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Himmelsdiebe

Himmelsdiebe

Titel: Himmelsdiebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Prange
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Auskunft zu hören, die sie und Geraldine seit ihrer Ankunft immer wieder zu hören bekommen hatten, in sämtlichen Reedereien und Agenturen der Stadt.
    »Tut uns leid. Unsere Schiffe sind bis auf den letzten Platz ausgebucht.«
    Laura knurrte der Magen. Wo konnte sie etwas essen? Das Café des Anglais , das nur einen Steinwurf entfernt lag, kam nicht infrage. Das Lokal war der Treffpunkt aller Emigranten in der Stad t – die Gefahr, dort Harry zu begegnen, war zu groß. Trotzdem konnte sie sich nicht davon abhalten, wenigstens einen Blick in das Lokal zu werfen. Wenn Harry da war, würde sie sofort davonlaufen. War er nicht d a – auch. Das Einzige, was sie wissen wollte, war, ob er die Himmelsbeute aus dem Zauberhaus gerettet hatte.
    Mit dem Gefühl, etwas Verbotenes zu tun, betrat sie das Café. Der Raum war zum Bersten voll mit Männern und Frauen, die auf ein Wunder hofften. Auf einen Stempel im Pass oder auf ein allerletztes Ticket.
    »Suchen Sie jemand?«, fragte der Kellner.
    Harry war nicht da. Auf einer Tafel über dem Tresen war mit Kreide die Speisekarte angeschrieben, in einem halben Dutzend Sprachen. Laura überflog das Angebot. Warum zum Kuckuck sollte sie nicht hier essen? Sie wusste die Antwort so gut, als hätte Dr. Retroverria sie ihr ins Ohr geflüstert. Wenn sie hier blieb und Harry kreuzte plötzlich auf, wären alle guten Vorsätze dahin.
    »Dort drüben wird gerade ein Tisch frei«, sagte der Kellner.
    Obwohl es sie mehr Kraft kostete, als sie besaß, verließ Laura das Café, um auf der anderen Seite des Platzes nach einem Speiselokal zu suchen. Wenn Geraldine wenigstens da wäre! Mit ihrer Freundin war es viel leichter, standfest zu bleiben, als allein mit ihren Wanderstiefeln. Aber ausgerechnet heute Abend hatte Geraldine sich mit einem Literaturstudenten aus Budapest verabredet, dessen Schiff am nächsten Morgen nach Kanada auslaufen würde.
    Schließlich entschied Laura sich für ein Lokal in Richtung Pier. Es war eine typische Touristenbar mit winziger Tanzfläche, auf der ein uralter Gitarrist und eine glutäugige Sängerin einen Fado intonierten. Eine Frau im Abendkleid und ein Mann im weißen Smoking versuchten, nach der wehmütigen Melodie zu tanzen. Doch sie kamen immer wieder aus dem Takt.
    »Laura!«
    Der Mann ließ plötzlich seine Begleiterin stehen und kam auf sie zu. Als Laura sein Gesicht sah, glaubte sie zu träumen.
    »Roberto? Was machst du denn hier?«
    »Ich arbeite hier, im mexikanischen Konsulat. Und du?«
    »Ic h … ich bin nur auf der Durchreise. Nach Amerika.«
    »Willst du etwa zu Fuß dorthin?«, fragte er und blickte auf ihre Füße.
    Laura musste lachen. »Du meinst, wegen der Wanderstiefel?«
    Er küsste ihre Hand und schenkte ihr sein strahlendstes Lächeln. »Gleich um die Ecke gibt es ein erstklassiges Schuhgeschäft. Wenn du mir erlaubst, dir ein Paar Pumps zu kaufen, würde ich gern den Abend mit dir verbringen. Zur Erinnerung an die gute alte Zeit.«
    Laura erwiderte seinen Blick. Hatte er schon immer diesen goldenen Schneidezahn gehabt? Seit Paris hatte sie nie wieder an ihn gedacht. Er hatte damals eine notwendige Pflicht erfüllt, mehr nich t … Plötzlich erinnerte sie sich an die Lust, die er ihr in manchen Nächten bereitet hatte. Der Stierkämpfer war ein sehr guter Liebhaber gewesen.
    »Warum zögerst du? Wegen ihr?« Roberto machte eine Kopfbewegung in Richtung seiner Begleiterin. Obwohl sie perfekt geschminkt war, zog sie mithilfe eines kleinen Handspiegels ihren Lippenstift nach. »Kümmere dich nicht um sie. Sie ist nur eine Sekretärin. Als o – nimmst du meine Einladung an?«
    Sein Gesicht wurde plötzlich ernst. Wie ein Matador seinen Stier schaute er sie an. So hatte er sie auch damals angeschaut, im Café Flore , als er sie vor Harrys Augen erobert hatte. Obwohl Laura wusste, dass es Unsinn war, erinnerte der Blick sie irgendwie an Lubbers.
    »Nein«, sagte sie. »Ich kann leider nicht. Ic h … ich bin mit einer Freundin verabredet.«
    Roberto war sichtlich enttäuscht. »Wenigstens auf ein Glas?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich habe keine Zei t – wirklich. Meine Freundin und ich reisen morgen schon ab.«
    »Schade. Sehr, sehr schade.« Roberto wirkte plötzlich so traurig wie ein Matador in einer menschenleeren Arena. »Es ist immer dasselbe mit di r – eine Sternschnuppe in dunkler Nacht.« Mit einem Seufzer griff er in die Innentasche seines Smokings und holte eine Visitenkarte hervor. »Hier, die Adresse des Konsulats. Wenn

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