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Himmelsfern

Himmelsfern

Titel: Himmelsfern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Benkau
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doch ein.«
    Â»Macht dir das gar nichts aus?« Ich kam mir albern vor, so herumzudrucksen, aber ich war es nicht gewohnt, dass jemand für mich mitbezahlte. »Ich meine, du hast es doch auch nicht so dicke, oder?«
    Â»Geld ist kein Problem, ehrlich nicht. Mach dir darüber keine Gedanken.« Marlon lächelte, dann froren ihm plötzlich die Gesichtszüge ein. »Denk nur bitte nicht, ich würde es auf illegalem Weg verdienen. Das ist alles ganz anders, als es aussieht.«
    Â»Wie denn?« Schnell versteckte ich mich wieder hinter meinem Saft.
    Â»Geld ist das Einzige, wovon ich mehr als genug habe. Man könnte sagen«, er seufzte missmutig, »ich bin von Beruf Vaters Sohn. Meine Eltern besitzen Geld wie Heu.«
    Stimmt, er hatte diese Erbschaft von seinen Großeltern erwähnt. »Aber du lebst nicht bei ihnen?«
    Â»Bald wieder. Denke ich.« Seine Worte klangen sehnsüchtig, resigniert und endgültig zugleich.
    Das Bild, das ich von ihm hatte, begann ein weiteres Mal zu kippen. Die neuen Informationen mischten sich unter das, was ich schon wusste – oder zu wissen glaubte. Waren er, Corbin und Emma vielleicht einfach nur die Blagen reicher Pinkel, die das versnobte Leben satthatten und aus Neugier ausprobierten, was am unteren Rand der Gesellschaft los war? War das hier eine Art Titanic-Experiment nach dem Motto: Die richtigen Partys sind unter Deck in der dritten Klasse? Ich fragte mich, welche Rolle ich dabei spielte. Das naive Gör aus der Arbeiterfamilie, dem man mit mysteriösem Auftreten, ein wenig James-Bond-Thrill und ein paar netten Einladungen den Kopf verdrehen sowie das Herz brechen konnte? Miese Erklärung. Gab es eine bessere?
    Â»Noa?« Marlon sah mich an, als hätten die Überlegungen mein Gesicht grün gefärbt. »Noa, was immer du dir gerade ausmalst, es stimmt nicht.«
    Ich glaubte, mich verhört zu haben. »Woher willst du wissen, was ich denke?«
    Ein Lächeln umspielte seine Lippen. Irgendwie behutsam, als wollte er sich damit an mich herantasten. »Man sieht es in deinen Augen, wenn du misstrauisch wirst.«
    Wie kitschig. Ich zog die Augenbrauen zusammen, so wie Papa es immer tat.
    Â»Bitte, sei nicht misstrauisch«, sagte Marlon und legte seine Fingerspitzen auf meinen Handrücken. Die Berührung war ebenso weich und tastend wie sein Lächeln. »Frag mich einfach. Ich sag dir, so viel ich kann.«
    Â»Du meinst, so viel du sagen darfst .«
    Er schüttelte leicht den Kopf. »Das Dürfen ist nicht das Problem. Niemand kann mir etwas verbieten. Die Schwierigkeit ist, dass ich mich nicht traue.«
    Ich sinnierte über dieses Geständnis, während ich mein Marmeladenbrötchen aß. Anschließend holte ich mir ein weiteres, dazu einen zweiten Teller, randvoll mit Rührei und Speck beladen. Marlon nagte immer noch an seiner ersten Brötchenhälfte, bestellte dafür Kaffee nach.
    Â»Okay«, meinte ich irgendwann und begann mit etwas ganz Banalem. »Wie alt seid ihr, du und deine Geschwister?«
    Er winkte ab. »Emma ist nicht unsere Schwester, sie ist eine gute Freundin. Sie ist achtzehn, so wie ich. Corbin«, Marlons Brust hob sich unter einem lautlosen Seufzen, »ist im Frühjahr zwanzig geworden.«
    Â»Warum wohnt ihr in solchen Bruchbuden, wenn Geld kein Problem ist?«
    Â»Um nicht gefunden zu werden.«
    Das klang derart logisch, dass ich mich ärgerte, überhaupt gefragt zu haben. Vor wem er sich versteckte, wusste ich ja bereits. Bei der Frage nach dem Warum war Marlon mir neulich schon ausgewichen, daher sprach ich ihn vorerst nicht noch einmal darauf an.
    Er schien sich in diesem Café wohlzufühlen, dennoch huschte sein Blick permanent zum Eingang. Keine Bewegung des Personals oder eines Gasts entging ihm.
    Â»Bist du je entspannt?«, fragte ich und erschreckte ihn damit. Er schwieg lange, als müsste er sich erst selbst darüber klar werden.
    Â»Vielleicht wenn ich schlafe«, antwortete er dann leise. »Ich weiß es nicht.«
    Ich traute mich nicht, mehr zu fragen. Es gab so vieles, was ich von ihm wissen wollte. Über ihn, seine Familie, seine Vergangenheit und seine Zukunftspläne. Ich wollte ihm nahe sein und hielt mich nur zurück, weil ich befürchtete, dass er mich abweisen könnte. Ich wusste beim besten Willen nicht, was ich ihn fragen konnte, ohne an seine Barrikaden zu stoßen. Stattdessen schaufelte

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