Himmelsschatten
sind.«
»Aber sie stecken im Inneren von Keanu! Wo Mr. Downey gerade getötet wurde!«
»Komm schon, Rach – du kennst doch deinen Vater. Wenn noch Gefahr bestünde, wäre er niemals da drin geblieben.« Noch während er sprach, wusste Harley, dass er das Falsche gesagt hatte. »Außerdem geht seinem Anzug bald der Sauerstoff aus. Er und Natalia werden im Nu wieder draußen sein, wo man sie sehen kann.«
Rachel umarmte Amy. Es war offensichtlich, dass sie Harley glauben wollte.
Sie konnte es nur nicht.
2
»Zu meinem tiefsten Bedauern muss ich den Tod des Destiny -7 -Astronauten Patrick Downey bekannt geben. Er kam vor Kurzem ums Leben, als sein Raumanzug während einer Exkursion ins Innere des Near-Earth-Objekts Keanu versagte. Sein Verlust wird uns ständig daran erinnern, welche hohen Risiken Astronauten beim Erforschen anderer Welten eingehen.
Colonel Downey wurde in Bend, Oregon, geboren und besuchte die United States Air Force Academy. Er diente ehrenvoll in Afghanistan und Pakistan, ehe er 2012 der NASA beitrat.
Mein aufrichtig empfundenes Beileid gilt seiner Witwe Linda und seinen Kindern Daniel und Kerry.«
DIE ÄUSSERUNGEN DES PRÄSIDENTEN
ZU COL. DOWNEYS TOD
22. AUGUST 2019, BEI WHITEHOUSE.GOV
Zack Stewart fand kaum Zeit, darüber nachzudenken, wie es möglich war, dass er etwas, das aussah wie seine Frau, zwei Jahre nach ihrem Tod in Florida in einem Near-Earth-Objekt zu Gesicht bekam. Mindestens drei weitere Bienenstockzellen rings um »Megan« waren gleich falls aktiv, in jeder dieser Waben formte sich noch ein menschenähnliches Objekt. Doch bis jetzt kam ihm kei nes dieser Gesichter bekannt vor. Deshalb verwarf er seinen ersten, spontanen Gedanken, dass es tatsächlich Megan war, die er anschaute.
Verdammt noch mal, möglicherweise litt er an einem Zuviel oder Zuwenig an Sauerstoff. Beides, ein Mangel sowie ein Übermaß, konnten Halluzinationen erzeugen. Der einzig logische, vernünftige Schluss war, dass er unverzüglich seinen Helm wieder aufsetzen und aus der Kammer flüchten musste.
»Bozhe moi!«
Aus seiner Zeit in der ISS verstand Zack eine Menge Russisch. »Mein Gott!« Natalia hatte sich ein Stück weiter an dem Bienenstock entlangbewegt. Von Zack aus gesehen gab sie in dem wuchtigen Raumanzug und ihrem vergleichsweise winzigen Kopf mit der eng anliegenden Snoopy-Kappe, in der die Kom-Einheit integriert war, eine reichlich komische Figur ab. Just in diesem Augenblick hielt sie sich die Hände ans Gesicht und wirkte umso drolliger.
Halb joggend, halb rutschend begab sich Zack zu ihr. »Was ist los?«
Sie deutete auf eines der anderen angeschwollenen Gehäuse. »Zack, den da kenne ich!«
»Was meinst du damit?« Er wollte Natalia nicht beeinflussen, indem er ihr erzählte, was er gesehen zu haben glaubte.«
»Das ist mein Trainer. Konstantin Alexandrovich! Er brachte mir Skifahren und Schießen bei!« Zack fiel ein, dass Natalia als College-Studentin in der Biathlon-Disziplin an den Olympischen Spielen teilgenommen hatte.
»Das bildest du dir nur ein, es ist eine Illusion.« Er versuchte, nicht nur sie, sondern sich selbst davon zu überzeugen. »Dein Gehirn überlagert fremdartige Strukturen mit vertrauten Bildern.«
»So vertraut war er mir gar nicht! Konstantin starb im Januar. Ich habe ihn seit zehn Jahren nicht gesehen.« Natalia gab ein klägliches Wimmern von sich, wie jemand, der einen Albtraum hat, und wich von der Wabenwand zurück.
Alleingelassen zwang Zack sich, analytisch und wissenschaftlich zu denken. Das Ding in diesem Gehäuse glich in der Tat einem Menschen, so wie das Objekt, das Megan ähnlich sah. Es besaß eindeutig ein Gesicht, das eines Man nes. Geschlossene Augen, Nase, Mund.
Ein Teil des dünnen Films, der das Gesicht bedeckte, platzte auf und gab einen »Mund« frei, in dem etwas zu sehen war, das man nur als Zähne bezeichnen konnte. Zwei davon glänzten wie Stahl.
In Russland war eine solche Zahnbehandlung früher üblich gewesen.
»Zaacck!«
Als Zack seinen Namen hörte, drehte er sich um. Ein paar Meter von ihm entfernt hockte Natalia auf dem Boden, hatte die Augen geschlossen und die Arme um sich geschlungen. »Was gibt’s?«
»Wie bitte?« Sie machte einen erschrockenen Eindruck.
»Du hast mich doch gerade gerufen.«
»Hab ich nicht.«
»Dann …«
Zack brauchte die Frage nicht ganz auszusprechen. Er sah dieses Megan-Ding, in einer Entfernung von nicht mal einem Dutzend Meter; es lag immer noch in der Bienenwabe auf der Seite, aber
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