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Hexer-Edition 13: Ein Gigant erwacht

Hexer-Edition 13: Ein Gigant erwacht

Titel: Hexer-Edition 13: Ein Gigant erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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hohen Bogen davonflog und benommen liegen blieb.
    Rhenrhew rührte sich noch immer nicht. Er hatte nicht einmal Angst. Was er sah, konnte nicht wahr sein. Er träumte. Er war fest davon überzeugt, in einem Albtraum gefangen zu sein. Wenn auch in einem Traum, aus dem er nicht aufzuwachen vermochte. Wie betäubt beobachtete er, wie sich das Ungeheuer in einer Bewegung, die durch seine unglaubliche Größe langsam und schwerfällig wirkte, es aber ganz und gar nicht war, den gestürzten Reitern näherte, sich vorbeugte und mit seinen Klauen nach einem Pferd griff. Die hornbewehrten Pfoten, die im Vergleich mit seinem Körper so lachhaft klein waren, hoben das panisch wiehernde Pferd ohne sichtliche Anstrengung in die Höhe, brachen ihm das Rückgrat und schleuderten den Kadaver davon.
    Ein Schuss krachte. Rhenrhew glaubte ein Aufblitzen zu sehen, wo die Pistolenkugel gegen die stahlharten Panzerplatten der Bestie prallte und abgeschmettert wurde, dann peitschten ein zweiter und dritter Schuss und plötzlich packten die Klauen des Ungeheuers wieder zu, blitzschnell und mit ungeheuerlicher Kraft. Die Schüsse hörten auf und glitzerndes Rot war zwischen den armlangen Krallen der Bestie.
    Craig und die zwei Männer, die außer ihm noch lebten, begannen verzweifelt auf den steilen Hohlweg zuzurennen. Craig feuerte ununterbrochen, bis seine Waffe leer geschossen war, aber selbst dann drückte er noch ab, immer und immer wieder, halb wahnsinnig vor Angst und nicht mehr zu logischem Handeln fähig.
    Das Ungeheuer machte einen einzigen gewaltigen Schritt, begrub Craig und einen der beiden anderen Männer unter den Füßen und beugte sich mit weit aufgerissenem Maul zu dem letzten Überlebenden hinab. Das Krachen, mit dem seine Kiefer zusammenschlugen, klang wie ein Kanonenschuss.
    Plötzlich waren nur noch Rhenrhew und das Ungeheuer da. Zwei verängstigte Pferde rannten in kopfloser Panik durch den Talkessel. Die Bestie tötete sie mit einem einzigen Hieb ihres gewaltigen Schwanzes.
    Dann wandte sie sich um, ganz langsam, legte den Kopf auf die Seite und blickte auf Rhenrhew herab. Ihre Augen glitzerten tückisch und aus dem leicht offen stehenden Maul wehte ein Schwall fauligen Gestankes und feuchter Wärme. Ein tiefes, drohendes Knurren drang aus der Brust des Ungeheuers.
    Rhenrhew blickte ruhig zu dem Titanen auf. Er hatte noch immer keine Angst und er rührte sich noch immer nicht.
    Auch nicht, als das Ungeheuer den Schädel senkte und seine gewaltigen Kiefer über Rhenrhew auseinander klafften.
     
    Wie von Furien gehetzt rannten wir zu Bill und den anderen zurück. Cody musste unsere Annäherung schon bemerkt haben; er kam uns entgegen, das Gewehr entsichert in der Armbeuge.
    »Was ist los?«, fragte er. »Was habt ihr entdeckt?«
    »Der … der Drache«, antwortete ich schwer atmend.
    Cody starrte mich an. »Wovon redest du, zum Teufel?«
    »Postlethwaites Drache!«, stieß ich hervor. »Er … er existiert, Bill! Wir … wir haben sein Nest gefunden!«
    »Drache?« Cody wiederholte das Wort auf eine Weise, als zweifle er an meinem Verstand. »Was soll das heißen? Wovon redest du?«
    »Er … er ist wirklich da!«, keuchte ich. »Verdammt, Bill, wir haben seine Spuren gesehen! Er lebt!«
    »Blitzhaar spricht die Wahrheit«, sagte Sitting Bull ruhig. »Das Nest des großen Tieres liegt hinter jenen Felsen. Und seine Beute war noch warm.«
    Cody war nun vollends verwirrt. Er starrte abwechselnd Sitting Bull und mich an, suchte sichtlich nach Worten und blickte schließlich aus eng zusammengepressten Augen in den schmalen Felsspalt, aus dem wir hervorgestürmt waren.
    »Okay«, murmelte er. »Das sehe ich mir an.«
    Ich hielt ihn am Arm zurück, als er an mir vorüberstürmen wollte. »Bleib hier«, sagte ich hastig. »Das Vieh ist ganz in der Nähe, Bill. Sitting Bull hat Recht – sein Opfer ist noch blutig!«
    Cody schüttelte meinen Arm mit einer wütenden Bewegung ab, stieß mich beiseite und verschwand im Sturmschritt zwischen den Felsen. Einen Moment lang sah ich ihm nach, dann wandte ich mich um und ging, noch immer zitternd vor Erschöpfung, zu Postlethwaite und Annie zurück. Ich konnte es Cody nicht einmal verdenken, dass er so reagierte. Ich hätte an seiner Stelle wahrscheinlich auch nicht anders gehandelt.
    Annie lehnte mit geschlossenen Augen am Felsen und schien zu schlafen, aber Postlethwaite blickte mir neugierig entgegen. »Gab es einen Zwischenfall, Mister Craven?«, fragte er besorgt. »Sie sehen

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