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Hexer-Edition 16: Stirb, Hexer!

Hexer-Edition 16: Stirb, Hexer!

Titel: Hexer-Edition 16: Stirb, Hexer! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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ich noch immer den Druck des sich zusammenziehenden Strickes um meinen Hals und in meinen Ohren hallte noch das Echo meines eigenen geistigen Todesschreies wider. Für einen ganz kurzen, dem Wahnsinn sehr nahen Augenblick war ich davon überzeugt, in der Hölle zu sein, zusammen mit Sarim de Laurec, dem wahnsinnig gewordenen Puppet-Master des Templerordens. Dann, sehr viel später, gewann mein klarer Verstand wieder die Oberhand und ich begriff, dass ich weder tot noch in Luzifers Gefilden war.
    Aber ich lebte auch nicht.
    Mir wurde flau im Magen – oder dem, was ich an dessen Stelle hatte. Ich war tot und war es doch nicht. Mein Körper mochte zerstört sein, doch mein Geist existierte weiter. Und es war eine grauenhafte Existenz, denn ich war gefangen in etwas, das ich nicht sehen konnte, das mich aber wie mit eisernen Ketten hielt.
    Gefangen.
    Auf ewig gefangen. Vielleicht gab es die biblische Hölle nicht wirklich und dies war die ewige Verdammnis, von der alle Religionen in der einen oder anderen Art berichteten.
    Konnte es etwas Schlimmeres geben als für alle Zeiten zu sehen, zu hören und zu denken – und sonst nichts?!
    Sarim de Laurec bewegte sich unstet auf und ab. Sein Hasten erinnerte mich an die Bewegungen eines gefangenen Tigers, der in seinem Käfig hin und her lief, und jetzt, als er mir – was immer ich sein mochte – näher kam, erkannte ich auch, dass er sich verändert hatte.
    Ich hatte Sarim de Laurec als asketischen, aber durchaus gesunden und sportlichen Mann kennen gelernt. Die Jammergestalt, die jetzt vor mir auf und ab ging, hatte nichts mehr mit dem Franko-Araber gemein, den ich in Paris getroffen hatte.
    Er war so ausgemergelt, dass er fast wie ein Skelett wirkte. Sein Gesicht war eingefallen und grau, ein grinsender Totenschädel, in dem die. Augen wie dunkle Löcher wirkten. Blut lief aus einer kaum fingernagelgroßen Wunde in seiner Schläfe und versickerte in seinem Kragen, aber er schien es nicht einmal zu bemerken. Seine Bewegungen waren ruckhaft und irgendwie mühsam; sie erinnerten eher an die Bewegungen eines seiner Maschinengeschöpfe als an die eines lebenden Menschen.
    Dann kam er näher und als ich in seine Augen blickte, vergaß ich sein bizarres Aussehen sofort.
    Denn in seinen dunklen Pupillen war nicht nur die Angst – sondern auch ein winziges Spiegelbild meiner selbst.
    Des entsetzlichen Dinges, in dem ich gefangen war.
    Ein lebensgroßes, farbiges Portrait, in einen goldbesetzten Rahmen gefasst und achtlos gegen die Wand gelehnt.
    Und im gleichen Moment überflutete mich Wissen wie eine feurige Woge.
    Plötzlich war alles so klar: All die geheimnisvollen Dinge, die ich mit und in diesem Haus schon erlebt hatte. Howards sinistre Andeutungen, dass Andara-House alles andere als ein lebloses Gebilde aus Stein und Mörtel war. Das Bildnis meines Vaters, das ich bei meinem ersten Eintreffen unten in der Halle bemerkt hatte und das mich mit solch sanftem Spott zu betrachten schien. Die gigantische, unsichtbare Hand, die mich während meines Umherirrens im Raum zwischen Tod und Leben berührt und zurückgezogen hatte – es war nichts anderes als dieses Haus.
    Der Geist dieses Hauses, das letzte, finale Erbe meines Vaters, ein gewaltiges, vielleicht nicht einmal unbedingt freundlich gesonnenes Etwas, das dieses Haus erfüllte – nein: beseelte! – und es beinahe zu einem lebenden Wesen werden ließ. Einem Wesen, das nicht nur Sarim de Laurecs Männern heftigen Widerstand entgegensetzte, sondern mich gleichsam beschützt, meinen entfliehenden Geist zurückgezerrt und in diesem Bild materialisiert hatte.
    Eine zweite Chance.
    Und im gleichen Moment, in dem ich diesen Gedanken dachte, spürte ich, wie das Leben endgültig in meinen Körper zurückfloss.
     
    Rowlf war so sehr außer Atem, dass er mehr aus der Tür stolperte als dass er ging. Für Sekunden begann sich der finstere Keller um ihn zu drehen, der scharfe Geschmack, der eine bevorstehende Übelkeit ankündigte, breitete sich in seinem Mund aus und er glaubte jeden einzelnen Hieb des Templers noch immer mit der gleichen Wucht wie im ersten Moment zu spüren.
    Was seinen Kampfeswillen nun keineswegs dämpfte.
    Ganz im Gegenteil.
    Für die Dauer von drei, vier mühsamen Atemzügen blieb er stehen, wartete, bis das Schwindelgefühl hinter seiner Stirn nachließ, und sah sich wild um. Von dem Templer war keine Spur mehr zu sehen, aber Rowlf hörte seine schweren, tappenden Schritte.
    Schritte, die näher

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