Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Hexenzorn

Titel: Hexenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T. A. Pratt
Vom Netzwerk:
braunen Backsteinhaus und fuhr mit den verdreckten öffentlichen Verkehrsmitteln, solange nur alle ihre Bedürfnisse befriedigt wurden. Bethany hingegen fuhr eindeutig auf glitzernde Oberflächen ab und verstand sich wahrscheinlich auf Illusionen und, daraus folgend, auch aufs Lügen.
    »Alle Mann an Bord«, sagte Rondeau, als eine schillernde, schwarze Tür im ersten Waggon mit einem Pressluftzischen zur Seite glitt. Marla stieg als Erste ein. Von innen sah der Zug genauso aus wie von außen: schwarze Ledersitze mit silbernen Handläufen darüber. Marla setzte sich hin und schlug die Beine übereinander; B. und Rondeau taten dasselbe.
    »Dieser Zug ist viel hübscher als der, mit dem ich damals in die Hölle gefahren bin«, meinte B.
    »Welch großes Lob«, kommentierte Rondeau. »Ich frage mich nur, wer dieses Ding eigentlich fährt.«
    »Wahrscheinlich niemand«, sagte Marla. »Ich denke mal, dieses Ding funktioniert vollautomatisch. Ich wette, Bethany hat zuhause ein Modell dieses Zugs, und mit einem kleinen Sympathiezauber kann sie das Original genauso bewegen wie ihr Modell.«

    »Das wäre eine Möglichkeit«, sagte eine Stimme vom anderen Ende des Waggons, gleich hinter dem Triebwagen. »In Wirklichkeit zapfe ich jedoch nur das städtische Stromnetz an und betreibe diesen Zug auf die altmodische Weise.«
    Marla stand auf und wandte sich der Frau zu, die gerade aus der Fahrerkabine gekommen war. »Bethany, wie ich vermute.«
    »Und Sie müssen Marla Mason sein. Der Ärger folgt Ihnen für gewöhnlich auf dem Fuß, und, welch glücklicher Zufall, hier sind Sie auch schon.«

12
    Bethany ließ die Tür hinter sich wieder zugleiten. Sie lächelte und gab ein seltsames, klickendes Geräusch von sich - Marla merkte erst einen Moment später, woher das Geräusch gekommen war: Bethany spielte mit den Zähnen an ihrem Unterlippen-Piercing. Bethany hatte eine Menge Piercings und andere, drastischere Körpermodifikationen. Sie war hochgewachsen, blass und gertenschlank, ihr schwarzes Haar hatte sie straff nach hinten zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Ihre Augen waren gelb, die Pupillen waagrechte Schlitze wie bei einer Ziege. Entweder hatte sie sich diese Augen transplantieren lassen, um noch mehr wie eine Bruja auszusehen, oder sie trug Kontaktlinsen. Aus ihrer Stirn ragten direkt über den Augen zwei kleine Hörner, subkutane Implantate, wahrscheinlich aus Metall, die sie noch teuflischer aussehen ließen. An ihrer Nase hing ein großer silberner Ring wie der Nasenring eines Stiers, und eine Vielzahl kleinerer Ringe zierte ihre Augenbrauen und die
Unterlippe. In ihre Ohrläppchen waren Flesh Tunnel eingesetzt, aber die Löcher waren noch nicht besonders groß und hatten höchstens den Durchmesser von einer Viertel-Dollar-Münze. Auf ihren Wangen waren kleine Ziernarben zu sehen, die aussahen, als wären sie den Gesichtstätowierungen der Maori nachempfunden, aber Marla wusste nicht genug darüber, um etwas über ihre Bedeutung sagen zu können, falls sie überhaupt eine hatten. Bethany hatte Brandings auf ihren nackten Oberarmen, und auf ihren Hals war ein Stachelhalsband tätowiert. Aus ihren Unterarmen und Handrücken ragten kleine Metallimplantate: Kügelchen, Hufeisen und abgestumpfte Kegelspitzen. Sie trug enge Lederhosen und ein ledernes Top mit Nackenträger, unter dem sich, wie Marla vermutete, weiterer Körperschmuck verbarg. »Kommen Sie in den Triebwagen, da können wir reden«, sagte Bethany, und Marla fiel auf, dass Bethanys Zunge über die Hälfte ihrer Länge gespalten war. Außerdem war das Zungenbändchen durchtrennt, was ihre Zunge extrem lang und in Verbindung mit der gespaltenen Spitze wie die einer Schlange aussehen ließ. Als Bethany sich umdrehte, um vorauszugehen, sah Marla das Kreuzmuster aus Lederbändern auf ihrem Rücken, die durch kleine, zu beiden Seiten der Wirbelsäule in ihre Haut implantierte Häkchen liefen.
    Marla wusste, dass derart extreme Körpermodifikationen durchaus Vorteile mit sich bringen konnten, vor allem im Bereich der Transformationsmagie. Bethany hatte das Aussehen ihres Körpers drastisch verändert, was es ihr umso leichter machte, noch ganz andere Gestalten anzunehmen. Von dem ausgefeilten Design ihres Zuges ausgehend schloss Marla jedoch, dass Bethany eher kosmetische Gründe dazu bewegt hatten.

    »Wohin fährt der Zug eigentlich?«, fragte Marla, als sie Bethany in den Triebwagen folgte, dessen Kabine eher aussah wie ein komfortabel eingerichtetes

Weitere Kostenlose Bücher