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Hilfe, ich habe Urlaub

Hilfe, ich habe Urlaub

Titel: Hilfe, ich habe Urlaub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erma Bombeck
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Dollar dafür. Als Erinnerungsstück ist er unbezahlbar.
    Ferien sind immer eine Reihe von »Momentaufnahmen«, von besonderen Erlebnissen, an die wir uns später erinnern, weil sie herausragen aus dem schnöden Anliegen, von einem Ort zum anderen zu gelangen.
    Von da an unternahmen wir öfter gemeinsame Reisen. Es war eine Zeit der Entdeckung -
    nicht nur auf fremde Länder bezogen.
    Ich fand heraus, daß meine Mutter in der Lage war, selbst mit einem Straßenschild eine Unterhaltung anzufangen. Für sie gab es keine Fremden. Eines Tages »schwatzte« sie auf einer Bootsfahrt in der Nähe von Rio mit einer Familie aus Argentinien. Mutter hatte ein Halstuch über den Mund gezogen und zwei imaginäre Trommelrevolver in den Händen, und die
    Argentinier nickten, als verstünden sie, wovon sie redete. Ich kann bloß vermuten, daß sie ihnen erzählte, daß sie aus Arizona kam, der Heimat der Cowboys und Indianer. Genausogut war es aber auch möglich, daß sie ihnen von dem miserablen Essen erzählte, das ihr ein Wirt in Rio vorgesetzt und dafür einen überhöhten Preis genommen hatte und wie sie ihn am liebsten umgebracht hätte.
    Mein Vater hat nie begriffen, wie in Irland »Bed and Breakfast« funktioniert. Als wir in die Einfahrt eines Privathauses fuhren, sagte er: »Ich will diesen Leuten nicht auf die Nerven fallen.
    Gehen wir doch in ein Hotel.« Ich versuchte ihm zu erklären, genausogut könne er in ein Hotel gehen und sagen: »Hören Sie, wenn Sie gerade zu tun haben, dann übernachten wir einfach im Auto und essen einen Schokoriegel.«
    »Die Leute verdienen hier damit ihren Lebensunterhalt«, erklärte ich. »Die wünschen sich Gäste. Schau sie dir an. Sie kommen zur Begrüßung raus ans Auto und lächeln.«
    Er war immer noch nicht überzeugt. Er ging auf sein Zimmer und ließ sich nicht mehr
    blicken, bis wir das Auto am nächsten Morgen wieder beluden. Dann entschuldigte er sich bei den Iren dafür, daß er zwei Handtücher benutzt hatte. Soviel zur internationalen Verständigung.
    In Spanien sagte ich eines Tages zu meinen Eltern: »Habt ihr Lust, in Barcelona einen Stierkampf zu sehen?«
    »Ich habe so was schon mal im Fernsehen gesehen«, meinte mein Vater. »Mir ist das zu blutig.«
    »Du magst doch Ava Gardner, oder?«
    »Ja.«
    »Ava Gardner liebte Stierkämpfe.«
    »Wirklich?«
    »Sie hat nie einen verpaßt«, sagte ich.
    »Vielleicht schaffen wir einen«, meinte er zögernd.
    Eigentlich sollten an diesem Tag sechs Stierkämpfe stattfinden, und wie ein Kind, aus dem schließlich eine Mutter wird, brachte ich meine Eltern zu ihren Plätzen und belehrte sie: »Denkt daran, daß der Stierkampf in diesem Land fast etwas Heiliges ist und daß die Spanier das Ganze nicht mit dem gleichen Abscheu wie wir Amerikaner sehen. Das müssen wir respektieren. Ich bitte euch, bloß keine Kommentare abzugeben wie >Was für Tiere sind diese Menschen?< oder
    >Was würden die wohl davon halten, wenn ihnen Stiere im Torerokostüm Speere in den Nacken stoßen würden?< Klar?«
    Sie nickten gehorsam.
    Als der erste Stier losgelassen wurde, sagte Mutter laut: »Du armer Kerl. Wenn du wüßtest, was ich weiß.«
    »Mutter! « pfiff ich sie an.

    »’tschuldigung«, sagte sie.
    Als genau unter uns auf der Tribüne einer Frau ein abgeschnittenes Bullenohr überreicht wurde, schüttelte mein Vater unwillig den Kopf.
    »Das ganze Fleisch geht ans Waisenhaus«, erklärte ich und klopfte beruhigend auf seine Hand.
    Bei den nächsten fünf Stierkämpfen hörten wir keine Bemerkung mehr von meinen Eltern.
    Kein Sterbenswort.
    Als ich mich umdrehte, um ihnen zu sagen, es sei Zeit zu gehen, saßen beide mit
    geschlossenen Augen da.
    Man hält sich im Urlaub nie lange damit auf, was man nicht tun kann, man macht das, was möglich ist. Mein Vater brauchte in Schottland nicht auf dem Golfplatz St. Andrews zu spielen.
    Es reichte ihm, ihn zu sehen. Er brauchte nicht in Irland über die Klippen von Moher zu streifen.
    Es genügte ihm, den Dunst der Gischt im Gesicht zu spüren und die Vögel hin-und herschießen zu sehen.
    Indem er einfach auf Parkbänken, Parkplätzen, Mauern und in Straßencafés herumsaß, nahm er womöglich mehr vom Flair des Landes auf als wir.
    Ich möchte noch bemerken, daß mein Vater nicht ein einziges Foto machte. Das brauchte er nicht. Sein Gedächtnis war ein Album der Augenblicke, das ihm kostbar blieb bis zu dem Tag, an dem er starb.

Toiletten
    1984 besuchte ich das NASA-Zentrum für bemannten Raumflug

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