der Talamasca, war ein Jahr zuvor gestorben, und jetzt galt ich (unverdientermaßen) als führender Experte der Talamasca auf dem Gebiet der Hexenfamilien. Meine Referenzen wurden nie in Frage gestellt. Diejenigen, die über den Tod Stuart Townsends und Arthur Langtrys tief erschreckt gewesen waren – und meine Reise nach New Orleans wahrscheinlich untersagt hätten -, lebten nicht mehr.
    Ich war zutiefst und leidenschaftlich besorgt um Deirdre Mayfair. Ich fühlte, daß ihre übersinnlichen Kräfte, vor allem ihre Fähigkeit, Geister zu sehen und mit ihnen zu kommunizieren, sie um den Verstand brachten.

 
    23
     
     
    DIE AKTE ÜBER DIE MAYFAIR-HEXEN
    TEIL IX
     
    Deirdre Mayfairs Geschichte
    Vollständig überarbeitet im Jahre 1989
     
    Ich traf im Juli 1958 in New Orleans ein und nahm mir gleich ein Zimmer in einem kleinen, legeren Hotel im French Quarter. Als erstes traf ich mit unseren fähigsten Berufsdetektiven zusammen, sah öffentliche Unterlagen ein und informierte mich über einige andere Punkte.
    Im Laufe der Jahre hatten wir die Namen mehrerer Personen zusammen tragen können, die der Familie Mayfair nahe standen. Ich versuchte,

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