Highland Secrets
nicht tat, dann verdrängte ich jeglichen Gedanken an Adam und sperrte damit auch die Enttäuschung darüber aus, dass es ihn nichts auszumachen schien, dass ich wieder abreiste. Er hatte vollkommen ungerührt gewirkt.
»Ja, es war sehr nett«, sagte ich ausweichend. »Ich muss Ihre Zeit auch nur kurz beanspruchen.«
»Nein, nein. Schon in Ordnung. Lassen Sie uns einen Tee trinken.« Mr Ferguson wartete meine Antwort gar nicht erst ab. Er ging um seinen Schreibtisch herum und rief seiner Frau durch die Sprechanlage hindurch zu, dass wir gerne Tee hätten. Tief in mir drin lächelte ich diebisch, als ich mir das erboste Gesicht von Mrs Ferguson vorstellte.
»Setzen wir uns«, wies er an und zeigte auf die Sessel vor dem warmen Kamin. Er sortierte ein paar Unterlagen, während wir auf seine Frau warteten. Als sie uns wieder verlassen hatte, legte er die Akte auf seinem Schoß ab und nahm einen Schluck vom dampfenden Tee. Dann stellte er die Tasse wieder auf dem Tisch ab und seufzte. »So, dann wären wir jetzt soweit. War etwas nicht zu ihrer Zufriedenheit?«
»Oh, nein. Alles in Ordnung. Ich bin nur gekommen, um Sie zu bitten, einen Teil des Geldes zurückzunehmen. Ich konnte die Arbeit leider nicht beenden. Es gab ein paar …« Ich zögerte. Was sollte ich eigentlich sagen? Der Sohn des Professors steht unter dem Verdacht, ein Serienmörder zu sein? »Es gab ein paar Komplikationen. Ich musste unvorhergesehen abreisen. Es wäre nicht richtig, das ganze Geld zu behalten.«
»Adam hat Sie doch gut behandelt?«, wollte der Anwalt mit hochgezogenen Augenbrauen wissen.
»Ja, er war sehr … nett.« Und ich glaube auch nicht, dass er der Ripper ist, fügte ich in Gedanken an. Hätte er mich sonst gehen lassen? Wäre er der Ripper, wäre er seinem bisherigen Vorgehen doch treu geblieben und hätte auch mich getötet, nachdem ich mit ihm geschlafen hatte.
»Ms Sands. Der Professor war sehr genau in seinen Anweisungen. Egal wie sich die Sache entwickeln würde, er wollte, dass Sie das Geld bekommen. Also be halten Sie es und betrachten es als eine Investition in Ihre Karriere von Ihrem Professor.«
»Aber«, setzte ich an, doch Mr Ferguson schüttelte energisch den Kopf.
»Ich werde es nicht zurücknehmen. Es gehört Ihnen.« Er sah mich ernst an und sein Blick sagte, dass er keine weitere Diskussion duldete. Verlegen nippte ich an meinem Tee. In meinem Magen grummelte es laut und ich schrak zusammen. Mr Ferguson überhörte das Geräusch höflich und trank seinerseits Tee. Vielleicht wurde es Zeit, ein wenig zu essen. Seit ich Schottland verlassen hatte, hatte ich nichts anderes als Tee und eine dünne Suppe.
Ich trank meine Tasse aus und akzeptierte mit einem etwas unbehaglichen Gefühl, dass ich das Geld wohl behalten musste. Vielleicht würde ich einen Teil davon dem Museum spenden, dann würde ich mich besser fühlen.
Als ich endlich nach Hause kam, wartete in meinem Briefkasten eine Paketbenachrichtigung. Ich stutzte, weil ich mir nicht vorstellen konnte, wer mir ein Paket schicken sollte und bestellt hatte ich auch nichts. Ich klingelte bei meiner Nachbarin, die mir ein kleines Päckchen übergab. Meine Suche nach einem Absender war vergebens. Ich nahm das Päckchen mit und stellte es erst mal auf dem Wohnzimmertisch ab. Mit meinem Einkauf ging ich in die Küche, denn mittlerweile war der Hunger ziemlich drängend geworden. Ich spürte schon leichte Übelkeit und ein wenig schwindelig war mir auch.
Ich öffnete die Mikrowelle und stellte eine Fertiglasagne hinein. Während ich wartete, kochte ich einen Schwarztee und sah durch das Küchenfenster in das trübe Londoner Grau hinaus.
Den anstürmenden Schmerz und die Tränen, die sich in meinen Augen sammelten schluckte ich hinunter. Ich würde nicht zulassen, dass die Sehnsucht nach Adam mich überwältigte. Was, wenn er ein Mörder war ?, redete ich mir ein. Das war der einzige Gedanke, der mich davon abhielt, nicht vor Selbstmitleid zu zerfließen. Ich nagte am Nagel meines kleinen Fingers und atmete erleichtert auf, als die Mikrowelle ihr wohlbekanntes Bing ertönen ließ. Ich öffnete die Tür, der Geruch von Majoran und Gewürzen stieg mir entgegen und sofort antwortete mein Magen mit einem erwartungsvollem Knurren.
Ich ging ins Wohnzimmer zurück, ließ mich auf mein Sofa sinken und griff nach der Fernsehfernbedienung. Genervt schloss ich die Augen und stöhnte, dann legte ich die Fernbedienung wieder zur Seite. Lieber doch keine Nachrichten. Ich
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