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Himmelssucher - Roman

Himmelssucher - Roman

Titel: Himmelssucher - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: carl's books Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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eigentlich nichts«, sagte ich.
    »Das ist ein Zeichen, Behta «, sagte sie nach einer Weile. »Du bist erst der zweite Mensch, den ich kenne, dem der Prophet im Traum erschienen ist.«
    »Ein Zeichen?«
    »Du bist auserwählt. Du wirst einmal ein Führer sein. Ein Führer unseres Volkes«, sagte sie tonlos. Ich nickte. Ich wusste, sie hätte es nicht gesagt, wenn ich ihr auch den Rest erzählt hätte.
    Mina berührte meinen Gips. Sie hatte dunkle Ringe unter den Augen, die Paste auf ihrem Gesicht bröckelte, die Haut um ihr linkes Auge, wo Mutters Schläge auf sie niedergegangen waren, hatte sich blau schwarz verfärbt und war geschwollen. Sie sah so traurig aus. »Ich kann dir gar nicht sagen, wie leid es mir tut.«
    »Du hast schon gesagt, dass es dir leid tut, Tante.«
    »Ich weiß. Es ist wirklich so.« Sie zögerte. »Wie geht es deinem Arm?«
    »Gut.«
    »Hast du noch Schmerzen?«
    Ich nickte. Das dumpfe Pochen entlang des Knochen war immer da.
    »Ich fühle mich ganz schrecklich.« Wieder zögerte sie. »Tut mir leid, dass ich dich im Krankenhaus nicht besucht habe.«
    »Du hast mir die Blumen geschickt.«
    Mina lächelte. »Haben sie dir gefallen?«
    »Sie waren schön«, sagte ich.
    Ich musste daran denken, wie sie in diesem besonderen Licht aussahen, das ich nach der Operation gesehen hatte. Ich wollte ihr von diesem Licht erzählen. Aber bevor ich es konnte, begann sie zu reden:
    »Ich will dir etwas sagen, Hayat … Was du Imran erzählt hast, das ist falsch. Es war falsch, was ich getan habe. Es war falsch, dass ich dich geschlagen habe. Aber es war auch falsch, was du gesagt hast. Es steht nicht im Koran.«
    »Doch, Tante … es steht in …«
    Sie schnitt mir das Wort ab. »Du bist noch zu jung, um manche Dinge zu verstehen. Es war mein Fehler, ich hätte achtsamer sein müssen.« Ihr Ton war schroff und ungeduldig. »Der Koran sagt eine Menge. Und manches davon wirst du erst verstehen, wenn du älter bist.«
    Ich sah weg.
    »Sieh mich an, wenn ich mit dir rede, Hayat.« Mit einem Finger drehte sie mein Kinn wieder in ihre Richtung. Das, wurde mir jetzt klar, war der ganze Grund gewesen, warum sie mit mir reden wollte – nicht mein Traum vom Propheten. »Nathan hat dir nie etwas getan. Er war immer gut zu dir … zu dir, zu mir und zu Imran. Zu dieser Familie. Er hat ein gutes Herz, anders hast du ihn nie erlebt. Er hat es immer gut gemeint. Er hat es nicht verdient, so behandelt zu werden. Er hat es nicht verdient, dass du solche Dinge über ihn sagst.«
    Ich wusste nicht, wie ich darauf reagieren sollte. Ich war beschämt und trotzig zugleich. Wenn ich jetzt wegsah, würde sie glauben, dass sie recht hätte.
    »Ich möchte, dass du darüber nachdenkst«, sagte sie. »Okay, Behta? «
    Ich sagte nichts.
    »Hast du mich gehört, Behta ?«
    Sie kann mich nicht zwingen, dass ich etwas sage , dachte ich und starrte ihr nur ins Gesicht.

13
    GLAUBENSAKTE
    W as ich als Nächstes tat, sollte ich später am meisten bereuen.
    Minas Entschluss, mit Nathan nicht mehr zu reden, hielt nicht lange an. Ich hörte zufällig, wie sie zu Mutter sagte, dass sie sich mit ihm treffen wolle. Einen Tag darauf sah ich sie am Telefon, das Kabel zog sich von der Küche durch das Fenster hinaus auf die Veranda, wo sie in einem Sessel saß und liebevoll in den Hörer sprach. Ich wusste, sie hatte Nathan in der Leitung. Und als ich sie so durch das Küchenfenster beobachtete, ergriff etwas Dunkles, Finsteres von mir Besitz, als würde schwarzes Blut durch meine Adern rauschen. Ich lief nach oben in mein Zimmer, nahm das Buch aus dem Regal, das Nathan mir geschenkt hatte, ging hinaus in die Garage und warf es in die Mülltonne. Aber als ich das Buch auf dem stinkenden Haufen weißer, zusammengeschnürter Müllbeutel liegen sah, wollte sich nicht das Gefühl einstellen, das ich mir erhofft hatte. Wenn ich überhaupt etwas fühlte, dann Hilflosigkeit.
    Aber plötzlich hatte ich eine Idee.
    Ich kehrte ins Haus zurück und ging in Minas Zimmer. Mein Blick huschte über die Buchreihen, bis ich ihn sah – den dünnen gebundenen Band. Ich schlug die Seite auf, auf der ich Minas Namen entdeckt hatte, den sie als verheiratete Frau getragen hatte.
    Dort stand er.
    Ich nahm das Buch mit in mein Zimmer, setzte mich an den Schreibtisch und schrieb mit der linken Hand – mein rechter Arm war noch eingegipst – die Adresse ab. Es dauerte seine Zeit. Und als ich wieder in Minas Zimmer war, um das Buch zurückzustellen, kam die Schwärze in

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