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Hexentraum

Hexentraum

Titel: Hexentraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debbie Viguié , Nancy Holder
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geschlafen.
    Sie schaute zu dem anderen Bett hinüber und sah Pablo dort sitzen. Sein Gesicht war verzerrt, als litte er Schmerzen.
    »Alles in Ordnung?«, fragte sie, und ihr Herz begann vor Angst zu pochen.
    Er sah sie mit glasigem Blick an. Langsam nickte er. »Jemand ist ganz in der Nähe, jemand von uns. Ich bin nicht...« Er verstummte kurz. »Ich bin nicht sicher, wer. Sie fühlen sich ... irgendwie nicht richtig an.«
    »Woher weißt du dann, dass es jemand von unseren Leuten ist?«, fragte sie, und ihr Herz pochte schneller.
    Er schüttelte den Kopf. »Das ist das Einzige, was ich deutlich spüren kann.«
    Sie nickte und musste es akzeptieren. Glücklich war sie darüber nicht, aber sie verstand nichts von Pablos Gabe. Zumindest war er sicher, dass es keine Feinde waren. Ein Hoffnungsschimmer flackerte in ihr auf. Vielleicht war es ihr Vater, oder Nicole, die hatte entkommen können. Es könnte auch Holly sein. Sie schauderte und schämte sich gleich darauf für ihre Gedanken. Sie wollte Holly nichts Böses, aber sie war nicht sicher, ob sie ihrer Cousine in deren augenblicklichem Zustand gegenübertreten wollte. Noch nicht.
    »Wie nahe sind sie?«, fragte sie Pablo und betete zur Göttin, dass es nicht weit sein möge. Sie wollte lieber bald wissen, wer es war, statt stundenlang warten zu müssen.
    »Etwa anderthalb Kilometer von hier.« Er stand auf. »Ich werde nachsehen.«
    Sie stand ebenfalls auf und bemühte sich, die brennenden Schmerzen in ihrer Seite zu ignorieren. »Ich komme mit.« Sie blickte auf Tommy hinab. »Lassen wir ihn schlafen. Er hat es sich verdient.«
    Pablo nickte verständnisvoll. »Das haben wir alle, senora, wir alle.«
    Sie wollte ihn gerade korrigieren und ihm sagen, dass sie nicht verheiratet, sondern eine senorita war. Dann schaute sie wieder auf Tommy hinab. Sie waren aneinandergebunden, durch die heiligste Zeremonie zwischen Mann und Frau, die die Hexenwelt kannte. Auf einmal hatte sie einen Kloß in der Kehle. Pablo hatte auf gewisse Weise recht. In seinen Augen, den Augen eines jungen Mannes, der in der Coventry geboren und groß geworden war, war sie eine senora.
    Sie schrieb hastig eine Nachricht für Tommy auf dem Briefpapier des Hotels - für den Fall, dass er aufwachte, während sie weg war. Dann gingen die beiden hinaus und schlossen die Zimmertür hinter sich ab. Amanda belegte die Tür mit einem Bann, was sie eigentlich schon gestern hätte tun sollen. Aber alle Banne der Welt haben uns nichts genützt, dachte sie und sah wieder die Dämonen vor sich, die in die Hütte eindrangen.
    Sie schauderte und wollte auf einmal nicht mehr gehen. Panik breitete sich in ihr aus. Was, wenn sie nie zurückkehrte? Oder, schlimmer noch, wenn sie zurückkam und feststellen musste, dass Tommy tot oder verschwunden war? Sie war nicht sicher, ob sie das verkraften könnte. Vor quälenden Zweifeln liefen ihr Tränen über die Wangen, und sie langte nach dem Türknauf.
    Pablo ergriff sacht ihr Handgelenk und hielt sie auf. »Wenn etwas passieren sollte, dann passiert es, ob du hier bist oder nicht«, erklärte er. »Vielleicht ist er ohne dich sogar sicherer.«
    Sie starrte Pablo an. Er war ein paar Jahre jünger als sie, doch die Weisheit eines viel älteren Mannes strahlte aus seinen Augen. Sie wusste, dass er recht hatte.
    Gemeinsam wandten sie sich von der Tür ab und gingen auf den Wald zu, aus dem sie sich tags zuvor hierhergeschleppt hatten. Als sie den Waldrand erreichten, blieben sie stehen.
    »Kannst du spüren, wo sie sind?«, fragte Amanda.
    Pablo schloss kurz die Augen, öffnete sie dann wieder und nickte. »Sie sind näher als vorhin. Etwa einen halben Kilometer weit weg.«
    Sie versuchte, den eisigen Schauer zu ignorieren, der ihr über den Rücken lief, doch es gelang ihr nicht ganz. Pablo ging zwischen den ersten Bäumen hindurch in den Wald. Sie starrte mit zusammengekniffenen Augen in die Richtung, in die er lief, konnte aber nichts sehen. Das Herz schlug ihr bis zum Hals, als sie ihm folgte.
    Pablo bewegte sich wie ein Schweißhund. Alle paar Schritte blieb er stehen, als nehme er Witterung auf. Sein ganzer Körper war angespannt vor Aufmerksamkeit, und sie kam nicht umhin, ihn zu bewundern. Er hatte einen besseren Zugang zu seinen Instinkten als jeder andere Mensch, den sie je erlebt hatte. Plötzlich blieb er stehen, hob die Hand und forderte sie mit einer Geste auf zu lauschen.
    Sie konnte nichts hören. Sie schloss die Augen und versuchte, etwas zu fühlen. Da war

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